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       # taz.de -- Italiens neue Regierung tritt an: Rechts und voller Stolz
       
       > Italiens neue Ministerpräsidentin Giorgia Meloni will es mit ihrer
       > Regierungserklärung allen recht machen: gegen Geflüchtete, aber pro
       > Europa und Nato.
       
   IMG Bild: Giorgia Meloni setzt rechte Akzente
       
       Rom taz | Begeisterten Applaus ihrer Regierungsfraktionen erhielt Italiens
       neue Ministerpräsidentin Giorgia Meloni am Dienstag, nachdem sie im
       Abgeordnetenhaus in Rom ihre Regierungserklärung abgegeben hatte, mit dem
       sie den Kurs der neuen [1][Rechtskoalition] skizzierte. Den Stolz der
       italienischen Rechten bedienen und zugleich nach außen beruhigende Signale
       senden: Dies war Melonis zentrales Anliegen.
       
       Vorneweg war jedoch ihr ganz eigener Stolz angesagt, ihr Stolz, als erste
       Frau in der Geschichte Ministerpräsidentin des Landes geworden zu sein, den
       sie mit dem Dank an prominente Frauen in der jüngeren italienischen
       Geschichte verknüpfte, darunter auch die frühere Präsidentin des
       Abgeordnetenhauses, die Kommunistin Nilde Iotti, und die frühere Ministerin
       und Ex-Partisanin Tina Anselmi.
       
       Stolz soll auch in der internationalen Politik wieder zählen. Italien,
       Gründungsmitglied der EU, der Eurozone, der Nato und der G7, fühle sich der
       europäischen Integration verpflichtet. Sie werde im Bewusstsein agieren,
       dass zentrale Probleme wie die Energiekrise nur europäisch gelöst werden
       können.
       
       Eindeutig bekannte Meloni sich auch zur weiteren Unterstützung der Ukraine
       durch Italien „als zuverlässiger Partner der atlantischen Allianz“. Der zu
       ihrer Rechten sitzende Lega-Chef Matteo Salvini, über Jahre hinweg
       bekennender Putin-Fan, applaudierte artig.
       
       ## Gegen Grundsicherung und Bootsflüchtlinge
       
       Klare rechte Akzente setzte die Regierungschefin dann bei der Innen- und
       Sozialpolitik. Geht es nach ihr, wird Italien zu einer Präsidialrepublik
       nach französischem Vorbild umgebaut. Zugleich – dies ein Zugeständnis an
       die Lega – soll die Autonomie der Regionen gestärkt werden, ein Ziel, das
       vor allem die reichen Regionen des Nordens verfolgen.
       
       Die erst im Jahr 2019 von den Fünf Sternen eingeführte Grundsicherung
       hingegen will sie zumindest für arbeitsfähige Menschen abschaffen. Es müsse
       darum gehen, diese Personen in Arbeit zu bringen, so Meloni, nicht darum,
       sie staatlich zu alimentieren. Auf dem Feld der Flüchtlingspolitik
       wiederholte sie das Versprechen aus dem Wahlprogramm der Rechten, die
       [2][Überfahrten über das Mittelmeer] zu stoppen und stattdessen europäische
       Hotspots in Libyen einzurichten.
       
       Zum Schluss dann kam [3][Giorgia Meloni] auf sich selbst zu sprechen.
       Obwohl aus einer postfaschistischen Partei kommend, habe sie für den
       Faschismus „nie Sympathien empfunden“, sie stehe für eine „demokratische
       Rechte“ und fühle sich der liberalen Demokratie verpflichtet. Ihre
       Regierung stehe „gegen Rassismus, gegen Antisemitismus, gegen
       Diskriminierung“. Zu Bürgerrechten verlor sie jedoch kein Wort – außer dem
       Versprechen, nicht am Abtreibungsgesetz zu rühren.
       
       25 Oct 2022
       
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