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       # taz.de -- 100 Jahre Kommunistische Partei Spanien: Streit um Gedenkbriefmarke
       
       > Erzkatholische Anwälte blockieren eine Gedenkbriefmarke an die
       > kommunistischen Partei Spaniens. Die rechte Opposition beschwert sich
       > auch.
       
   IMG Bild: Darf nicht geklebt werden: Gedenkbriefmarke 100 Jahre spanische KP
       
       Madrid taz | Sammler werden erst einmal auf die neueste Sondermarke der
       spanischen Post verzichten müssen: [1][„100 Jahre Kommunistische Partei
       Spaniens (PCE)“]. Ein Gericht in Madrid hat die für diese Woche geplante
       Veröffentlichung von 135.000 Exemplaren gestoppt. Der Grund: eine Klage des
       Organisation „Christlicher Anwälte“. Die ultrareligiöse Gruppe sieht in der
       Marke mit Hammer und Sichel und einem fünfzackigen roten Stern eine
       Verletzung der „politischen Neutralität von Briefmarken“. Die PCE sei im
       Bürgerkrieg in den 1930er Jahren für „Massenmorde“ verantwortlich gewesen,
       behauptet die Organisation. Das Gericht beschloss, erst diese Vorwürfe zu
       klären, bevor die Marke gedruckt wird.
       
       Die erzkatholischen Kläger bekommen politische Rückendeckung von Spaniens
       Opposition. Die rechtsextreme Vox richtete sich an den europäischen
       Justizkommissar Didier Reynders und wirft dem Chef der regierenden
       Linkskoalition, dem Sozialisten Pedro Sánchez, vor, den Spaniern eine
       „willkürliche Sicht auf die Geschichte aufzuzwingen“. Die konservative
       Partido Popular (PP) schließt sich in einem eigenen Schreiben dieser
       Sichtweise an. Die rechtsliberalen Ciudadanos sehen in der Gedenkbriefmarke
       „ein Gedenken an Hass, Verbrechen und Elend“.
       
       Als „beschämend und symptomatisch“ bezeichnet die Klage der
       Verbraucherschutzminister Alberto Garzón, der [2][dem kleineren der beiden
       Koalitionspartner, dem linksalternativen Bündnis Unidas Podemos], gehört.
       Die spanische Justiz stellt ihre Rechtslastigkeit stets unter Beweis, so
       Garzón. Für seine Partei und viele Historiker ist die Kommunistische Partei
       „eine der unverzichtbaren Mitbegründerinnen der spanischen Demokratie“.
       
       Auch die Post verteidigt [3][auf ihrer Internetseite] die Gedenkmarke und
       würdigt die „Rolle der PCE im spanischen Bürgerkrieg“. Sie sieht die Partei
       als „Motor der Streitkräfte“, die die Republik gegenüber Francos Putsch
       vereidigten und die nach Francos Tod „zum Wiederaufbau einer demokratischen
       Zivilgesellschaft“ beigetragen habe.
       
       Vox, PP und Ciudadanos haben bis heute den Franquismus nicht verurteilt.
       Sie gedenken ihm gar immer wieder, wie neulich dem faschistischen General
       Millán Astray, Gründer der spanischen Legion, beim 100. Jahre Gründung der
       Elitetruppe.
       
       16 Nov 2022
       
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