# taz.de -- Halbzeitwahlen in den USA: Omnipräsenter Ex-Präsident
> Bei den Midterms geht es um die Sitze im US-Kongress. Donald Trump
> mischte eifrig mit – und hat nun eine „sehr große Ankündigung“
> versprochen.
IMG Bild: Nutzt eine Wahlkampfveranstaltung in Ohio, um sich zu promoten: Ex-Präsident Donald Trump
Berlin taz | Es sollte eine finale Unterstützung für den republikanischen
Senatskandidaten für Ohio, [1][J. D. Vance] werden – und dann ging es doch
wieder nur um Donald Trump. Der Ex-Präsident suchte sich den
Flughafen-Hangar des Dayton International Airport aus, um am Montagabend
knappstmöglich daran vorbeizuschrammen, direkt seine Kandidatur für die
Präsidentschaftswahlen 2024 zu erklären.
Stattdessen kündigte er eine „sehr große Ankündigung“ für den 15. November
an, eine Woche nach den [2][Midterm Elections] an diesem Dienstag. Und als
die Menge in Jubel ausbrach, schob er nach, er wolle auf keinen Fall von
den wichtigen Wahlen am Dienstag ablenken.
In Wirklichkeit tat Trump natürlich genau das, und der Auftritt ist
symptomatisch für den ganzen Prozess hin zu den Halbzeitwahlen. Denn
während andere frühere Präsidenten nach ihrem Abgang erst einmal weitgehend
aus der Öffentlichkeit verschwinden, war Trump nie weg.
Nicht nur, dass er selbst nur Wochen nach seinem erzwungenen Auszug aus dem
Weißen Haus schon wieder mit Großveranstaltungen begann, um seine
Anhänger*innen weiter auf die Lüge von der „gestohlenen Wahl“
einzuschwören. [3][Impeachmentverfahren], [4][Untersuchungsausschuss],
[5][Steuerverfahren], die gestohlenen [6][Dokumente], die [7][Razzia in
Mar-a-Lago] – niemand beherrschte die Nachrichten so wie Trump.
## Über 200 Kandidat*innen erhielten Trumps Unterstützung
Und niemand mischte sich in die Wahlen so ein wie er – und das stets und
ausschließlich im eigenen Interesse. Sein Instrument: Endorsements, also
öffentliche Unterstützungserklärungen für bestimmte Kandidat*innen. Über
200 davon in 39 US-Bundesstaaten sprach Trump in diesem Wahlzyklus seine
Unterstützung aus.
Die wenigen Republikaner*innen, die im Kongress gegen ihn gestimmt hatten,
[8][brachte seine Rache zu Fall] – aber in den allermeisten Fällen, sagt
Whit Ayres, ein republikanischer Wahlstratege, gegenüber der [9][BBC],
„unterstützt er Leute, die sowieso gewinnen würden“, um sein eigenes Image
als Königsmacher zu stärken. „Die Endorsements machen ihn zur
prominentesten Figur in der Republikanischen Partei, und es vergrößert
seinen Einfluss nur, wenn ihn ständig jemand um seine Unterstützung
bittet.“
Angesichts einer Basis, die Trump vergöttert, hilft seine Unterstützung den
Kandidat*innen – und die wiederum bedanken sich, indem sie seine Rolle
überhöhen und seine Lügen wiederholen.
Die Bitte aus Kreisen der republikanischen Parteiführung, sich mit dem
Verkünden seiner Kandidatur noch bis nach den Wahlen zurückzuhalten, hat
Trump gerade so erfüllt. Der Führung ist klar, dass die demokratische
Wähler*innenschaft umso eher wählen geht, je sichtbarer Trumps Rolle
bei diesen Wahlen ist. Also besser, Trump hält noch ein bisschen still und
sie bleiben zu Hause.
Trump scheint das sehr schwergefallen zu sein. Denn je mehr sein
potenzieller republikanischer Rivale, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, im
Wahlkampf an Profil gewann, desto mehr hatte Trump das Bedürfnis, selbst im
Vordergrund zu stehen. Das hat er am Vorabend der Wahl klar geschafft.
8 Nov 2022
## LINKS
DIR [1] /Vorwahlen-bei-den-US-Republikanerinnen/!5851780
DIR [2] /Zwischenwahlen-in-den-USA/!5890383
DIR [3] /Impeachment-gegen-Trump/!5751875
DIR [4] /Sturm-auf-das-Kapitol/!5888149
DIR [5] /Donald-Trumps-Steuerunterlagen/!5790591
DIR [6] /Ermittlungen-gegen-Ex-US-Praesidenten/!5874184
DIR [7] /Durchsuchung-von-Trump-Anwesen/!5870508
DIR [8] /Republikanische-Vorwahlen-in-den-USA/!5875368
DIR [9] https://www.bbc.com/news/world-us-canada-62905365
## AUTOREN
DIR Bernd Pickert
## TAGS
DIR USA
DIR Donald Trump
DIR Republikaner
DIR Midterm elections
DIR GNS
DIR Republikaner
DIR Schwerpunkt Rassismus
DIR Midterms
DIR Donald Trump
DIR Midterms
DIR Lesestück Recherche und Reportage
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR US-Republikaner nach den Midterms: Vorsicht mit dem Wunschdenken!
Nach dem unerwartet schwachen Abschneiden der Republikaner bei den Midterms
reden viele das Ende der Ära Trump herbei. Doch das ist verfrüht.
DIR Midterms in Florida: Gefährlich wie Trump, nur schlauer
Gouverneur DeSantis räumt bei den Zwischenwahlen ab. Sollte er für die
Präsidentschaftswahlen antreten, müsste Trump zittern. Und auch die
Demokratie.
DIR Midterms in den USA: Keine „rote Welle“ in den USA
Die Republikaner*innen übernehmen vermutlich die Kontrolle des
Repräsentantenhauses, aber knapp. Der Ausgang der Senatswahlen ist weiter
offen.
DIR Midterms in den USA: Trump deutet neue Kandidatur an
Der frühere US-Präsident will kommende Woche eine „sehr große Ankündigung“
machen. Twitter-Chef Musk gibt eine Wahlempfehlung für die Republikaner ab.
DIR Vor den Midterms in den USA: Zu zaghaft gegen Putschisten
Die Demokraten haben der Radikalisierung der Republikaner in den letzten
zwei Jahren wenig entgegengesetzt. Das könnte ihnen zum Verhängnis werden.
DIR Midterm-Wahlen in den USA: Brennglas Pennsylvania
In den USA sind Zwischenwahlen. Welche Partei holt die Mehrheit im
Kongress? Das könnte sich in dem nordöstlichen Swing State entscheiden.