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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: 750 Milliarden Dollar
       
       > Der Wiederaufbau der Ukraine könnte mehr als 750 Milliarden Dollar
       > kosten. Kiew fordert, ein IAEA-Team solle Russlands Vorwürfe der
       > „schmutzigen Bombe“ prüfen.
       
   IMG Bild: Ruinen in der Ukraine
       
       ## Scholz will Wiederaufbau der Ukraine auf EU-Beitritt ausrichten
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz will den Wiederaufbau der Ukraine nach einem Ende
       des Krieges ganz auf eine [1][EU-Mitgliedschaft des Landes] ausrichten.
       „Wenn wir die Ukraine wiederaufbauen, dann tun wir das mit dem Ziel der
       Ukraine als EU-Mitglied im Kopf“, sagte der SPD-Politiker am Montag auf
       einem Wirtschaftsforum in Berlin. Die Verkehrsinfrastruktur sowie der
       Logistik- und Transportsektor müssten so aufgebaut werden, dass das Land
       problemlos an die EU angebunden werden könne.
       
       Die Beitrittsperspektive solle auch als Signal an private Investoren
       verstanden werden. „Wer heute in den Wiederaufbau der Ukraine investiert,
       der investiert in ein künftiges EU-Mitgliedsland, das Teil sein wird
       unserer Rechtsgemeinschaft und unseres Binnenmarkts“, sagte Scholz.
       
       Der Kanzler verwies darauf, dass über 2000 deutsche Unternehmen in der
       Ukraine aktiv seien, andere wollten so schnell wie möglich zurück. Er
       appellierte an die ukrainische Regierung, die Rahmenbedingungen für
       Investitionen ihrerseits weiter zu verbessern. Er nannte mehr
       Rechtsstaatlichkeit, mehr Transparenz und einen noch entschiedeneren Kampf
       gegen die Korruption.
       
       Scholz sagte der Ukraine auch erneut weitere militärische Hilfe zu,
       insbesondere zum Schutz von Angriffen aus der Luft. Man werde die Ukraine
       so lange unterstützen, wie es nötig sei, bekräftigte er.
       
       Die Kosten für den Wiederaufbau der Ukraine hat der ukrainische
       Ministerpräsident Denys Schmyhal auf 750 Milliarden Dollar beziffert. Es
       böten sich große Chancen für deutschen Unternehmen, sagt Schmyhal.
       (dpa/rtr)
       
       ## Kuleba: IAEA-Team soll Moskaus Vorwürfe zu „schmutziger Bombe“ prüfen
       
       Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat die Internationale
       Atomenergiebehörde IAEA aufgerufen, Russlands Vorwürfe über einen angeblich
       von Kiew geplanten Einsatz einer radioaktiven Bombe zu überprüfen.
       IAEA-Chef Rafael Grossi habe ihm in einem Telefonat die Entsendung eines
       Teams aus Inspektoren zugesagt, teilte Kuleba am Montag mit. „Anders als
       Russland war die Ukraine immer transparent und wird das auch bleiben. Wir
       haben nichts zu verbergen.“
       
       Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte in Telefonaten mit
       den Verteidigungsministern Großbritanniens, Frankreichs und der Türkei vor
       einer ukrainischen „Provokation“ mit einer sogenannten „schmutzigen Bombe“
       gewarnt. Konkrete Beweise legte er nicht vor. Der ukrainische Präsident
       Wolodymyr Selenskyj sagte, vielmehr sei es vermutlich Russland selbst, das
       eine solche Bombe einsetzen wolle. Die westlichen Atommächte
       Großbritannien, Frankreich und USA wiesen die russischen Behauptungen als
       falsch zurück und warnten Moskau vor einer weiteren Eskalation. (ap)
       
       ## Drohende Umweltkatastrophe
       
       Russland würde mit einer Sprengung des Kachowka-Staudammes nach Angaben des
       ukrainischen Geheimdienstes eine Umweltkatastrophe hervorrufen, den
       Vormarsch der ukrainischen Truppen im Süden aber nur wenig verlangsamen.
       Die von Russland besetzten Gebiete würden überflutet werden, sagt Kyrylo
       Budanow, der Chef des Militärgeheimdienstes, der Zeitung „Ukrainska
       Prawda“.
       
       Zudem ginge ein für die annektierte Halbinsel lebenswichtiger Kanal mit der
       Damm-Sprengung verloren. „Natürlich würden sie unseren Vormarsch für eine
       gewisse Zeit erschweren. Und das ist übrigens keine sehr lange Zeitspanne,
       etwa zwei Wochen oder so.“ (rtr)
       
       ## Ukrainisches Getreide auf dem Weg nach Asien und Europa
       
       Sieben [2][Schiffe mit Getreide] sind ukrainischen Angaben zufolge auf dem
       Weg nach Asien und Europa. Die Schiffe mit insgesamt 124.300 Tonnen
       Getreide verließen die Häfen von Odessa, Tschornomorsk und Piwdennji,
       teilte das ukrainische Infrastrukturministerium mit.
       
