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       # taz.de -- US-Republikaner nach den Midterms: Vorsicht mit dem Wunschdenken!
       
       > Nach dem unerwartet schwachen Abschneiden der Republikaner bei den
       > Midterms reden viele das Ende der Ära Trump herbei. Doch das ist
       > verfrüht.
       
   IMG Bild: Irgendwo am rechten Rand: Floridas Gouverneur DeSantis mit Sohn auf der Wahlparty am 9. November
       
       Die mit fast 17 Milliarden Dollar Wahlkampfkosten teuersten
       [1][Halbzeitwahlen in den USA sind vorbei]. Die Demokrat*innen haben
       besser abgeschnitten als erwartet, und wer die politische Debatte in den
       USA dieser Tage verfolgt, kann den Eindruck gewinnen, diese Midterms seien
       nicht wie sonst ein Referendum über den amtierenden Präsidenten gewesen –
       sondern über dessen Vorgänger.
       
       [2][Donald Trump hatte sich in die Vorwahlen auf republikanischer Seite
       eingemischt wie kaum jemand zuvor], und so ist es nur logisch, dass viele
       verkaterte Republikaner*innen jetzt der Meinung sind, der Narzisst in
       Mar-a-Lago schade ihrer Partei, weil unfähige Trump-Kandidat*innen
       gewinnbare Mandate verloren. Immer lauter werden die Stimmen, die den
       eindeutigen Wahlsieger, Floridas wiedergewählten republikanischen
       Gouverneur Ron DeSantis, bei der Präsidentschaftswahl 2024 als ihren
       Kandidaten sehen wollen. Die Partei müsse das Kapitel Trump jetzt
       abschließen und nach vorn blicken, heißt es in unzähligen Foren und
       Kommentarspalten.
       
       Das klingt vordergründig gut, und etliche Kommentator*innen gerade im
       Ausland schreiben schon in einer Weise, als seien diese Wahlen der
       Wendepunkt, der die USA wieder auf einen Kurs der zivilisierten politischen
       Auseinandersetzung jenseits von Gewaltaufrufen, Lügen, Hass und wildesten
       Verschwörungserzählungen bringe.
       
       Doch das ist Wunschdenken. Mag sein, dass sich die republikanische Partei
       tatsächlich aus Trumps Fängen lösen kann und DeSantis der neue starke
       Mann wird. DeSantis ist jünger und nicht so selbstbezogen wie Trump –
       aber mit seinen Positionen wäre er, auf Deutschland übertragen, irgendwo
       am äußersten rechten Rand der AfD anzusiedeln. In der Ära vor Trump hätte
       er als „zu extrem“ gegolten, um als Kandidat auf nationaler Ebene
       erfolgreich sein zu können. Das ist heute anders.
       
       Denn die politischen Verschiebungen innerhalb des US-Konservativismus, die
       Trump erst möglich gemacht haben, sind in den vergangenen sechs Jahren nur
       verfestigt worden. Trumps Maga-Bewegung, ein durchgeknallter Personenkult
       mit nationalrevolutionären Zügen, mag ihren dominierenden Einfluss
       verlieren. Aber sie ist groß genug, um gebraucht zu werden, und passt ins
       heutige republikanische Spektrum.
       
       Der ideologische Kern der Partei besteht nicht mehr nur in der Skepsis
       gegenüber einem Staat, der zu viele Steuern verlangt. Die
       Republikaner*innen heute sind eine Partei des Antiliberalismus
       Orban’schen Zuschnitts. Und diese Leute kontrollieren künftig das
       Repräsentantenhaus, womöglich auch den Senat. Das sind denn doch keine
       guten Nachrichten, die von diesen Halbzeitwahlen ausgehen.
       
       12 Nov 2022
       
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