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       # taz.de -- Streamingfilme an Halloween: Ein Albtraum voller Ratten
       
       > An Halloween bieten Streaminganbieter Filme aus dem Horrorgenre an. Aber
       > nicht alle glänzen mit Qualität. Eine Ausnahme: „Cabinet of Curiosities“.
       
   IMG Bild: Kein Horror ohne Särge
       
       Das grusligste an [1][Halloween] ist die Qualität der vielen Filme und
       Serien aus dem Horrorgenre auf nahezu jedem Streamingportal. Auch wenn
       gelegentlich mal ein Trash-Juwel auftaucht. Die Hauptprobleme: Es gibt
       keinen Grusel, es gibt keinen Plot, es gibt immense Plot-Holes, man sieht
       nichts (weil zu dunkel gedreht), die Geschichte ist absehbar, es gibt
       keinerlei Gefühle (außer Angst). Netflix aber hat diese Saison
       [2][Guillermo del Toro] im Programm mit einer von ihm zusammengestellten
       Anthologie: „Cabinet of Curiosities“.
       
       Del Toro ist ein großartiger Regisseur, für den Angst und Unterhaltung
       nicht die einzigen Gründe für Geschichten sind. „Pans Labyrinth“ (2006) hat
       zurecht drei Oscars gewonnen. Im faschistischen Spanien 1944 versucht ein
       Mädchen den Wirren des Krieges zu entfliehen und kommt in Kontakt mit einer
       verborgenen magischen Welt. Anders als Alice ist es jedoch kein Wunderland
       mit kiffender Raupe, sondern ein Albtraum mit Kinderfressern und
       Menschenopfern – als wäre die Realität nicht schlimm genug. Wir sehen alte
       Seelen, die von Hass, Gewalt und Paranoia zerfressen sind und hoffen
       zwischen Jump Scares und Ekelaufnahmen, dass das Kind nicht zerspringt.
       Horror, der geht bei del Toro vor allem durch die Darstellung anderer
       Emotionen, die viel verheerender sein können als Angst. Das zeigt sich auch
       in den Filmen, die er für die Anthologie ausgesucht hat.
       
       Er will Geschichten zeigen, die ihn nicht mehr loslassen, seit er sie
       gelesen oder sich erdacht hat. Er hat alte und neue Regisseur*innen
       ausgesucht, die gut vorgelegt haben im Genre, und sie insgesamt acht
       Episoden zwischen etwa 45 und 60 Minuten drehen lassen. Für zwei davon hat
       er dann auch selbst am Drehbuch mitgewirkt. Leider auch bei der ersten, die
       direkt zum Abbruch der Serie verleiten könnte: Da ersteigert ein
       verschuldeter Rassist einen Lagerraum, ist ätzend zu allen und muss dann
       entdecken, dass ein Dämon mit im Spiel ist. Na, wie könnte das ausgehen?
       Spoiler braucht es nicht, Sie werden es selbst nach drei Minuten ahnen.
       
       Das gute: Man kann sich frei aussuchen, welchen Film man ansieht.
       Eingeführt werden sie immer von del Toro selbst, der als Zeremonienmeister
       vor ein aufgebautes Kuriositätenkabinett schreitet, Türchen und Klappen
       öffnet, Gegenstände herausholt oder versenkt und den thematischen Rahmen
       steckt für das, was kommt. Dabei erinnert er so sehr an X-Faktor-Ikone
       Jonathan Frakes, dass man fast schon enttäuscht ist, dass er nicht nach der
       jeweiligen Episode fragt: „Was meinen Sie, ist die Geschichte wahr oder
       haben wir Sie frei erfunden?“
       
       ## Tempel der Verdammten
       
       Da ist für jede*n etwas dabei, der*die Spaß an Angst hat. Wie wäre es mit
       einem Parasiten, der sich in menschlichen Körpern einnistet? Oder wollen
       Sie lieber lachen, während ein Mann seine Würde verliert? Dann begleiten
       Sie den Friedhofsverwalter Masson. Der beklaut die vergrabenen Leichen –
       solange bis er sich mit einem Lovecraft-Zombie-Wesen in einem Tempel der
       Verdammten anlegt und auf ein Riesenrattenweibchen trifft, deren Nachkommen
       die Stadt oder zumindest die Friedhöfe kontrollieren.
       
       Seien Sie dabei, wenn Menschen tief stürzen oder dunkle Triumphe feiern.
       Aber drehen Sie sich dabei niemals um!
       
       30 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Drosdowski
       
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