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       # taz.de -- Proteste in Iran: Umjubelte Rückkehr
       
       > Sportkletterin Elnas Rekabi ist nach Teheran zurückgekehrt und wird
       > gefeiert. Ihre staatstragenden Statements sind wohl unter Druck zustande
       > gekommen.
       
   IMG Bild: Elnas Rekabi auf dem Flughafen in Teheran bei ihrer Rückkehr aus Südkorea
       
       Teheran afp/taz | Nach ihrer Teilnahme ohne Kopftuch [1][an einem
       Kletter-Wettkampf in Südkorea] ist die iranische Sportlerin Elnas Rekabi am
       Flughafen in Teheran von einer jubelnden Menschenmenge begrüßt worden. Wie
       aus Videos der staatlichen Nachrichtenagentur Irna hervorgeht, kam die
       33-Jährige früh am Mittwochmorgen am Imam-Chomeini-Flughafen in der
       iranischen Hauptstadt an. Nach Aufnahmen der reformorientierten
       Tageszeitung Shargh hießen sie Dutzende Menschen willkommen, jubelten und
       klatschten.
       
       Bei einem Durchgang im Kletterwettbewerb hatte Rekabi nur ein Band im Haar
       getragen, wie auf den Videobildern der Internationalen Föderation der
       Sportkletterer (IFSC) zu sehen war. Dies widerspricht den
       Kleidervorschriften der Islamischen Republik, nach denen iranische
       Sportlerinnen nicht nur im eigenen Land, sondern auch im Ausland die Haare
       bedecken müssen. Dass Rekabi ohne Kopfbedeckung kletterte, wurde als
       Zeichen der Unterstützung für die Massenproteste im Iran gedeutet.
       
       Auch nachdem die 33-Jährige sich am Flughafen vor Staatsmedien erklärt
       hatte, nur versehentlich keine Kopfbedeckung getragen zu haben, ist ihr die
       Unterstützung der Protestierenden gewiss. Viel spricht dafür, dass sie das
       Statement unter Druck ihres Verbandes und der Sicherheitsbehörden im Iran
       abgegeben hat. Die BBC hatte zuvor berichtet, ihr sei schon unmittelbar
       nach dem Wettkampf das Mobiltelefon und der Pass abgenommen worden. Ihr
       Statement auf Instagram, in dem sie auch davon spricht, versehentlich ohne
       Kopftuch geklettert zu sein, würde demnach nicht von ihr selbst stammen.
       
       [2][Die Protestierenden im Iran] jedenfalls glauben nicht an diese
       offizielle Version des Vorfalls beim Kletterwettbewerb. „Elnas ist eine
       Heldin“, skandierten die Menschen vor dem Terminal. Sie umringten einen
       weißen Transporter und ein Auto, von dem sie annahmen, dass sich die
       Sportlerin und das weitere Kletter-Team darin befanden. Einige der
       anwesenden Frauen trugen keine Kopfbedeckung. Es war unklar, wohin Elnas
       nach ihrer Ankunft am Flughafen fuhr.
       
       Die International Federation of Sport Climbing veröffentlichte derweil ein
       Statement, nach dem sie Kontakt zu Rekabi aufgenommen hat und über ihre
       Rückkehr in den Iran informiert sei. Das Hauptaugenmerk liege auf der
       Sicherheit der Athletin. Die IFSC steht voll und ganz zu den Rechten der
       Athleten auf eigene Entscheidungen und freie Meinungsäußerung.
       [3][Eindeutigere Aussagen aus der Welt des Sports gibt es bislang nicht] –
       weder zum Fall Rakabi noch zu den Massenprotesten im Iran überhaupt
       
       Die seit Wochen andauernden Massenproteste im Iran hatten sich am Tod der
       jungen Kurdin Mahsa Amini entzündet. Die 22-Jährige war am 16. September in
       Teheran ums Leben gekommen, nachdem sie von der Sittenpolizei festgenommen
       worden war. Sie hatte ihr Kopftuch angeblich nicht vorschriftsgemäß
       getragen.
       
       19 Oct 2022
       
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