URI: 
       # taz.de -- Schauspieler Uwe Preuss über Krimis: „Bullen gerne, aber ohne Schlips“
       
       > Zum Schauspiel kam Uwe Preuss eher zufällig, nun spielt er häufig
       > Polizisten. Ein Gespräch über Bösewichte, Schweißgeruch, Puder und die
       > ARD.
       
   IMG Bild: „Den Ruhm am Ende, das machst du nicht selber, das machen andere“, sagt Uwe Preuss
       
       wochentaz: Herr Preuss, ein Autor der taz [1][hat einmal geschrieben]:
       „Gute Fernsehkrimis kann man derzeit daran erkennen, dass Uwe Preuss einen
       Polizisten spielt.“ Wie kam es zu diesem innigen Verhältnis? 
       
       Uwe Preuss: Die Polizei ist sozusagen zu mir gekommen. In Deutschland hast
       du ja als Verbraucher im Fernsehsegment so was wie sechzig Prozent Krimis.
       Da werden viele Bedienstete gebraucht, hoch und runter, von 18 bis 23 Uhr,
       und nachmittags in der Kindersendung ist auch noch mal einer dabei. Das
       hält die Leute wach oder sie schlafen dabei ein und haben im besten Fall
       eine gute Erinnerung an das Produkt. Es gab Zeiten, da hab ich mir gesagt:
       Einen Bullen? Aber ohne Uniform bitte! Und später dann: Bullen gerne, aber
       ohne Schlips. Oder könnte ich mal die Krawatte lösen? Oder den Kommissar
       mit einem speziellen Hintergrund – wie [2][beim „Polizeiruf“ aus Rostock].
       
       Wo Sie der Erste Kriminalhauptkommissar Henning Röder sind, Leiter der
       Mordkommission, der Vorgesetzte der ermittelnden Kommissare. 
       
       Da spiele ich einen Homosexuellen, der am liebsten in die Sauna geht, wenn
       er frei hat. Sein Büro ist voller bildender Kunst, die wir in schöner
       Absprache mit Sonja Strömer, der Szenenbildnerin, dort aufgehängt haben.
       Und wenn sie mir dann als Überraschung noch zwei Skulpturen ins Motiv
       stellt, dann ist das cool im Wechselspiel, da freu' ich mich.
       
       Wie kamen Sie denn an die Rolle? 
       
       Ich kam in die Linienstraße in Berlin-Mitte ins damalige Castingbüro von
       Mai Seck, und da liefen auf dem Bordstein aufgeregt prominente Schauspieler
       dieses Landes herum, die Text memorierten. Und ich dachte mir, Mensch,
       schönes Wetter, haste mal ’ne Zigarette, da wollte aber keiner gestört
       werden. Dann bin ich rein, hab mir keinen Kopf gemacht. Was soll ich’n hier
       tun, dies und das, sagte der Regisseur. Hier ist ’ne Fallanalyse zu
       beschreiben, Flipchart mit den Notwendigkeiten ist da, Text haste ja
       gelernt, ja, hab ich gelernt. Und die anderen, die schon besetzt waren,
       Herr Hübner und Frau Sarnau, die waren auch da und haben sich dann mit dem
       Headautor Eoin Moore für mich entschieden. Ich hab die nach Jahren mal
       gefragt, warum. Da sagten sie, das hatte uns einfach gefallen. Manchmal ist
       das Chemie, manchmal passt es bildtechnisch-optisch, eine kleine und eine
       große Figur, hell, dunkel, so was Einfaches.
       
       Haben Sie sich mal mit realer Polizeiarbeit beschäftigt? 
       
       Als wir 2009 mit den Dreharbeiten für den „Polizeiruf“ anfingen, hatte ich
       mich vorher mit einem ehemaligen Kommissar unterhalten, das wurde mir
       angeboten von der Produktion. Er war über 30 Jahre in Rostock im Dienst,
       also auch noch zu DDR-Zeiten als junger Mensch. Er hat mich in die ganze
       Problematik eingeführt. Verhöre, Zeugenaussagen, was muss man beachten.
       
       Hat Ihnen das was gebracht? 
       
