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       # taz.de -- „Das kann nicht zufriedenstellend sein“
       
       > Bei den Vereinen des Hamburger Sportbunds besetzen Männer 82 Prozent der
       > Leitungsfunktionen
       
       taz: Frau Kodra, sind Sie zufrieden mit der Geschlechtergerechtigkeit im
       Hamburger Sportbund (HSB)? 
       
       Dorothee Kodra: Weitestgehend. Wenn man allerdings in unseren gerade
       veröffentlichten Gleichstellungsbericht reinsieht, sieht man zum Beispiel
       einige Kommissionen im HSB, bei denen offensichtlich nicht ganz so gut
       drauf geachtet worden ist, dass es eine ausgewogene Geschlechterverteilung
       gibt. Es gibt also einige Aspekte, bei denen es Nachholbedarf gibt.
       
       Und im Hamburger Sport im Allgemeinen? 
       
       Bei unseren Mitgliedsvereinen sind 82 Prozent der Leitungsfunktionen mit
       Männern besetzt. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, was
       Geschlechtermissverhältnisse angeht. Das kann nicht zufriedenstellend sein.
       
       Wie wollen Sie konkret Ihr Ziel der Geschlechtergerechtigkeit im HSB
       erreichen? 
       
       Es gilt uns selbst dafür zu sensibilisieren, bei jeder Neubesetzung,
       hauptamtlich wie ehrenamtlich, zu gucken, ob nicht eine ausgeglichenere
       Geschlechterverteilung sinnvoll ist.
       
       Und bei den Vereinen und Verbänden? 
       
       Dort haben wir mit der Veröffentlichung des Gleichstellungsberichts und
       einer ersten Veranstaltung angefangen ins Gespräch zu gehen, haben zum
       ersten Mal die Zahlen an die große Glocke gehängt. Da sollte ein
       Bewusstsein entstehen und auch ein Wille, das zu verändern. Diejenigen, die
       den Willen haben, würden wir gerne unterstützen.
       
       Wie wollen Sie sie unterstützen? 
       
       Wir könnten Vereine zum Beispiel mit einem Angebot zur
       Organisationsentwicklung unterstützen. Eine andere Möglichkeit wäre, sich
       über Fördermittel Gedanken zu machen. Kann man zur Voraussetzung machen,
       dass nur noch gefördert wird, wer auch auf Geschlechtergerechtigkeit
       achtet?
       
       Was sind denn abseits der Besetzung von Führungspositionen noch
       Sexismusprobleme im Hamburger Sport? 
       
       Sexismus kommt in allen Gesellschaftsbereichen vor und macht auch vor dem
       Hamburger Sport nicht halt. Bei Sportvereinen, die sehr stark männlich
       geführt werden, liegt es sehr nahe, dass sie auch unbewusst sexistisch und
       geschlechterdiskriminierend sprechen und handeln. Ich glaube, das ist ein
       Grund, warum die Verteilung ist, wie sie ist.
       
       Haben Sie Beispiele für diesen unbewussten Sexismus? 
       
       An vielen Stellen ist es ein fehlendes Mitdenken von Lebensmodellen
       außerhalb des klassischen männlichen Lebensmodells, auch wenn sich das
       immer weiter aufweicht. Es geht aber auch um so etwas wie Angebote in
       Vereinen. Wer hat welchen Zugang wohin? Haben Mädchen und Jungen die
       gleiche Chance, ein und dieselbe Sportart zu machen?
       
       Haben sie die? 
       
       Da würde ich an vielen Stellen sagen, nein, da gibt es nicht genügend
       Angebote, um tatsächlich eine Chancengerechtigkeit herzustellen. Dann muss
       man aber noch weitergehen und das geht über den Sport hinaus. Die
       Sportartwahl wird bei Jungen und Mädchen ja nicht nur durch das
       Sportangebot bestimmt, sondern auch durch Eltern und Freunde und
       Freundinnen, die oftmals nach alten Geschlechtermustern handeln.
       
       Geschlechterdiskriminierung betrifft vor allem TIQ-Personen. Was tun Sie
       für diese? 
       
       Das ist noch im Aufbau. Im HSB gibt es eine Kommission, die aktuell ein auf
       den Sport bezogenes Netzwerk aufbaut. Es geht darum, ein Bewusstsein für
       die Thematik zu schaffen und sich mit den Vereinen auseinanderzusetzen: Was
       geht mich das eigentlich an und wie gehe ich damit um? Interview: Hagen
       Gersie
       
       14 Nov 2022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hagen Gersie
       
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