       Zu den Schiffen zähle auch ein vom [3][Welternährungsprogramm der Vereinten
       Nationen] (UN) gecharterter Frachter mit 40.000 Tonnen Weizen an Bord, das
       für den Jemen bestimmt ist. „Es ist sehr wichtig, dass heute das sechste
       Schiff mit Nahrungsmitteln, die im Rahmen des Welternährungsprogramms der
       Vereinten Nationen gechartert wurden, aus unserem Hafen ausgelaufen ist“,
       sagt der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in seiner abendlichen
       Videoansprache. (rtr)
       
       ## Neuer ukrainischer Botschafter tritt Amt an
       
       In Berlin erhält der neue Botschafter der Ukraine in Deutschland, Oleksii
       Makeiev, seine Beglaubigungsurkunde von Bundespräsident Frank-Walter
       Steinmeier und tritt offiziell sein Amt an. Vor wenigen Tagen hatte er sich
       bereits zur abgesagten Reise von Bundespräsident Franz-Walter Steinmeier
       geäußert. Auf Twitter hatte er geschrieben: „Wir sind in engen und
       vertraulichen Planungen eines Besuches des Bundespräsidenten in der
       Ukraine, der beiden Seiten wichtig ist. Morgen sind unsere beiden
       Präsidenten zum Telefonieren verabredet.“ (dpa)
       
       ## 🐾 Der Fehler des falschen Pazifismus
       
       Serhij Zhadan erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er ist
       ukrainischer Hoffnungsträger und Demokratieverteidiger. taz-redakteur
       [4][Jens Uthoff hat sich die Preisverleihung angesehen.] Dazu dokumentieren
       wir die [5][Laudatio von Sasha Marianna Saltzmann].
       
       ## US-Außenminister: Russlands Behauptung zu „schmutziger Bombe“ falsch
       
       US-Außenminister Antony Blinken hat Russlands Behauptung zurückgewiesen,
       die Ukraine wolle auf ihrem eigenen Gebiet eine „schmutzige Bombe“ zünden.
       Die russischen Vorwürfe seien falsch, schrieb Blinken auf Twitter. Er habe
       darüber mit seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba gesprochen und
       ihm die weitere Unterstützung der USA zugesagt.
       
       Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor laut seinem
       Ministerium gegenüber den europäischen Atommächten Großbritannien und
       Frankreich behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung
       einer radioaktiven Bombe. (dpa)
       
       ## Russische Behörde in Cherson bildet örtliche Miliz
       
       Die von Russland eingesetzte Verwaltung in der südukrainischen Region
       Cherson bildet eine lokale Miliz. Alle Männer, die noch in der
       gleichnamigen Regionalhauptstadt seien, könnten sich der Miliz anschließen.
       Die Verwaltung hat die Zivilbevölkerung aufgefordert, die Region zu
       verlassen, da die ukrainischen Streitkräfte im Süden des Landes vorrücken.
       Cherson sowie die Regionen Luhansk, Donezk und Saporischschja wurden im
       September von Russland annektiert. (rtr)
       
       ## Russland nutzt iranische Drohnen
       
       Russland setzt nach britischen Angaben weiterhin iranische Drohnen bei
       Luftangriffen in der Ukraine ein. Russland nutze diese Drohnen vom Typ
       Schahed-136 wahrscheinlich, um die ukrainische Luftabwehr zu umgehen und
       als Ersatz für russische Präzisionsraketen, deren Vorrat immer weiter
       schrumpfe, teilt das Verteidigungsministerium in London in seinem täglichen
       Lagebericht auf Twitter mit. Die Ukraine sei aber erfolgreich bei der
       Abwehr der Drohnen. (rtr)
       
       ## Von Notz fordert Schutz kritischer Infrastruktur
       
       Grünen-Sicherheitsexperte Konstantin von Notz dringt angesichts jüngster
       Sabotagevorfälle auf klar geregelte Zuständigkeiten bei den
       Sicherheitsbehörden zum Schutz kritischer Infrastruktur. „Wir brauchen neue
       Strukturen zur Erkennung und Abwehr hybrider Bedrohungen, ein Dachgesetz
       zum Schutz kritischer Infrastrukturen und vor allem glasklare
       Zuständigkeiten angesichts einer Vielzahl handelnder Akteure“, sagt von
       Notz, Vize-Chef der Grünen-Fraktion im Bundestag und Vorsitzende des
       Parlamentarischen Kontrollgremiums, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
       
       „Die offensichtliche Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines, die jüngsten
       Angriffe auf die deutsche Schieneninfrastruktur, aber auch Vorfälle wie die
       Drohnenüberflüge über Gelände der Bundeswehr, auf denen Ukrainer
       ausgebildet werden – das alles sind sehr beunruhigende Vorgänge, die darauf
       hinweisen, dass auch Deutschland längst Ziel einer hybriden Kriegsführung
       ist.“ (rtr)
       
       24 Oct 2022
       
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