       Das ging gut zusammen mit meinem Interesse am Lesen von Menschen. Das
       benötigt unser Beruf ja auch. Ich gehe sehr offen auf Menschen zu, da
       treffe ich hin und wieder auch auf Leute, die kriminell sind, in jeder
       Hinsicht, klar. Meine Beobachtung ist, wenn sie etwas ausbaldowern, sind
       sie super nett und freundlich, fast schon handzahm. Aber lass dann
       irgendwann den Startschuss für eine Aktion fallen, da kennen die nichts
       mehr. Das ist Adrenalin pur. Dieser Hang ins Kriminelle, der ist vielleicht
       irgendwo auch in mir. Der Dieb, der gerissene Gauner.
       
       Bei der „Konkurrenz“ „Tatort“ sind Sie dann auch mal auf der anderen Seite. 
       
       Im letzten Jahr hat mir die Casterin Nathalie Mischel die Figur eines
       Mörders angeboten. Was ziemlich Brutales im „Tatort“ Frankfurt. Sehr gutes
       Buch, dachte ich und traf vorab die Regisseurin Petra Lüschow. Den
       gemeinsamen Spaziergang habe ich immer noch in sehr guter Erinnerung. Die
       Kommissarin im Film, Margarita Broich, habe ich vor über 25 Jahren
       kennengelernt, durch die gemeinsame Zeit bei den Proben mit Heiner Müller
       für die Inszenierung von Brechts „Arturo Ui“ am Berliner Ensemble. Wolfram
       Koch habe ich aus dem Zuschauerraum der Volksbühne bewundert. Das freut
       einen natürlich, wenn man die Ermittler noch mal trifft auf diesen
       arbeitstechnischen Wegen.
       
       Wenn man sich aus der Theaterbundesliga kennt, wie geht man dann in so
       einen öffentlich-rechtlichen „Tatort“-Dreh rein? Ist das wie wenn
       [3][Joshua Kimmich] mal bei seinem alten Heimatverein mitkickt? 
       
       Vielleicht. Ich glaube, Kimmich würde beim Kicken mit seinen alten Kumpels
       versuchen, alles zu geben, und nach ein paar Minuten feststellen, das
       bringt hier nichts. Die holzen mich vor Ehrgeiz um, hier verletz ich mich
       wahrscheinlich. Bei uns ist das auch eine Wiederbegegnung, mehr nicht. Da
       gibt’s ein Drehbuch, die Partner sind gesetzt, dann sagt man das zu,
       versucht sich einzuarbeiten und dann wird gespielt. Die Parameter sind
       klar. Verletzungsgefahr eingeschlossen.
       
       Das heißt, Sie gehen mit der gleichen professionellen Einstellung in einen
       „Tatort“-Dreh wie 1995 zur Probe mit Heiner Müller? 
       
       Klar.
       
       Sie haben kein zynisches Verhältnis dazu? 
       
       Nein, auf keinen Fall.
       
       Aber das gibt’ s? 
       
       Sicherlich. Zynismus ist aber nicht gesund für die Darstellung einer Figur.
       Ich kann da natürlich nur für mich selber sprechen.
       
       Aber man kennt sich doch, von öffentlichen Auftritten, von Branchenpartys? 
       
       Das müsste man dann schon wollen. Hab ich am Anfang hin und wieder gemacht,
       wenn die Einladung kam, aber das hat sich für mich auserzählt. Auch das
       Bewerben der Produkte, in denen ich arbeite, ist nicht so meine Sache. Wie
       wichtig das scheinbar ist, merk ich natürlich in diesen Zeiten von
       Influencern und sozialen Medien, wo Reichweite eine große Rolle spielt. Man
       kann aber nicht davon ausgehen, dass jemand, der Reichweite hat, auch für
       Qualität steht.
       
       Es kann aber sein, dass der mehr oder bessere Angebote bekommt? 
       
       Markttechnisch vielleicht. Letztendlich verkauft der Produzent das bekannte
       Gesicht und den Menschen mit. Das ist ein Geschäftsverhältnis, nicht
       ausschließlich eine künstlerische Auseinandersetzung. Für mich auch. Ich
       fühle mich als Geschäftspartner dem Produzenten gegenüber. Und wenn ich
       drehe, dann gehe ich auf Dienstreise. Die Popularität oder den Ruhm am
       Ende, das machst du nicht selber, das machen andere.
       
       Wer denn? 
       
