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       # taz.de -- Evakuierung von Cherson: Putin verhängt Kriegszustand
       
       > Russland will die Bewohner der südukrainischen Stadt evakuieren, Kiew
       > appelliert zum Bleiben. Angriffe auf ukranische Städte werden
       > fortgesetzt.
       
   IMG Bild: Das Bild der russischen Agentur TASS zeigt Zivilisten, die sich auf den Weg aus Cherson machen
       
       Der russische Präsident Wladimir Putin hat in vier kürzlich annektierten
       ukrainischen Gebieten den Kriegszustand verhängt. Damit gehen erweiterte
       Machtbefugnisse für die russischen Besatzungsverwaltungen in den Gebieten
       Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja einher. Ebenfalls enthalten in
       Putins Erlass ist eine „vorübergehende Aussiedlung von Bewohnern in sichere
       Gebiete“.
       
       Bereits am Dienstagabend hatten die Machthaber der von Russland besetzten
       ostukrainischen Metropole [1][Cherson] die Evakuierung von 50.000 bis
       60.000 Einwohnern der Stadt auf das linke Ufer des Dnipro und nach Russland
       angekündigt. Offensichtlich rechnet man in Cherson mit einem Angriff der
       ukrainischen Armee zur Rückeroberung.
       
       Der stellvertretende russische Ministerpräsident Marat Chusnulin versprach
       allen Bewohnern von Cherson, die in russische Regionen umziehen möchten,
       ein Wohnungszertifikat. Dies berechtige Einwohner „in jeder Region
       Russlands eine Wohnung zu wählen“.
       
       Der Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, [2][General
       Surowkin], räumte am Dienstagabend ernsthafte Probleme in Cherson ein.
       Surowkin sprach von einer bevorstehenden „Ausreise“ der Bevölkerung von
       Cherson entsprechend eines Umsiedlungsprogrammes der russischen Regierung.
       Auffallend an seiner Videoansprache: Völlig emotionslos blickte er die
       ganze Zeit zur Seite, als lese er den Text von einem Bildschirm ab.
       
       ## Ukraine: Bleibt in der Stadt!
       
       Ganz anders agierte hingegen der von Russland eingesetzte stellvertretende
       Chef des Gebiets Cherson, Kirill Stremousow. In erhöhter Stimmlage forderte
       er die Bevölkerung auf, Stadt und Gebiet zu verlassen. Gleichzeitig
       kündigte er an, dass man die Stadt nicht aufgeben, sondern um sie kämpfen
       werde. Seit Mittwochvormittag, berichtet das Portal strana.news, würden
       Bewohner von Cherson SMS-Nachrichten erhalten, in denen sie aufgefordert
       würden, zeitnah die Stadt zu verlassen, „da ein Beschuss von Wohnvierteln
       durch die ukrainischen Streitkräfte zu erwarten ist“.
       
       „Die Russen wollen die Einwohner von Cherson mit gefakten Nachrichten über
       eine angebliche Beschießung der Stadt durch unsere Armee einschüchtern. Für
       sie ist die Evakuierung eine Propagandaaktion“, kommentiert Andrij Jermak,
       Leiter der ukrainischen Präsidialadministration, die Evakuierungspläne.
       „Eine ziemlich primitive Taktik, wenn man bedenkt, dass die ukrainischen
       Streitkräfte keine ukrainischen Städte bombardieren – das machen
       ausschließlich russische Terroristen.“
       
       Yaroslav Yanushevich, Chef der ukrainischen Militärverwaltung von Cherson,
       forderte die Bevölkerung der Stadt auf, die Aufrufe zur Evakuierung zu
       ignorieren. Die Evakuierung sei nichts als eine Propagandaaktion, mit der
       man bildlich zeigen wolle, dass die Bevölkerung von Cherson Angst vor der
       ukrainischen Armee habe, zitiert die Agentur nv.ua Armeesprecherin Natalja
       Gumenjuk.
       
       Unterdessen gingen die Angriffe auf ukrainische Städte auch am Mittwoch
       weiter. Flugabwehrbatterien hätten „mehrere russische Raketen“ über Kiew
       abgeschossen, erklärte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko. Luftalarm
       bestand auch in der Region Winnizja.
       
       19 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
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   DIR Bernhard Clasen
       
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