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       # taz.de -- Künftige Forschungspolitik der Bundesregierung: Neue Strategien notwendig
       
       > NGOs kritisieren die Zukunftsstrategie des Forschungsministeriums: Sie
       > bleibe in der Logik stecken, zuvorderst die Wirtschaft zu stärken.
       
   IMG Bild: Biodiversität spielt in der Forschungspolitik der Bundesregierung immer noch keine Rolle
       
       Berlin taz | Wie soll die künftige Forschungspolitik der Bundesregierung
       aussehen? Derzeit läuft die Debatte über die [1][„Zukunftsstrategie
       Forschung und Innovation“] auf Hochtouren. Über 60 Stellungnahmen aus
       Wissenschaft und Wirtschaft sind beim federführenden Bundesministerium für
       Bildung und Forschung (BMBF) eingegangen. Auch Organisationen der
       Zivilgesellschaft und Ökoverbände sind dabei, deren Positionen in der
       Vergangenheit bei der „Forschungszukunftsplanung“ meist unter den Tisch
       gefallen waren. Wird es diesmal anders sein?
       
       „Transformation? Fehlanzeige.“ So kommentierte Steffi Ober vom
       Naturschutzbund Deutschland (Nabu) den ersten Entwurf der Strategie, der
       Ende Oktober veröffentlicht wurde. Vom Versprechen des
       Ampelkoalitionsvertrags, Visionen und Ideen für eine lebenswerte Zukunft
       mit Hilfe von Forschung und Innovation zu entwickeln, sei in dem Papier
       nichts zu spüren. Es bleibe vielmehr in „der alten Logik stecken“, die
       darauf ausgerichtet sei, vor allem die Innovationskraft der deutschen
       Wirtschaft zu stärken.
       
       „Dabei verkennt diese Zukunftsstrategie völlig, dass eine ungebremste
       Klimakrise und der [2][Verlust der Biodiversität] unseren Wohlstand
       komplett vernichten werden“, moniert die Sprecherin der
       Zivilgesellschaftlichen Plattform Forschungswende. An dieser Stelle räche
       sich, so Ober, „nicht nur der völlige Mangel an Transformationsforschung,
       sondern auch der Unwille der Politik, sich ernsthaft mit der notwendigen
       Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu beschäftigen“.
       
       Auch der Verbund von acht Instituten aus der Nachhaltigkeits- und
       Zukunftsforschung Ecornet fordert, dass der Forschungsfokus „vorrangig auf
       Minderung der Klimakrise, Schutz von Biodiversität, Stärkung des sozialen
       Zusammenhalts und der Daseinsvorsorge sowie globaler Gerechtigkeit“ gelegt
       werden solle. „Die Zukunftsstrategie sollte partizipativer ausgerichtet
       werden“, erklärte Klima- und Energieforscherin Camilla Bausch, Direktorin
       des Ecologic Instituts und Sprecherin von [3][Ecornet.]
       
       Noch sei unklar, wie die Strategie weiter ausgearbeitet werden soll. „Wir
       empfehlen einen transparenten Prozess und eine öffentliche Debatte unter
       Einbindung von Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft“, so Bausch.
       Zwar gebe es im Entwurf Ansätze zur Partizipation. Doch ziele dieses
       Verständnis von Beteiligung „häufig allein darauf, Akzeptanz zu schaffen
       und Risikoaversionen in der Gesellschaft zu überwinden“.
       
       ## Bessere Zusammenarbeit
       
       Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat seine
       Stellungnahme in eine Broschüre mit dem Titel „Ressourcenwende“ gepackt.
       Darin werden „Zehn Etappen für eine systematischere Zusammenarbeit von
       Wissenschaft und Zivilgesellschaft“ vorgestellt.
       
       Zivilgesellschaftlich fundiertes Wissen ist aus Sicht des BUND „für die
       Lösung kommender sozial-ökologischer Transformationskonflikte notwendig“.
       Und zwar nicht nur, weil dieses Wissen dabei helfen könne, die anstehenden
       „Verteilungsfragen besser zu begreifen“, sondern auch, um „die
       Wirtschaftsaktivitäten oder Infrastrukturen ressourcenschonender“ zu
       gestalten.
       
       Anfang 2023 soll die Strategie regierungsamtlich fertig sein. Dann steht
       für die Zivilgesellschaft der nächste Partizipationstest an: Ob sie im
       Begleitgremium, dem „Zukunftsforum“, neben den Vertretern aus Wissenschaft
       und Wirtschaft gleichfalls angemessen Sitz und Stimme erhalten wird.
       
       19 Nov 2022
       
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