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       # taz.de -- Berlins neues Cold War Museum: Vorm Club noch ins Museum
       
       > Ein neues privates Museum gibt Einblick in die Zeit des kalten Krieges.
       > Digital und reißerisch setzt man auf ein junges Publikum.
       
   IMG Bild: Kosmonaut, Astronaut, Hauptsache Kalter Krieg
       
       Berlin taz | Ein Kosmonaut und ein Astronaut spacen durch Berlin. Wo immer
       die Stadt noch an die Teilung, an Sowjets und Amis und den Kalten Krieg
       erinnert, tauchen die Raumfahrerkostüme in dem kurzen Clip auf:
       Abhörstation Teufelsberg, Sowjetisches Ehrenmal, East Side Gallery. Auch am
       Berghain kommen sie vorbei.
       
       Ganz offensichtlich schielt Berlins neues privates Cold War Museum auf
       dessen Kundschaft: junge Tourist:Innen, die mit wenig Vorwissen mal eben
       durch ein hippes Museum rauschen. Das Berghain-Logo haben sie dabei gleich
       mal in nur minimal abgewandelter Form übernommen.
       
       Das Image-Video, mit dem das Museum bei einer Presseführung am Dienstag für
       sich warb, steht sinnbildlich für das Projekt. Irgendwie cool und digital,
       in Szene gesetzte Effekte, Inhalte eher als Hintergrundrauschen. Schon im
       Foyer zeigt sich das: An einer löchrigen eisernen Wand – symbolisch für den
       Eisernen Vorhang – befinden sich Porträts von Politikern von früher.
       Stalin, Kennedy, Kohl. Warum der aufgrund der Entspannungspolitik nicht
       ganz unwichtige Willy Brandt fehle, will ein Journalist wissen. Antwort:
       Man habe ausdrucksstarke Bilder gewählt.
       
       In nur einem Jahr ist dieses Museum am Touri-Standort Unter den Linden,
       nahe Friedrichstraße entstanden. Am Samstag soll es eröffnen. Es ist das
       neue Projekt des Museums-Managers [1][Carsten Kollmeier], der die Stadt
       schon mit Spionage-, Samurai- und Dalí-Museum beglückte. Warum nun ein Cold
       War Museum? Ganz einfach: „Das ist das erste Museum zur Geschichte des
       Kalten Krieges“, so Kollmeier. Da hat also jemand seine Nische gefunden,
       gleich neben Aliiertenmuseum, Mauergedenkstätte oder Mauermuseum am
       Checkpoint Charlie.
       
       ## Digitales Angebot
       
       Besonders ist das neue Museum dennoch, denn es ist rein digital. Die Macher
       nennen es bescheiden „High-Tech Museum 4.0“. Keine Texttafel ist auf den
       zwei Etagen zu finden, dafür Dutzende von Bildschirmen, ergänzt durch
       einige Exponate, etwa eine originale Selbstschussanlage, Nachbauten einer
       Atomrakete oder des Satelliten Sputnik 1.
       
       Gegliedert ist die Ausstellung in Themenbereiche: von Kubakrise über
       Waffensysteme bis zum Rennen um den Weltraum. Plakativ und reißerisch, im
       Dualismus, Rot-Blau, Hammer, Sichel und Stern. Informationen wie
       Zeitzeugeninterviews finden sich auf kleinen Digitaltafeln, mit denen sich
       Besucher:innen per Smartphone verbinden können.
       
       Für 16 Euro ist man dabei. Das 3-D-Virtual-Reality-Erlebnis – der Sprung
       des DDR-Grenzers über den Stacheldraht – kostet 4 Euro extra.
       
       22 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
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