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       # taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Der Countdown für die Wahl läuft
       
       > Kommende Woche entscheidet das Berliner Verfassungsgericht final über
       > eine Wahlwiederholung. Die Vorbereitungen dafür laufen längst.
       
   IMG Bild: Wiederholung wahrscheinlich: Franziska Giffey bei der Stimmabgabe im September 2021
       
       Spüren Sie die Spannung vor dem 16. November? An jenem Tag will der
       Berliner Verfassungsgerichtshof bekannt geben, ob er die Wahlen zum
       Abgeordnetenhaus und zu den zwölf Bezirksparlamenten für ungültig erklärt
       [1][aufgrund der vielen Pannen vor und während der Abstimmung am 26.
       September 2021]. Wenn das passiert, muss neu gewählt werden in Berlin. So
       einen Fall gab es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie. Also:
       Kribbelt es bei Ihnen schon?
       
       Nein? Dann geht es Ihnen wie den meisten Politiker*innen. Die gehen
       angesichts der klaren Ansage des Gerichts bei einer Anhörung im September
       mit 99-prozentiger Sicherheit davon aus, dass die Wahlwiederholung kommt.
       Und der neue Landeswahlleiter hat bereits Wahlhelfer*innen von 2021
       angeschrieben und um erneute Mithilfe gebeten. Doch die zuletzt tätigen
       rund 38.000 Unterstützer*innen werden nicht reichen, also: Melden Sie
       sich ruhig auch. Diesmal lohnt sich der Job übrigens auch finanziell: Der
       Senat hat vergangene Woche das „Erfrischungsgeld“ auf 240 Euro pro Person
       fast vervierfacht.
       
       Besonders im Stress wegen der Wiederholung sind die 32 Mitglieder des
       Hauptausschusses, die gleich zweimal in dieser Woche – am Mittwoch und am
       Donnerstag – über den vom Senat jetzt im Rekordtempo aufgestellten
       Nachtragshaushalt beraten müssen, damit dieser noch vor dem 16. November
       vom Parlament beschlossen werden kann. Dazwischen, am Donnerstagmorgen,
       steht eine Sitzung des Abgeordnetenhauses an, um die parlamentarische Form
       zu wahren.
       
       Geht also wirklich jeder und jede davon aus, dass es voraussichtlich am 12.
       Februar erneute Wahlen gibt? Immerhin hofft die Senatsverwaltung für
       Inneres noch, dass dieser Kelch an den Berliner*innen vorübergeht. In
       einem am Wochenende bekannt gewordenen Schreiben fordert sie den
       Verfassungsgerichtshof auf, dass dieser „seine vorläufige Rechtsauffassung
       noch einmal – nicht nur in den Randbereichen – überdenkt“. Denn
       verfassungsrechtlich sei eine komplette Wiederholung der Wahlen nicht zu
       rechtfertigen. Zuerst hatte der Tagesspiegel über das Papier berichtet.
       
       ## Auf dünnem juristischen Eis
       
       Inhaltlich ist diese Position nicht neu. Denn das Papier ist vor allem eine
       Zusammenfassung und teils eine Erweiterung der Position der Innenverwaltung
       in der Anhörung des Verfassungsgerichtshofs, die sich sehr deutlich von der
       zuvor verkündeten Position des Gerichts unterschied. Auch die
       verfassungsrechtliche Kritik an dieser Position ist nicht neu, sie wurde
       auch von zahlreichen renommierten Jurist*innen geäußert. Klar ist somit:
       Das Berliner Verfassungsgericht würde sich mit einer Wahlwiederholung auf
       dünnes juristisches Eis vorwagen.
       
       Knicken die Richter*innen also doch noch ein und rufen zur finalen
       Klärung von sich aus die Verfassungshüter*innen in Karlsruhe an?
       
       Ganz auszuschließen ist das nicht. Aber der Aufwand für einen solchen
       Schritt ist groß. Zudem würde, wenn das Bundesverfassungsgericht sich
       letztlich auch dafür entscheidet, eine Wahlwiederholung wohl frühestens
       2024 kommen.
       
       Das widerspräche aber der politischen Argumentation der Berliner
       Richter*innen: Ihrer Meinung nach kann das Vertrauen der Bürger*innen in
       Wahlen an sich nur durch eine einwandfreie Wahlwiederholung wiederherstellt
       werden. Vielleicht ist der Appell der Innenverwaltung nur der letzte
       Versuch, das Ansehen von Andreas Geisel (SPD), seinerzeit als Innensenator
       politisch verantwortlich für die Wahl, nach dem Debakel etwas
       aufzuhübschen. Immerhin ist Geisel derzeit als der wichtigste Player der
       SPD im Senat nach Franziska Giffey.
       
       7 Nov 2022
       
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