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       # taz.de -- Erneute Alarmzeichen in der Oder: Wieder zu viel Salz im Wasser
       
       > Nach dem Fischsterben in dem Grenzfluss im August blieb unklar, woher
       > genau die tödliche Substanz stammte. Fängt jetzt alles wieder von vorn
       > an?
       
   IMG Bild: Hohe Salzwerte in der Oder? Beim letzten Mal gab es bald darauf Tonnen toter Fische in dem Fluss
       
       Potsdam dpa | In der Oder ist ein erhöhter Salzgehalt festgestellt worden.
       Das bestätigte am Wochenende das Umweltministerium in Potsdam mit Verweis
       auf Erkenntnisse des Landesamtes für Umwelt. Erst im August war aus dem
       deutsch-polnischen Grenzfluss tonnenweise toter Fisch geborgen worden.
       Experten gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein Grund für
       das Fischsterben war, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und
       einer giftigen Algenart.
       
       Aus dem Umweltministerium hieß es, die nun beobachteten Leitfähigkeiten
       lägen zwar unterhalb der Spitzenwerte, die im Sommer gemessen worden seien,
       doch deutlich über den Durchschnittswerten der vergangenen Jahre. Die
       elektrische Leitfähigkeit im Wasser ist ein Indikator für den Gehalt von
       Salzen.
       
       Der betroffene Oder-Abschnitt führe seit Jahren hohe Salzfrachten, teilte
       das Landesministerium mit. Die in der Oder „vorkommende Lebensgemeinschaft“
       habe sich offensichtlich sowohl an die hohe Grundbelastung als auch an die
       zu verzeichnenden Schwankungen und Spitzen angepasst.
       
       Aus dem Bericht von Experten zu den Ursachen des massenhaften Fischsterbens
       geht hervor, dass eingeleitetes Salz zur Massenvermehrung der
       Brackwasseralge Prymnesium parvum im Sommer geführt habe. Diese wiederum
       habe eine giftige Substanz erzeugt, die zum massiven Tod der Fische und
       anderer Organismen wie Schnecken und Muscheln geführt habe. Die Quelle der
       Salze, anderer Elemente und Chemikalien sei jedoch unklar.
       
       ## Kein Algenwachstum erwartet
       
       Das Umweltministerium teilte mit, derzeit sei bei Wassertemperaturen von
       etwa 13 Grad Celsius eine Massenvermehrung dieser Algenart, die überwiegend
       in tropischen und subtropischen Gewässern vorkomme, nicht zu erwarten.
       
       „Für eine Algenblüte sind die Wassertemperaturen jetzt zu niedrig“, sagte
       der Gewässerökologe Christian Wolter vom Leibniz-Institut für
       Gewässerökologie und Binnenfischerei Zeit online. „Aber dass [1][nach der
       Katastrophe im Sommer] nichts an der Ursache geändert wird, nur weil man
       keine toten Fische mehr sieht, das entsetzt mich schon.“
       
       Landesumweltminister Axel Vogel (Grüne) hatte angekündigt, Brandenburg
       wolle Umweltkatastrophen wie das Fischsterben in der Oder künftig schneller
       erkennen können. Es werde überprüft, ob und wie Messsystem und Meldeketten
       optimiert werden könnten. „Vor dem Hintergrund der Klimakrise und der
       Niedrigwassersituation an den Flüssen werden Bund und Länder außerdem den
       Umgang mit Einleitungen in die Flüsse überprüfen und gegebenenfalls neu
       regeln müssen.“
       
       ## Klage in Vorbereitung
       
       Zudem bereitet das Umweltministerium eine Klage gegen den Oder-Ausbau auf
       polnische Seite vor, die bis zum 16. November eingereicht werden muss.Polen
       will den Ausbau der Oder vorantreiben und nennt als ein Ziel einen besseren
       [2][Schutz vor Hochwasser]. Umweltschützer sehen durch eine Regulierung der
       Oder dagegen Gefahren für das Ökosystem des Flusses. Nach dem massenhaften
       Fischsterben hatte es vom Bundesumweltministerium in Berlin geheißen, die
       Oder müsse sich von der Umweltkatastrophe erholen. Ausbaumaßnahmen stünden
       einer erfolgreichen Regeneration entgegen.
       
       Am polnischen Flussufer gibt es etwa bei Slubice Arbeiten an Buhnen – das
       sind rechtwinklig zum Ufer hin errichtete Dämme, die in Richtung Flussmitte
       zeigen. Das Land Brandenburg hatte im August 2020 gegen den polnischen
       Umweltbeschluss zu den Ausbaumaßnahmen Widerspruch eingelegt. Im August
       dieses Jahres war dieser abgewiesen worden. Dagegen will das Land nun mit
       seiner Klage vorgehen. Auch Umweltverbände in Deutschland [3][klagten
       bereits gegen den Oder-Ausbau].
       
       30 Oct 2022
       
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