# taz.de -- Umsetzung der Wohngeldreform: Im Amt stapeln sich die Akten
> Bundesbauministerin Klara Geywitz besucht das Wohnungsamt in
> Berlin-Pankow und fragt: Klappt das mit der Umsetzung der Wohngeldreform?
IMG Bild: Rund die Hälfte aller Rentner:innen in Berlin beantragen Wohngeld
Berlin taz | Am Mittwochmittag zwängt sich Klara Geywitz (SPD) in ein
kleines Büro im Wohnungsamt Berlin-Pankow, dem einwohnerreichsten
Stadtbezirk der Hauptstadt. Gelbe Leitz-Hefter stapeln sich hier in blauen
Boxen und auf zwei Schreibtischen. „Beantragen hier viele Rentner und
Rentnerinnen Wohngeld?“, möchte [1][die Bundesbauministerin] höchst
persönlich von zwei Sacharbeiterinnen wissen. „Ja“, antwortet eine, „Die
Hälfte könnte man schon sagen.“
Normalerweise wühlen sich die beiden Frauen hier alleine durch einen Haufen
Papier. Acht Seiten umfasst ein Wohngeldantrag in Berlin. Bereitwillig
erzählen sie aus ihrem Alltag. Schon jetzt steige die Zahl der Anträge, und
das Wohnungsamt bereitet sich auf Mehrarbeit im nächsten Jahr vor. „Wir
machen es so gut und so schnell wie möglich“, versichert eine.
„Es ist die größte Wohngeldreform in der Geschichte der Bundesrepublik“
sagt Klara Geywitz „und das Gegenteil von Gießkanne.“ Viele Rentner*innen,
Familien und Alleinerziehende würden davon profitieren. Erst in der
vergangenen Woche hat d[2][er Bundestag die Reform beschlossen], die mehr
Geld für einen größeren Empfängerkreis verspricht. 4,5 Millionen Menschen
in 2 Millionen Haushalten sollen künftig vom staatlichen Mietzuschuss
profitieren. Derzeit sind es rund 600.000 Haushalte.
## Personal ist ein Problem
Ab 2023 soll das Wohngeld durchschnittlich um 177 Euro auf 370 Euro pro
Monat steigen. Ob die Wohngeldreform in der Umsetzung gelingt, ist aber
fraglich. Das Wohngeld richtet sich an jene, die keine Sozialhilfe
beziehen, aber dennoch schlecht über die Runden kommen. Künftig werden im
Wohngeld auch die Heizkosten berücksichtigt sowie Mieterhöhungen infolge
energetischer Sanierungen.
Klara Geywitz ist bewusst, dass diese Reform die Kommunen vor große
Herausforderungen stellt. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die
Bearbeitung der Anträge etwas länger dauern kann. Dass das Geld auch
rückwirkend ausgezahlt wird, wird mehrfach betont. In Berlin-Pankow dauert
die Bearbeitung derzeit sechs bis sieben Wochen, in anderen Städten sind es
aber mehrere Monate.
„Das größte Problem ist, das nötige Personal zu rekrutieren“, sagt der
Fachbereichsleiter Marco Schaum. Er begrüßt zwar, dass zur Bearbeitung 19
neue Stellen besetzt werden können. Er weist allerdings auch auf den
Fachkräftemangel in der Verwaltung hin. Es ist ein Termin, bei dem sich
alle gegenseitig bekräftigen, das Beste zu tun, damit die Reform gelingt.
Dennoch sind die Schwachstellen unübersehbar. Auch Verbraucherzentralen
warnen jetzt schon vor „Ämter-Chaos“. „Was uns auch fehlt, ist die
elektronische Akte“, sagt Schaum, woraufhin etwas Gekicher zu hören ist. Er
führt die Bundesbauministerin dann ins Archiv nebenan, in dem sich die
Akten von zwei Jahrgängen türmen.
17 Nov 2022
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## AUTOREN
DIR Jasmin Kalarickal
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