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       # taz.de -- Präsidentschaftswahl in Brasilien: Kein strahlender Sieg
       
       > Der Linke Lula hat die Wahl knapp gewonnen. Aber Bolsonaro hat Brasilien
       > bereits bleibend verändert.
       
   IMG Bild: Brasiliens Linke feiern das Ende von vier Jahren mit einem rechtsradikalen Präsidenten
       
       In den vergangenen Jahren war Brasilien wahrlich nicht mit guten
       Nachrichten gesegnet. Doch nun hat das größte Land Lateinamerikas endlich
       mal wieder einen Grund zum Jubeln: Luiz Inácio „Lula“ da Silva setzte sich
       am Sonntag in der Stichwahl gegen den rechtsradikalen Amtsinhaber Jair
       Bolsonaro durch.
       
       Für viele Menschen in Brasilien, die nun feuchtfröhliche Wahlpartys feiern,
       war Bolsonaros Amtszeit vor allem eins: eine Katastrophe. Sein
       schulterzuckender Umgang mit dem Coronavirus stürzte das Land ins
       Pandemiechaos, wegen seiner [1][Kahlschlagpolitik im Regenwald] gilt
       Brasilien als Paria im Ausland, die Verarmung hat im ganzen Land
       zugenommen. Bolsonaro hat alte Wunden aufgerissen, neue hinzugefügt. Er hat
       die politische Kommunikation auf den Kopf gestellt. Und er hat eine Kultur
       des Hasses etabliert. Brasilien wird lange brauchen, um sich davon zu
       erholen.
       
       Deshalb ist erschreckend, dass er nicht an der Wahlurne abgestraft wurde.
       Zwar lag der Pöbelpräsident am Ende eines langen Wahltages hinter seinem
       sozialdemokratischen Widersacher Lula – doch das Ergebnis war denkbar
       knapp. Lula kam auf 50,90 Prozent der Stimmen, Bolsonaro auf 49,10 Prozent
       – und damit mehr als die Meinungsforschungsinstitute vorausgesagt hatten.
       Etwas mehr als zwei Millionen Stimmen trennten die beiden Politiker
       voneinander. Somit hat die Wahl vor allem eine Tendenz bestätigt:
       [2][Brasilien ist tief gespalten, ein Riss geht durch das Land.]
       
       Besonders beängstigend ist, dass viele Bolsonaro-Anhänger*innen in keiner
       Weise mehr empfänglich sind für Informationen von außen. Und die Wahl
       dürfte ihren Hass auf „das Establishment“ noch weiter verstärken. Es ist
       davon auszugehen, dass sich Teile seiner Anhängerschaft weiter
       radikalisieren.
       
       Für Bolsonaro ging es außerdem nie darum, einfach nur Wahlen zu gewinnen.
       [3][Die extreme Rechte schaut nicht nur auf Mandate – sie will die
       Gesellschaft nachhaltig verändern]. Und in vielen Punkten waren sie damit
       erschreckend erfolgreich. Die Stichwahl haben sie verloren, ja. Aber sie
       konnten sich überall festsetzen. Ohne Lulas Wahlsieg schmälern zu wollen:
       Es wird nicht einfach für ihn werden.
       
       31 Oct 2022
       
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