       In den 80ern/90ern war es noch so, dass Frau X oder Herr Y einen richtigen
       Skandal hingelegt haben, der in der Bild-Zeitung landete, und die
       Einschaltquoten gingen rasant hoch. Heute äußern sie sich öffentlich zu
       ihrer Fitness oder zu ihrem Veganismus. Das sind dann Themen, mit denen
       sich die Leute beschäftigen. Oder schauen Sie mal, der Herr Y ist jetzt
       geläutert, der sitzt da ständig mit seiner neuen Frau im Bild, der hat
       jetzt das Leben noch mal neu entdeckt. Ich verfolge das manchmal auf
       Instagram, find ich toll, charmant, süß. Aber viel zu viel. Vielleicht
       haben die Angst, nicht mehr gebucht zu werden. Oder sie glauben, ohne sie
       geht’s nicht. Oder sie haben einen Shop hinten dran, alles legitim.
       
       Oder sie haben Angst vorm Sterben? 
       
       Vielleicht das, ja, so was. Unsterblich sein.
       
       Als Sie mit dem Beruf angefangen haben, in Dresden und dann später an der
       Schauspielschule in Westberlin, stand da auch schon das Geschäftsverhältnis
       im Vordergrund? 
       
       Nein. In meiner Familie spielte Theater keine Rolle. Ich hatte aber damals
       eine Freundin am Schauspielhaus. Und da waren während meiner Lehrzeit als
       Kaufmann ihre Arbeitszeiten so diametral. Sie fing in der Kostümabteilung
       vormittags um 10 an, 14 bis 18 Uhr Pause, und abends nach der Vorstellung
       um 23 Uhr hab ich sie abgeholt. Ich musste aber früh um 5 aufstehen und um
       6 in der Firma sein, das machst du nicht länger als drei Tage.
       
       Und wie ging es weiter? 
       
       Sie hatte mich mal auf die Bühne geholt nach einer Vorstellung und da hab
       ich den Puder und den Schweiß gerochen und den Staub im Arbeitslicht
       gesehen. Das hat mich übermannt. Ich dachte, das könnte was für mich sein.
       Später fiel mir auf, das findet ja auch noch zu günstigeren Arbeitszeiten
       statt. Es hatte sich jemand gefunden, mit dem ich die Schauspielprüfung
       vorbereitet habe, die ich dann auch bestand. Nach Westberlin kam ich, weil
       ich im Osten vor dem Studium erst zum Militär hätte gehen müssen. Ich
       wusste aber auch vor Studienbeginn noch nicht, was Schauspielerei ist. Da
       bin ich dann jeden Abend ins Theater gerannt und hab mir die ganzen
       Peter-Stein-Sachen an der Schaubühne angeschaut. Das Schiller-Theater war
       auch um die Ecke. Herrlich. Und seltsamerweise habe ich da schon
       Kolleginnen gesehen, mit denen ich heute zusammenarbeiten darf. Katharina
       Thalbach zum Beispiel, die ich bewunderte und kürzlich in München bei einer
       Probe für eine neue Serie getroffen habe. Da freue ich mich drauf.
       
       Für Netflix haben Sie schon mal gearbeitet. Was ist da anders? 
       
       Bei den Streamern habe ich das Gefühl, da wird unter Produktionsbedingungen
       gearbeitet, die basieren auf absoluter Kompromisslosigkeit.
       
       Was bedeutet das? 
       
       Zeitlich, finanziell, der Druck, all diese Sachen.
       
       Warum machen Sie es trotzdem? 
       
       Weil ich gerne spiele. Bei „Furia“ mit Lars Kraume etwa, da hab ich wieder
       mal einen Polizisten gespielt, hatte einen schönen Monolog vor versammelter
       Mannschaft – und: Ich bin der Berliner Polizeipräsident! Da hatte ich also
       Karriere gemacht. (lacht)
       
       Bei Netflix – auch bei [4][den deutschen Produktionen wie „Dark“] – habe
       ich den Eindruck, dass die schauspielerischen Leistungen einheitlicher sind
       als etwa bei der [5][gerade laufenden öffentlich-rechtlichen Produktion
       „Lauchhammer“], bei der Sie ja auch dabei sind. Haben Sie sich die ganze
       Serie angeschaut? 
       
       Ja, hab ich. Und ich kann da nur zustimmen, natürlich gibt es Unterschiede
       in den Amplituden und auch in der Wahrnehmung.
       
       In „Lauchhammer“ gibt es eine sehr bewegende Szene, wo Sie Ihrem
       erwachsenen Sohn zart die Hand reichen. Wie oft habt ihr die gemacht? 
       
