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       # taz.de -- Coronazahlen vom 18. Oktober 2022: Die Herbstwelle verliert an Schwung
       
       > Die registrierten Infektionen steigen seit Tagen nicht mehr an. Die
       > Zahlen aus den Kliniken bleiben extrem, ihre Aussagekraft aber verliert
       > an Wert.
       
       Berlin taz | Die Corona-Zahlen von Dienstag lassen vermuten, dass die
       #Herbstwelle schon wieder stark gebremst wird. Allerdings springen die
       Zahlen dermaßen hin und her, dass es schwerfällt, sie zu interpretieren.
       Schwieriger wird auch zu beurteilen, wie dramatisch die Welle ist.
       
       Der Tageswert von 150.052 neu registrierten Corona-Infektionen lässt den
       7-Tage-Mittelwert um 3.212 auf 91.103 sinken. Er ist damit schon seit 5
       Tagen nicht mehr gestiegen. Die Kurve ist deutlich nach unten geknickt.
       
       Der 7-Tage-Mittelwert der Corona-Neuinfektionen liegt am Dienstag um 13,2
       Prozent niedriger als eine Woche zuvor. Das ist der erste Wochenrückgang
       seit über einem Monat. Allerdings pendelt dieser Wert aktuell so sehr, dass
       bei Sprüngen in beide Richtungen Skepsis angebracht ist.
       
       Zumindest zum Teil dürften die Sprünge immer noch eine Spätfolge der
       Verzerrungen durch den Feiertag am 3. Oktober sein.
       
       Immerhin entwickelt sich die Infektionszahl sehr ähnlich wie die
       Hospitalisierungsrate. Die liegt am Dienstag 3,7 Prozent niedriger als vor
       1 Woche. Auch hier ist das der erste Rückgang seit mehreren Wochen.
       
       Der Gleichklang beim Verlauf der beiden Kurven könnte allerdings auch dafür
       sprechen, dass ein Großteil der Infektionen sowieso nur noch durch die
       PCR-Tests bei Klinikaufnahmen entdeckt wird. Insofern ist es mittlerweile
       fast zwingend, dass beide Kurven ähnlich verlaufen.
       
       Die Hospitalisierungsrate liegt laut Berechnung des RKI am Dienstag bei
       11,93. Mit den zu erwartenden Nachmeldungen dürfte sie bei 19 liegen.
       Beides ist etwas weniger als in den letzten Tagen, verglichen mit den
       Werten der bisherigen Wellen aber weiter extrem hoch.
       
       Auch bei der Zahl der #Covid19-Patient:innen auf Intensivstationen ist der
       Aufwärtstrend abgeschwächt. Stand Montag werden dort 1.786 Menschen
       behandelt, das sind 11,4% mehr als vor 1 Woche. Zuletzt hatte das
       Wochenwachstum aber teils bei über 50% gelegen.
       
       Die Zunahme der Intensivpatient:innen zeigt eine wachsende Belastung
       in den Kliniken. Auch weil gleichzeitig vermehrt Personal durch eigene
       Erkrankung ausfällt. Als verlässlicher Indikator für die Schwere der
       Pandemie hat diese Zahl aber an Aussagekraft verloren.
       
       Denn wenn vermehrt auch auf den Intensivstationen Patient:innen nicht
       wegen, sondern „nur“ mit Corona behandelt werden, lässt sich aus dem Wert
       nicht mehr klar ablesen, wie hoch das Risiko, schwer zu erkranken, bei
       einer Infektion ist.
       
       Der Tageswert von 209 neu registrierten Corona-Toten ist der zweithöchsten
       der letzten zwei Monate. Er lässt den 7-Tage-Mittelwert auf 129,9 steigen.
       Das ist mehr als der Höchststand der Sommerwelle und 38,6 Prozent mehr als
       vor einer Woche.
       
       Anhand der Kurve lässt sich aber auch deutlich erkennen, dass der sehr
       extreme Anstieg der letzten Woche sich offenbar nicht fortgesetzt hat.
       
       Im Vergleich mit den Vorjahren werden aktuell wieder deutlich mehr
       Corona-Tote registriert als im Herbst 2020 und 2021. Allerdings scheint die
       Totenkurve durch Nachmeldungen nach oben verzerrt.
       
       Das belegt ein Blick auf die nächste Grafik, für die die Todesfälle nicht
       nach Meldedatum, sondern später korrigiert der jeweiligen Sterbewoche
       zugerechnet werden. Hier scheint die Todeskurve seit Mitte September sogar
       niedriger als in den Vorjahren.
       
       Aber auch hier muss man vorsichtig interpretieren. Denn die Werte der
       letzten Sterbewochen werden sich durch die jetzt noch fehlenden
       Nachmeldungen noch erhöhen. Auch dieser Indikator ist somit aktuell nur
       schwer zu interpretieren.
       
       Immerhin ein klare Corona-Zahl gibt es am Ende doch. Die Impfungen nehmen
       wieder zu. Im 7-Tage-Mittel wurden zuletzt fast 74.000 Impfungen pro Tag
       verabreicht. Das sind 21 Prozent mehr als vor 1 Woche. 90 Prozent davon
       waren Viertimpfungen.
       
       Im Vergleich mit der äußert erfolgreichen Impfkampagne vor einem Jahr ist
       das wenig. Allerdings sind viele durch Dreifachimpfung plus überstandener
       Infektion auch ohne vierten Piks gut geschützt gegen einen schweren
       Verlauf.
       
       Die [1][am Dienstag veröffentlichten PCR-Test-Zahlen des Laborverbandes
       ALM] deuten auf ein minimales Abflauen der #Herbstwelle hin. Demnach gab es
       in letzte Woche trotz Herbstferien in einigen Ländern etwas mehr Tests,
       aber nicht mehr positive Resultate. Die Positiv-Quote sank somit leicht auf
       53,3%.
       
       Der Autor [2][analysiert auf Twitter] seit August 2021 die jeweils
       aktuellen Corona-Zahlen. Die Threads werden hier auf taz.de übernommen.
       
       18 Oct 2022
       
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   DIR [2] https://twitter.com/gereonas
       
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   DIR Gereon Asmuth
       
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