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       # taz.de -- Nutzung von Agrarflächen: Essen statt Sprit vom Feld
       
       > Millionen Menschen könnten satt werden mit Pflanzen von Agrospritäckern,
       > so Umweltverbände. Die staatliche Förderung dieser Kraftstoffe müsse
       > enden.
       
   IMG Bild: Soll diese Ernte getankt oder gegessen werden? Weizenernte auf der Schwäbischen Alb
       
       Berlin taz | Auf Äckern mit Agrospritpflanzen für Deutschland ließen sich
       genug Kalorien für [1][bis zu 35 Millionen Menschen] produzieren. Das
       entspricht 71 Prozent der Personen, die laut Welternährungsprogramm akut
       von Hungersnot bedroht sind. Diese Rechnung haben Deutsche Umwelthilfe,
       Foodwatch, Greenpeace, Naturschutzbund, Robin Wood und Transport &
       Environment am Mittwoch veröffentlicht.
       
       Die Zahlen basieren auf der Annahme, dass auf den 1,88 Millionen Hektar
       weltweit für den deutschen Biospritverbrauch Weizen wachsen könnte. Die
       Agrarlobby wendet jedoch ein, der Anbau dieses Getreides sei nicht auf
       allen Flächen sinnvoll oder möglich. Die UmweltschützerInnen antworten
       darauf, dass dort mit anderen Pflanzen wie Mais oder Reis sogar noch mehr
       Kalorien geerntet werden könnten. Der Bund solle Agrokraftstoff nicht mehr
       fördern.
       
       Bisher dürfen die Mineralölkonzerne die von der EU geforderten
       Treibhausgaseinsparungen erfüllen, indem sie Benzin und Diesel
       [2][Agrosprit] etwa aus essbarem Getreide beimischen, weil er offiziell
       eine bessere Klimabilanz hat als fossile Kraftstoffe. Doch unter anderem
       wegen des Ukrainekriegs sind die Preise für Lebensmittel drastisch
       gestiegen. Zudem ist Agrosprit mehreren Studien zufolge klimaschädlicher
       als Erdöl, wenn man den hohen Flächenverbrauch einkalkuliert.
       
       Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte deshalb erklärt, sie wolle den
       Einsatz von Agrokraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen weiter
       reduzieren und bis 2030 beenden. Das von der FDP geführte
       Verkehrsministerium aber will mit Agrosprit weiterhin die offizielle
       Klimabilanz des Transportsektors verbessern.
       
       Noch im Frühjahr 2022 hatte die Industrie den UmweltschützerInnen zufolge
       erklärt, dass die stark gestiegenen Preise für Agrarrohstoffe die
       Produktion von Agrokraftstoff automatisch drosseln würden. Tatsächlich sei
       der Verbrauch von Agrosprit im laufenden Jahr jedoch gestiegen.
       
       24 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/umweltverbaende-decken-auf-anbauflaechen-fuer-agrokraftstoffe-koennten-kalorienbedarf-von-bis-zu-35-mil/
   DIR [2] /Agrosprit/!t5030945
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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