       Zwei-, dreimal, höchstens. In verschiedenen Einstellungsgrößen.
       
       Und vorher geprobt? 
       
       Da haben wir vorher gesprochen. Aber an sich macht man das nicht zehnmal,
       die Zeit ist nicht.
       
       Würden Sie es gerne zehnmal machen? Würde es dann besser werden? 
       
       Wenn es das verlangt, dann mach ich’s auch zehnmal.
       
       Und wie war es dann im Vergleich am Theater, wurde es dort zehnmal geprobt? 
       
       Es gibt ja die wochenlange Probenzeit vor der Premiere. Am Theater ist ja
       das Schöne, dass der Moment, wo du spielst und sprichst, der ist
       unwiederbringlich verloren, den gibt’s nicht mehr. Also nur an diesem
       Abend.
       
       Letztlich sind Sie mit dem System Film, in dem Sie arbeiten, zufrieden? Ist
       das die künstlerische Arbeit, die Sie sich mal vorgestellt haben? 
       
       Für mich ist das ist ein gutes Geschäftsmodell. Dabei bleib ich. Ich geh
       rein und wieder raus, nicht nur aus der Szene, sondern aus der
       Gesamtsituation, wie jemand der früh um 3 in die Bäckerei fährt, zum
       Teigkneten, und um 13 Uhr wieder zu Hause ist. Und von 14 Uhr bis früh um 3
       will der mit Brötchen echt nichts zu tun haben. Der guckt nicht, wie die
       anderen so backen, das interessiert den gar nicht.
       
       Sie spielen meistens tragende Nebenrollen, den sogenannten Supporter der
       Hauptfigur. Warum eigentlich? 
       
       Ich mag das: zu dienen. Das ist meine Berufung, da reichen mir einige gut
       bezahlte Drehtage mit den entscheidenden Szenen. Beim Einkaufen grüßen mich
       hin und wieder Leute oder kommen auf mich zu und sagen: Ich hab Sie im
       Fernsehen gesehen, als Sie da um die Ecke kamen und die Hauptrolle
       getroffen haben. Schönes Kompliment. Ich muss auch nicht das ganze Ding
       wegschleppen – was ja ein Drahtseilakt ist. Denn wenn du so einen
       90-Minüter versemmelst, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass du ein halbes
       Jahr später wieder ’ne Hauptrolle kriegst, gar nicht so groß, da muss
       nämlich erst mal wieder Gras drüber wachsen, sonst sagen die Leute: Ach,
       der ist das, den guck ich mir gar nicht erst an.
       
       Der Bösewicht bei James Bond ist auch ein Supporter. Träumen Sie davon? 
       
       Nö.
       
       Warum nicht? 
       
       Mein Englisch ist gar nicht so gut. Wenn die mich trotzdem besetzen wollen,
       dann nur als stummen Diener. Spaß beiseite. Aber die Wahrscheinlichkeit ist
       nicht sehr groß. Man muss auch realistisch sein, das gehört in dem Beruf
       dazu. Dass man nicht dauernd denkt – und das ist sehr weit verbreitetet –,
       man müsste eigentlich das spielen, was der andere da gespielt hat. Mich
       interessiert inzwischen viel mehr der ganze Herstellungsprozess, die
       Gespräche mit Produzenten und den Machern hinter der Kamera. Vor den
       Gewerken verneige ich mich. Ich bin zufrieden mit mir, und wenn ich nicht
       mehr gebucht werden sollte, mach ich was anderes. Im letzten Sommer war ich
       drei Wochen in Ungarn auf einer Farm, die Leute bewirtschaften, die aus dem
       dortigen Filmgeschäft ausgestiegen sind. Traumhafter Ort. Den Gärtner habe
       ich dort versucht. Diese Arbeit hat mich total erfüllt. Das korrespondiert
       mit dem Anfang meiner Berufserfahrungen in der DDR, auszusteigen und zu
       wechseln. Aber ich liebe natürlich meinen derzeitigen Job.
       
       Sie haben Herrn Sauer gespielt in dem Fernsehdrama „Die Getriebenen“, den
       Ehemann von Angela Merkel. Wie kam es dazu? Wie sind Sie das angegangen? 
       
