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       # taz.de -- Alternative zum Fußballgucken: Ist Yoga Sport?
       
       > Wer die WM in Katar boykottiert, kann die Zeit zum Training nutzen. Die
       > taz probiert trendige Sportarten aus und berichtet, ob sich das
       > Nachmachen lohnt.
       
   IMG Bild: Geht auch in Katar: Yoga, hier in Doha
       
       Vor drei Monaten hätte ich diese Frage mit nein beantwortet. Mit Yoga
       assoziierte ich Instagrammerinnen, die perfekt geschminkt sind und ihren
       Tag mit einem Früchtesmoothie beginnen. Dann aber hatte ich die
       Gelegenheit, selbst ein bisschen Yoga auszuprobieren, und kam zu einem ganz
       anderen Ergebnis. Yoga, der Sport, kann furchtbar anstrengend sein und hat
       nichts mit Glamour zu tun.
       
       Die Variationen von Yoga, die ich ausprobierte, nennen sich Hot Yoga und
       Aerial Yoga. Bei [1][Hot Yoga] befinden sich die Teilnehmer:innen in
       einem Raum mit einer Temperatur um die 40 Grad und erhöhter
       Luftfeuchtigkeit. Die Posen unterscheiden sich nicht von gewöhnlichen
       Yogaübungen – Standards wie Cobra, Planke und seitliche Winkelstellungen
       werden in einem Fluss nachgemacht.
       
       Die Kursleiterin begann recht langsam, beschleunigte mit der Zeit aber ihr
       Tempo. Da sie vor allem das Einatmen ankündigte, aber nicht sagte, wann ich
       wieder ausatmen sollte, kam es immer wieder vor, dass ich mehrmals
       hintereinander einatmete, ohne zu wissen, wann ich die Luft wieder
       rauslassen durfte.
       
       Als ich das erste Mal Hot Yoga ausprobierte, ging ich voller
       Selbstüberzeugung in einen Kurs mit der höchsten Schwierigkeitsstufe. Nach
       nur zwanzig Minuten in dem saunaartigen Raum fragte ich mich aber, warum
       ich Geld bezahlte, um in Ohnmacht zu fallen. Die schweißgebadete,
       obligatorische Atemschutzmaske machte das Ganze nicht einfacher. Zehn
       Minuten vor Schluss verließ ich den Raum, weil ich sonst wirklich umgekippt
       wäre. Bei den darauffolgenden Malen wählte ich niedrigere
       Schwierigkeitsstufen, gewöhnte mich an die Hitze und merkte schnell, wie
       gut mir die Übungen taten. Meine Verspannungen im Schulter- und
       Nackenbereich lösten sich etwas und das enorme Schwitzen fühlte sich nach
       Detox an. Zumindest möchte ich hoffen, dass ich für eine Weile entgiftet
       bin.
       
       ## Surreal Yoga, Irreal Yoga, Aerial Yoga
       
       Ein wenig anders erging es mir mit [2][Aerial Yoga]. Bei dieser Yogaart
       hängen die Teilnehmer:innen in einem Seil, es wird also viel
       akrobatisches Können abverlangt. Bereits die einfacheren Posen, in denen
       das Seil ins Fleisch meiner Oberschenkel einschnitten, schmerzten höllisch.
       Ein Blick auf meine Nachbar:innen, die allesamt um einiges älter waren als
       ich, entmutigte zusätzlich – sie alle schienen die Übungen ohne Mühe
       hinzubekommen.
       
       Am Schlimmsten war es, als wir circa fünf Minuten lang kopfüber in den
       Seilen hingen und Posen nachstellen sollten. Durch das ganze Blut im Kopf
       wurde mir kotzübel, ich konnte nicht sprechen, wusste aber auch nicht, wie
       ich mich aus dem Seil wieder befreien sollte. Als ich wieder den Boden
       unter meinen Füßen spürte, sackte ich zusammen. Die Übelkeit ließ erst beim
       Duschen nach.
       
       Kurz zusammengefasst, erfordert Yoga sehr viel Kondition und
       Körperspannung, dafür ist auch Muskelaufbau notwendig. Bevor ich noch mal
       Aerial Yoga ausprobiere, muss ich erst mal dafür sorgen, dass mein Körper
       die paar Sekunden Posen stabil in der Luft halten kann. Und zwar ohne dass
       ich mich wie am Strick fühle.
       
       20 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://utopia.de/ratgeber/bikram-yoga-was-steckt-hinter-hot-yoga/
   DIR [2] https://www.dorisritter.ch/yoga
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Shoko Bethke
       
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