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       # taz.de -- Zukunft der Weltklimakonferenz: Mit Mängeln, aber unverzichtbar
       
       > Wegen magerer Ergebnisse regt sich zunehmend Kritik am Format der
       > Klimakonferenz COP. Doch wichtige Verursacherstaaten auszuschließen,
       > ergibt wenig Sinn.
       
   IMG Bild: Zahlen bitte! Forderung beim Klimagipfel
       
       Die COP27 ist seit Sonntag Geschichte, die klimapolitischen Beschlüsse
       [1][sind weitestgehend enttäuschend]. So verpassten die Länder etwa eine
       klare diplomatische Kante gegen fossile Brennstoffe. Nur mit Müh und Not
       wurde das 1,5-Grad-Ziel der Paris-Vereinbarung von 2015 erneut mit
       aufgenommen. Der Konferenz wird lediglich zugutegehalten, [2][dass ein
       Fonds zur Hilfe bei Klimaschäden geschaffen wurde].
       
       Für die von der Klimakrise bedrohten Menschen ist die Wortwahl der
       Abschlusserklärung aber zweitrangig. Es zählen die Handlungen der
       Staatengemeinschaft. Und da sieht es mager aus. Die Industriestaaten hatten
       bereits vor 13 Jahren 100 Milliarden US-Dollar jährlich im Kampf gegen den
       Klimawandel zugesagt. Dieses Geld soll seit 2020 an den Globalen Süden
       fließen. Die OECD-Mitgliedstaaten überwiesen 2020 laut eigenen Angaben aber
       nur 83,3 Milliarden US-Dollar. Eine Untersuchung von Oxfam schätzt, dass
       davon nur etwa 21 bis 24,5 Milliarden effektiv bereitgestellt wurden. Was
       nützt der neue Fonds zur Hilfe bei Klimaschäden, wenn auch dieser
       wahrscheinlich unzureichend finanziert wird?
       
       Wegen gebrochener Versprechen dieser Art und wegen der unambitionierten
       Abschlusserklärungen stellt die Klimaszene das Format Klimagipfel nun
       insgesamt infrage. [3][Der Klimaexperte Mojib Latif spricht sich für ein
       völlig neues Forum aus] – eine sogenannte Koalition der Willigen.
       Blockierende Länder wären dann nicht mehr dabei. Ohne Frage, die Ergebnisse
       wären ambitionierter.
       
       Es ergibt trotzdem wenig Sinn, die Klimakrise unter Ausschluss wichtiger
       Verursacherstaaten zu verhandeln. Auf dem Klimagipfel trafen sich mehr als
       190 Staaten, um über das Klima zu sprechen. Ein globales Forum ist wichtig.
       Das CO2-Budget für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels wird in etwas mehr als
       sechs Jahren aufgebraucht sein. Dass sich bis dahin ein neues,
       handlungsfähiges Forum etabliert, ist unwahrscheinlich.
       
       ## Fehler innerhalb des Formats beheben
       
       Stattdessen müssen die Fehler innerhalb des existierenden Formats bekämpft
       werden. Zum Beispiel die Verhandlungskultur: Diese funktioniert auch über
       Kaffee, Kekse und face-to-face. Wenn aber die fossile Brennstofflobby den
       gleichen Kaffee trinkt, dann ist das problematisch. Diese stellte mit 636
       Lobbyisten die größte Delegation. Auch weil die Verhandlungen jedes Jahr
       aufs Neue zwei Tage überzogen werden, benachteiligt das die kleinen
       Staaten. Das südamerikanische Guyana ist mit nur einer Person angereist.
       Diese kann unmöglich 48 Stunden durchverhandeln.
       
       Die COP hat zweifellos Mängel, aber sie ist unverzichtbar.
       
       21 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Enttaeuschendes-Ende-der-COP27/!5893200
   DIR [2] /Klimagipfel-COP-27-in-Aegypten-endet/!5896214
   DIR [3] https://www.deutschlandfunk.de/klimaexperte-latif-kritisiert-weltklimakonferenz-als-ueberholt-102.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Enno Schöningh
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
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