       Sauer kam als Angebot, ohne Casting. Und ich hab natürlich zuerst gefragt,
       wer Frau Merkel spielt. Es war Imogen Kogge, die ich seit vielen Jahren
       kenne und zu Peter-Stein-Zeiten an der Berliner Schaubühne bewundert habe.
       Da dachte ich, wenn die Imo das spielt, dann kann da nix schiefgehen, was
       sind denn meine Szenen? Bayreuth, Frühstück zu Hause und Wandern gehen.
       Dacht ich: Krieg ich hin. Und ich hatte sehr viel Spaß mit Imogen, gerade
       bei dem Frühstück. Es gibt ja kaum Möglichkeiten, im Netz irgendwas
       Privates zu finden, als Vorlage, das sind ja historische Figuren, im
       Bewegtbild nur bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth und in den Alpen.
       Also probiert man, tief in die Befindlichkeiten einzutauchen, ohne ein
       Klischee zu spielen. Das hab ich mir danach angeguckt und fand es derart
       normal, wie sie da in der Flüchtlingskrise mit mir frühstückt und danach
       auf Arbeit geht und ich ihr am Abend beim Fernsehen auf dem Sofa diesen
       wunderbaren Satz sagen konnte, ob sie denn glaubt, dass das alles richtig
       ist, was sie da macht. Auch die Wanderung im Ötztal, wir sind im kleinen
       Team hingefahren, und dann wurde da Frau Merkels Brotdose ausgepackt, oder
       mit diesen blöden Stöcken und der Funktionskleidung, das entbehrt natürlich
       nicht einer gewissen Komik auch beim Herstellen, beim Drehen.
       
       Da das Wort „Dienstreise“ fiel: Ihr Arbeitgeber ist nicht zuletzt der
       öffentlich-rechtliche Rundfunk – und der ist gerade [6][ziemlich in den
       Schlagzeilen]. Kam das für Sie überraschend? 
       
       Die Größenordnung, was die Jahresgehälter betrifft, das war mir schon klar,
       so in Richtung Aufsichtsräte. Es ist aber kein selbst erwirtschaftetes
       Geld. Und nun erfährt man eben, dass Menschen – und das ist im Fall
       Schlesinger passiert und passiert nach wie vor, das ist ja nur die
       Speerspitze – mit geschenktem Geld eine Vetternwirtschaft bestreiten. Das
       ist eigentlich so ein sozialistisches Modell, das kenne ich noch aus der
       DDR. Da ruht man sich aus, da richtet man sich ein. Wenn du als
       Festangestellter im Öffentlich-Rechtlichen mit etlichen Tausend Euro im
       Monat rechnen kannst und auch nicht von Arbeitslosigkeit bedroht bist, dann
       wirst du diesen Stuhl um Gottes willen nicht aufs Spiel setzen. Du sitzt
       das aus bis zu deiner Pension, gleichzeitig läuft der Hausbau, die Kinder
       werden größer, die Hobbys teurer. Und dann irgendwann merkst du, das läuft
       doch wunderbar, ab jetzt geht’s ins Plus. Und auf einmal steht man als
       schwerreicher Intendant einer Sendeanstalt da.
       
       Die Redakteure aber entscheiden, welche Filme produziert werden und welche
       nicht. Dort auf den Tischen in einem Stapel Drehbücher warten vielleicht
       zwei richtig fette Knaller, die nicht finanziert werden oder die mit einem
       Zehntel des Budgets gedreht werden, das sie bräuchten. Und das ist schade.
       Dabei gibt es sie doch, die risikobereiten, experimentierfreudigen Leute in
       der Branche. Da liegt für mich die Tragik und ich hoffe auf Veränderung.
       Ich finde es gut, dass dieses Modell jetzt aufgebrochen werden wird, dass
       das bröckelt. Ich könnte mir vorstellen, dass da in einigen Jahren nur ein
       paar Free-TV-Sender übrig sind, die Headlines durchschicken, der Rest ist
       nur noch Streaming. Da gibt es sicher auch noch ein paar Überraschungen,
       wer kauft am Ende wen?
       
       Und dann sind Sie aber möglicherweise schon in Ungarn auf dem Bauernhof und
       schreiben ein zweites Buch? 
       
       Da sitz ich schon dran. Geht auch gut in Hotelzimmern.
       
       Wie wird es heißen? 
       
       Arbeitstitel ist: „Dienstreise“.
       
