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       # taz.de -- Härtere Strafen gegen Aktivist:innen: Die Eskalationsspirale geht weiter
       
       > Die Berliner Innensenatorin fordert, Klima-Aktivist:innen länger in
       > Gewahrsam zu nehmen. Damit verunglimpft sie friedlichen Protest.
       
   IMG Bild: Mit der verschärften Debatte steigt auch die Gefahr gewalttätiger Übergriffe
       
       Mit populistischen Forderungen heizt SPD-Innensenatorin Iris Spranger die
       gesellschaftliche Stimmung gegen die Aktivist:innen der Letzten
       Generation weiter an. [1][So sollen Klimaaktivist:innen in Berlin
       länger als die derzeit gültigen 48 Stunden in Gewahrsam genommen werden
       können.]
       
       Sprangers Vorstoß ist in erster Linie ein Versuch, sich im kommenden
       Wahlkampf als harte Law-and-Order-Politikerin zu profilieren. Konkrete
       Folgen wird der Vorstoß vermutlich keine haben. Grüne und linke
       Koalitionspartner zeigten sich bereits empört; auch ist eine Neuauflage des
       Berliner Polizeigesetzes unwahrscheinlich, da erst vor zwei Jahren [2][die
       letzte Novelle nach mühseligen Verhandlungen verabschiedet wurde] – eine
       wesentliche Änderung war die Verringerung der Präventivhaft von vier Tagen
       auf 48 Stunden.
       
       ## Gewaltausbrüche werden in Kauf genommen
       
       Viel bedenklicher sind die Kollateralschäden, die dieses Wahlkampfmanöver
       hinterlässt. Denn mit ihrem Vorstoß treibt die Innensenatorin die
       Eskalationsspirale in der Debatte weiter an. Wurde bisher noch diskutiert,
       ob friedliche Straßenblockaden eine verhältnismäßige Protestform sind oder
       nicht, stellt sich Spranger nur die Frage, wie viele Tage es angemessen
       ist, Klimaaktivist:innen einzusperren.
       
       Ohne Gerichtsurteile abzuwarten, stellt die Innensenatorin mit ihrem
       Vorstoß sämtliche Klimaaktivist:innen als Straftäter:innen dar
       und spricht dem gewaltfreien Protest jegliche Legitimation ab. Besonders
       perfide ist, dass Spranger ihre Forderung damit rechtfertigt, dass in
       Bayern Aktivist:innen 30 Tage lang eingesperrt werden dürfen – als
       würde ein Unrecht das andere rechtfertigen.
       
       Auch wenn in Berlin keine bayerischen Verhältnisse drohen, werden die
       Aktivist:innen der Letzten Generation zu Unrecht vorverurteilt. Im Zuge
       der aufgeheizten gesellschaftlichen Stimmung wächst damit die Gefahr, dass
       es tatsächlich zu schweren Gewalttaten gegen die Aktivist:innen kommt.
       Eine Gefahr, die Spranger willentlich in Kauf nimmt.
       
       15 Nov 2022
       
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   DIR Jonas Wahmkow
       
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