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       # taz.de -- Anwalt über Aktivisten in Ägypten: „Alaa ist ein politischer Häftling“
       
       > Während der Cop27 schaute alle Welt auf Alaa Abdel Fattah. Sein Anwalt
       > über internationale Solidarität und wie es mit dem Aktivisten nun
       > weitergeht.
       
   IMG Bild: Feiert Freitag seinen 41. Geburtstag im Gefängnis: Alaa Abdel Fattah
       
       Seit April sind in Ägypten mehr als 1.200 politische Gefangene freigelassen
       worden. Auch die Familie des bekannten Aktivisten Alaa Abdel Fattah (41),
       der 2021 wegen Veröffentlichung von Falschnachrichten zu fünf Jahren
       Gefängnis verurteilt wurde, hofft auf eine Amnestie durch Präsident
       al-Sisi. Vergangene Woche forderte Alaas Schwester Sanaa (28) am Rande der
       Klimakonferenz in Scharm al-Scheich erneut seine Freilassung. Die taz
       sprach mit Alaas Anwalt Khaled Ali. 
       
       taz: Herr Ali, ein bekannter ägyptischer Journalist hat Alaas Schwester
       Sanaa nach ihrem [1][Auftritt bei der Cop27] [2][beschuldigt], die
       Klimakonferenz ausgenutzt zu haben. Hat sie das? 
       
       Khaled Ali: Nein, es war seit drei Monaten bekannt, dass sie teilnehmen
       würde, und die Vereinten Nationen hatten dem zugestimmt. Sanaa hat einfach
       ihr Recht genutzt und die Freilassung ihres Bruders gefordert. Hunderte von
       Teilnehmern aus aller Welt konnten so ihre Solidarität zeigen. Die globale
       Klimakonferenz ist ein Treffpunkt, um über Umweltrechte zu sprechen, sie
       basiert also auf Menschenrechten.
       
       Wie stehen Sie zu dem Druck von außen und den ausländischen Kampagnen zur
       Freilassung von Alaa? 
       
       Wir können nicht von Druck von außen sprechen, sondern eher von lokaler und
       internationaler Solidarität, was großartig ist. Ich danke allen für diese
       Solidarität, lokalen und internationalen Organisationen und den
       Vertreter*innen von Staaten, die Alaas Recht auf Freiheit bestärkt
       haben. Es gibt außerdem eine von fast 300.000 Menschen weltweit
       unterzeichnete [3][Petition zur Freilassung von Alaa] – also viel mehr als
       das, was in den Medien und sozialen Netzwerken in Ägypten bekannt ist.
       
       Wie geht es jetzt weiter mit Alaa? 
       
       Da er zu fünf Jahren Haft verurteilt worden ist und das Urteil bestätigt
       wurde, bleibt uns keine andere Wahl, als noch einmal Beschwerde beim
       Militärgouverneur einzulegen, um das Urteil aufzuheben, ihn zu begnadigen
       oder zumindest die Haftstrafe zu verkürzen. Ich werde fortlaufende Anträge
       stellen, bis Alaa freigelassen wird.
       
       Kurz vor der Cop27 wurde der Aktivist Ziyad al-Alami begnadigt. Warum nicht
       auch Alaa? 
       
       Die Frage richtet sich an den ägyptischen Staat, nicht an mich. Ich habe
       das Amnestiekomitee aufgefordert, Alaa für eine Begnadigung
       vorzuschlagen. Das wünsche ich mir für alle, die wegen ihrer Ausübung
       der Meinungsfreiheit inhaftiert sind. Im Falle Alaas haben auch seine
       Tante Ahdaf Soueif sowie seine Schwester Mona Seif Anträge auf Begnadigung
       gestellt, aber es kam keine Antwort. Auch das Parteienbündnis
       „Zivildemokratische Bewegung“ und verschiedene Frauengruppen haben
       Namenslisten eingereicht, die auch Alaas Namen enthielten. Nichts wurde
       beantwortet.
       
       Viele Leute argumentieren, dass Alaa strafrechtlich verurteilt wurde und
       nicht begnadigt werden kann. 
       
       In Ägypten gilt jede Anklage als strafrechtlich. Aber es ist wichtig, auf
       die Art der Tat zu achten, derer eine Person beschuldigt wird. Geht es um
       eine kriminelle Tat wie Diebstahl oder Mord oder um etwas Politisches? Alaa
       wurde verurteilt wegen der Verbreitung von Falschnachrichten. Er ist ein
       politischer Häftling, er hat keine schändliche Tat begangen und hat das
       Recht auf Amnestie.
       
       Seine Schwester Mona erwähnte, dass Alaa wie auch andere Gefangene zu lange
       in Untersuchungshaft gehalten worden war. 
       
       Es gibt Inhaftierte, die länger als zwei Jahre in Untersuchungshaft
       gehalten werden. Wenn die gesetzliche Frist endet, wird sie einfach
       verlängert. Wir brauchen eine schnelle Lösung für dieses Problem.
       
       Alaa hat am Wochenende seinen Hunger- und Durststreik beendet. Wie geht es
       ihm jetzt? 
       
       Wir machen uns wegen des langen Streiks Sorgen um seine Gesundheit. Er war
       mehr als 200 Tage in einem teilweisen Hungerstreik. Er hatte seine Kalorien
       auf 100 Kalorien pro Tag reduziert. Seit dem 1. November aß er gar nicht
       mehr und seit dem 6. November verzichtete er auch auf Trinken. Er befindet
       sich derzeit unter ärztlicher Aufsicht.
       
       Bekommt er Besuch im Gefängnis? 
       
       Für einige Zeit hinderte niemand Alaas Familie daran, ihn zu festgelegten
       Zeiten zu besuchen. Der letzte Familienbesuch war am 24. September. Ich
       aber wurde seit Alaas Verlegung in das Gefängnis Wadi al-Natrun im
       Gouvernement Alexandria im vergangenen Jahr dreimal daran gehindert, ihn zu
       besuchen. Ich weiß nicht, wer für dieses Verbot verantwortlich ist. Es gibt
       keinerlei Grund, mich daran zu hindern. Ich habe alle nötigen offiziellen
       Genehmigungen. Das macht mich misstrauisch, denn ich habe das Recht,
       meinen Mandanten zu treffen.
       
       18 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Aegyptischer-Aktivist-im-Hungerstreik/!5890695
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=-qA1J0eceAc
   DIR [3] https://www.change.org/p/help-free-my-brother-before-it-s-too-late-jamescleverly-freealaa
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Melad Hanna
       
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