       13 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Spielfilm-ueber-Kindesmissbrauch/!5075282
   DIR [2] /Polizeiruf-110-aus-Rostock/!5846720
   DIR [3] /Nationalspieler-Joshua-Kimmich/!5806573
   DIR [4] /Erste-deutsche-Netflix-Serie/!5466904
   DIR [5] /Krimi-Serie-Lauchhammer-in-der-ARD/!5876515
   DIR [6] /Vorwuerfe-gegen-NDR-und-RBB/!5879042
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ambros Waibel
       
       ## TAGS
       
   DIR Lesestück Interview
   DIR Tatort
   DIR Schauspiel
   DIR Theater
   DIR Netflix
   DIR wochentaz
   DIR Wochenendkrimi
   DIR Wochenendkrimi
   DIR Wochenendkrimi
   DIR Polizeiruf 110
   DIR Festival für Neue Internationale Dramatik
   DIR Polizeiruf 110
   DIR Wochenendkrimi
   DIR Polizeiruf 110
   DIR Dresden
   DIR Regionalkrimis
   DIR Wochenendkrimi
   DIR Schwerpunkt Zweiter Weltkrieg
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Krimipodcast mit Bastian Pastewka: Die Gestapo in London
       
       Im von Bastian Pastewka nerdig moderierten Krimipodcast „Kein Mucks!“
       werden deutsche Hörspiele aus den 60er Jahren präsentiert. Manche klingen
       älter.
       
   DIR Neuer Stuttgart- „Tatort“: Am Ende richten es die Jungen
       
       „Zerrissen“ ist nicht direkt schlecht. Aber wenn man bei einem „Tatort“
       nach zehn Minuten ahnt, wie die Sache läuft, dann ist das unbefriedigend.
       
   DIR Neuer Frankfurt-“Tatort“: Wenigstens nicht weihnachtlich
       
       Zum Fest beschenkt sich die „Tatort“-Redaktion selbst – mit einer
       Kapitulation. Am Ermittlerduo liegt das nicht, schuld ist die gestelzte
       Story.
       
   DIR „Polizeiruf 110“ aus Rostock: Amoklauf als Kopfgeburt
       
       Im ARD-Sonntagskrimi aus dem Jahr 2021 werden Ostdeutsche vor allem als
       willenlose Opfer dargestellt. Der „Polizeiruf“ steckt mitten im Diskurs.
       
   DIR Festival für Internationale Neue Dramatik: Den Menschen zuschauen
       
       Beklemmung im Kammerspiel: Das Festival Internationaler Neuer Dramatik an
       der Schaubühne Berlin begann mit Stücken, in denen die Welt begrenzt ist.
       
   DIR „Polizeiruf 110“ in der ARD: Ermitteln zwischen Halbwahrheiten
       
       Das Heimkind Ronny verschwindet mitten in der Nacht. Der
       ARD-Sonntagabend-Krimi lässt einen schön lange im Nebel aus Wahrheit und
       Lüge tappen.
       
   DIR Neuer Münster-“Tatort“: Stadt unter Einfluss
       
       Dieser „Tatort“ ist ein Quotenschlager. Warum hat ein halbgares
       Comedyformat Erfolg? An den künstlerischen Leistungen kann es kaum liegen.
       
   DIR „Polizeiruf“ aus Rostock: Die eigentliche Geschichte
       
       Neues Team, neuer Fall. Eine Grundschullehrerin will Bedrängungen nicht
       still hinnehmen. Dann ist sie tot und es wird ermittelt.
       
   DIR „Tatort“ aus Dresden: Mehr Mut zur Kürze
       
       Wie in Dresden ermittelt wird, macht in der Regel Spaß. Diesmal erwartet
       die Zuschauer ein Kommentar zur Lage der Nation.
       
   DIR Krimi-Serie „Lauchhammer“ in der ARD: Alle sind verdächtig
       
       Die Krimi-Serie „Lauchhammer“ verhandelt auf ARD und Arte die Themen
       Wiedervereinigung, Fridays for Future und Incels – also zu viel.
       
   DIR ARD-Polizeiruf aus Rostock: Drei Plots sind nicht zu viel
       
       Oft interessiert der eigentliche Fall im deutschen TV-Krimi weniger als das
       persönliche Verhältnis der Ermittler. In Rostock ist das nur bedingt so.
       
   DIR TV-Drama über Widerstand im Norden: Telemarken gegen Nazis
       
       Der ARD-Sechsteiler „Saboteure im Eis“ erzählt, wie Norweger die deutsche
       Atombombe verhindert haben wollen.