# taz.de -- Cannabis, China und Klimaaktivisten: Voller Durchzug
> Politisches zum In-der-Pfeife-Rauchen: Nach Russland gehört nun auch
> China zu den Bösen. Es kriselt zwischen Macron und Scholz. Und:
> Kartoffelbrei für den Klimaschutz.
IMG Bild: Der Joint wird an die EU weitergereicht, mal gucken, ob’s da auch knallt
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Neben Russland jetzt auch China sehr böse.
Und was wird besser in dieser?
Mit Trump-Comeback könnten die USA nachziehen.
Das Bundeskabinett hat die [1][Cannabislegalisierung] auf den Weg gebracht.
Welche deutschen Machthaber:innen sollten dringend mal einen
durchziehen?
Lauterbach und Habeck reden mitunter eh schon wie als Kinder in den
Zaubertrank gefallen. Manchen politischen Eiferern wünschte man hingegen,
die eine oder andere Idee in der Pfeife zu rauchen. Als ich meinem
heranwachsenden Sohn in Amsterdam väterlich gesprächsbereit Coffeeshops
zeigte, winkte er beim dritten müde ab: „Papa, das ist doch eher etwas für
euch Ältere.“ Das tröstete mich, denn in meiner Generation sah ich einige
vom Joint die Abkürzung zur Psychose nehmen – oder bis ins reife Alter
untertourig durchnebeln. Der Gesetzentwurf will entkriminalisieren, den
Markt durchsichtiger machen und Jugendliche schützen. Und das Vorgehen ist
stilgerecht: Der Joint wird an die EU weitergereicht, mal gucken, ob’s da
auch knallt.
Es kriselt in der Beziehung zu unseren französischen Nachbarn. Macron ist
sich mit Scholz noch nicht so grün, wie er es einst mit Angela Merkel war.
Wie kann ihre Liebe entfacht werden?
„We agree to disagree“, konnte Merkel so schwurbulieren, dass es immer auch
ein bisschen klang nach „ischliebedisch“. Macron und Scholz dagegen rangeln
um Streitpunkte. Europäische Schulden, Militärprogramme, Gasdeckel. Macron
hat innenpolitische Sorgen, Scholz klingt zu sehr nach „Le Wumms c’est
moi“. Es wird nur gemeinsam gehen. Das Feindbild Russland scheint geeignet,
die Partner zu entzweien, also frivoler Gedanke: Versucht’s mal mit
Amerika. Merkel konnte das mit einem Lächeln.
China steigt in ein Containerterminal des Hamburger Hafens ein. Fliegen
jetzt bald Drachen statt Möwen über den Schiffen?
Höre den Weltgeist höhnisch grollen: 1898 „pachtete“ das deutsche
Kaiserreich unter militärischem Zwang den chinesischen Küstenflecken
Kiautschou. Um einen Kriegshafen zu errichten, Kolonialherrlichkeit,
Weltmacht, ein rassistisches Regime und eine ordentliche Brauerei. Das
mündete in ein wirtschaftliches Debakel, die unselige Barbarei Wilhelms mit
„Hunnenrede“ im „Boxeraufstand“. Kurz: Unsere Ahnen leisteten sich die
Vollblüte dessen, was jetzt als Übermannungsparanoia über das Hamburger
Hafenterminal am Markt ist. Wie sagt der Chinese: What goes around, comes
around. Bis heute begeht man im ehedem kaiserlichen Hafen Quingdao das
Oktoberfest. Wohlsein.
Ab 2035 dürfen laut EU keine Verbrenner mehr produziert werden. Was soll
dann aus den Raser:innen auf der Autobahn werden?
Rasen dann elektrisch.
[2][Rishi Sunak] ist neuer britischer Premier. Seit dem Brexit hat kein
Premier eine volle Amtszeit geschafft. Kann er es?
Ein Abkömmling der Kolonie regiert die Kolonialmacht. Liegt an den Briten,
dies nun mit Leben zu füllen – oder mit Angst und Selbstzweifel. Soweit die
Romantikrundfahrt. Dahinter dräut die knallkapitalistische Agenda, in der
sich Sunak von seinen Vorgänger:innen nicht unterscheidet. Dem Geld ist
egal, wer es ungerecht verteilt. Und wer als nächster.
[3][Elon Musk] hat Twitter jetzt endlich wirklich gekauft. Was würden Sie
als frischer Twitter-Chef als Erstes tun?
Den ESC, die nächsten Olympischen Spiele, eine Fußball-WM und eine bei
Besuchen aufzuspielende Hymne fordern. Elon Musk ist die personifizierte
Frage, warum ein System, das gegen absolute Macht Einzelner angetreten ist,
absolute Macht eines Einzelnen produziert. – Mist, 261 Zeichen. Passt
nicht.
Klimaaktivist:innen bewerfen berühmte Gemälde mit Essen. Früher hat
man Essen hauptsächlich auf Politiker geworfen. Was finden Sie
angemessener? Und was könnte man noch bewerfen?
Im westlichen Ruhrgebiet sagt man gern: Mit Essen spielt man nicht. Die
Sinnfrage hinter diesen Aktionen bleibt offen, einfach weil sie auch ohne
Sinn funktionieren: Randale und Medienaufmerksamkeit. Inhaltlich gibt es
keinen Zusammenhang. Doch es frommt dem guten Zweck, schadet niemandem
ernstlich und vielleicht steigt bei „Bares für Rares“ später mal die
Expertise für nachweislich beworfene Kunst.
Und was machen die Borussen?
Im Fanshop sind Badeschlappen herabgesetzt. Auswärtsschlappen weiter
gratis.
Fragen: Alexandra Hilpert, Daniel Schütz
30 Oct 2022
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