URI: 
       # taz.de -- Rentner*innen in Deutschland: System vor dem Kollaps
       
       > Immer weniger Menschen müssen für die Renten von immer mehr Menschen
       > aufkommen. Die Rechnung kann auf kurz oder lang nicht aufgehen.
       
   IMG Bild: Für die Alterssicherung braucht es langfristige neue Perspektiven: Rentner:innen in Norderstedt
       
       Es sind Alarmzeichen. Immer klarer wird, dass bei der Rente nicht alles
       beim Alten bleiben kann. Immer mehr Menschen werden immer älter. Und immer
       mehr Arbeitnehmer*innen gehen vorzeitig in den Ruhestand. Dafür nehmen
       sie hohe Abschläge an ihrer Rente hin. Die um sich greifende Flucht aus dem
       Job geht aus Zahlen der Rentenversicherung hervor. Zugleich fehlen jetzt
       schon überall Arbeitskräfte.
       
       Und die Babyboomer erreichen in den kommenden Jahren das [1][Rentenalter],
       was den [2][Mangel an Fachkräften] noch verschärft. Mit der Schar der neuen
       Rentner*innen wird die finanzielle Belastung der aktiv Beschäftigten
       längerfristig deutlich anwachsen. Seltsamerweise besteht angesichts der
       sich abzeichnenden Krise in der aktuellen Bundesregierung ganz
       offensichtlich kein Handlungsbedarf.
       
       Die Lage wird wie schon von den Vorgängerregierungen ignoriert. Auch wenn
       das Krisenmanagement derzeit durch Krieg und Inflation gebunden ist, muss
       für die Alterssicherung bald eine langfristig neue Perspektive entwickelt
       werden. Sonst bewahrheitet sich die jüngste Prognose des
       Arbeitgeberpräsidenten Rainer Dulger, der einen Kollaps des Systems
       befürchtet. Dahinter stecken zwei Sorgen.
       
       Einerseits fehlen den Unternehmen Arbeitskräfte, andererseits sehen sie
       steigende Rentenbeiträge auf sich zukommen. So wird die Forderung nach
       einer [3][längeren Lebensarbeitszeit] immer populärer, auch in der jungen
       Generation, der die Lasten schließlich aufgebürdet werden. Es sind nur
       wenige Reformansätze erkennbar. Positiv ist die vom Bundeskabinett
       beschlossene Abschaffung der Zuverdienstgrenze bei früherem Renteneintritt.
       Damit steigt der Anreiz, länger zu arbeiten.
       
       Der geplante Aufbau eines Kapitalstocks zur Stabilisierung der
       Rentenfinanzen wird dagegen erst viel später hilfreich wirken. Völlig
       unbeantwortet ist die Frage, wie all jene, die ihren Beruf nicht länger
       ausüben können, und all jene, die von Altersarmut bedroht sind, abgesichert
       werden. Hier müssen Übergänge vom Arbeits- ins Rentenleben neu gedacht und
       organisiert werden. Es ist höchste Zeit, damit anzufangen, zumal das
       allgemeine Wohlstandsniveau in Deutschland infolge der aktuellen Krisen
       tendenziell sinken wird.
       
       2 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hoeheres-Renteneintrittsalter/!5870759
   DIR [2] /Politik-und-Fachkraeftemangel/!5884026
   DIR [3] /Forderungen-nach-laengeren-Arbeitszeiten/!5867465
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wolfgang Mulke
       
       ## TAGS
       
   DIR Rentner
   DIR Fachkräftemangel
   DIR Fachkräftezuwanderungsgesetz
   DIR Babyboomer
   DIR Grundsicherung
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Altersarmut
   DIR Altersarmut
   DIR Energiekrise 
   DIR Ganztagsbetreuung
   DIR Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Drohende Altersarmut: Mehr Rentner in Grundsicherung
       
       Deutlich mehr Menschen sind im Alter auf Hilfen vom Staat angewiesen. Die
       Linke fordert staatliche Preiskontrollen bei Lebensmitteln und Energie.
       
   DIR Proteste gegen Macrons Rentenreform: Angriff auf das Sozialsystem
       
       Rente mit 64 – schön wär's? Wer den Widerstand gegen Macrons Rentenreform
       verstehen will, muss die Besonderheit des französischen Sozialsystems
       kennen.
       
   DIR Weibliche Altersarmut: Mehr Geld für Frauen!
       
       Trotz Vollzeitjobs und 40 Jahren Erwerbsarbeit bekommen Millionen Frauen
       eine Rente von unter 1.000 Euro. „Frauenjobs“ müssen endlich aufgewertet
       werden.
       
   DIR Rentensteigerung in Deutschland: Ein paar Euro mehr
       
       Rentner*innen bekommen 2023 mehr Geld. Im Osten sollen die Renten um
       rund 4,2 Prozent steigen, im Westen um 3,5 Prozent.
       
   DIR Energiepreispauschale beschlossen: 300 Euro mehr für Rentner:innen
       
       Der Bundestag hat die Energiepreispauschale verabschiedet. Ruheständler mit
       Nebenverdienst kriegen den Heizzuschlag zweimal.
       
   DIR Studie zu Ganztagsbetreuung: 100.000 Fachkräfte fehlen bis 2030
       
       Nicht alle Bundesländer werden den Rechtsanspruch für Ganztagsbetreuung an
       Grundschulen umsetzen können. Die Bertelsmann Stiftung warnt.
       
   DIR Kriegsflüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt: Firmen hoffen auf Fachkräfte
       
       Ein Jobportal für ukrainische Arbeitskräfte boomt, weil Kriegsflüchtlinge
       in Deutschland arbeiten dürfen. Experten warnen vor zu viel Optimismus.