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       # taz.de -- Joe Biden bei der COP: USA sollen für das Klima zahlen
       
       > Die deutsche Klimabeauftragte Morgan ruft USA zu Entgegenkommen bei
       > klimabedingten Schäden auf. US-Präsident Biden spricht bei der COP in
       > Ägypten.
       
   IMG Bild: Biden auf dem Weg nach Scharm al-Scheich
       
       Scharm al-Scheich afp/dpa | Die deutsche Klimabeauftragte Jennifer Morgan
       hat US-Präsident Joe Biden anlässlich seines Besuchs bei der
       UN-Klimakonferenz in Scharm al-Scheich aufgerufen, den Entwicklungsländern
       auch Unterstützung bei der Bewältigung bereits eintretender Klimaschäden
       zuzusagen. Wenn Biden am Freitagnachmittag bei der [1][COP27] Vertretern
       der verletzlichsten Länder gegenübertrete, werde er „hoffentlich
       versichern, dass die Vereinigten Staaten mit ihnen Seite an Seite stehen,
       um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen“ und sie „unterstützen, wenn es um
       Schäden und Verluste geht“, sagte Morgan am Freitag.
       
       Die [2][Industriestaaten unterstützen die Entwicklungsländer] finanziell
       bei Maßnahmen zum Schutz des Klimas und für die Anpassung an die Folgen der
       Erderhitzung. Bei den UN-Klimaverhandlungen ist es bislang aber nicht
       gelungen, auch für bereits entstehende klimabedingte Schäden und Verluste
       einen Finanzierungsmechanismus für die ärmeren Länder einzurichten.
       
       Die USA gehören bei diesem Knackpunkt zu den entscheidenden Bremsern.
       Immerhin hat es das Thema „[3][Loss and Damage]“ bei der COP27 erstmals als
       eigener Punkt auf die Verhandlungsagenda geschafft.
       
       Morgan bezeichnete es als „sehr gutes Zeichen, dass Präsident Biden zu
       dieser COP kommt“. Damit zeige er, dass die US-Regierung die Klimakrise
       „unglaublich ernst nimmt“. Die Klimabeauftragte und Außen-Staatssekretärin
       fügte hinzu, sie hoffe, dass Biden durch seine Teilnahme „mehr Ambition von
       unterschiedlichen Ländern auslösen kann“, etwa bei der Klimafinanzierung.
       
       ## „Solidarität mit den verletzlichsten Ländern“
       
       Morgan hob hervor, es sei gut, dass die USA in der Klimapolitik mit China
       im Gespräch blieben. „Ganz klar ist es wichtig, dass die USA und China als
       die weltgrößten Treibhausgasemittenten beide Verantwortung übernehmen“,
       sagte die Klimabeauftragte.
       
       Dazu gehöre zum einen, dass sie ihre Klimaschutzzusagen im eigenen Land
       tatsächlich umsetzten, und zum anderen, dass sie ihren Ehrgeiz im Kampf
       gegen die Erderhitzung weiter steigerten. Der Austausch zwischen den beiden
       Ländern werde hoffentlich auch die „Solidarität mit den verletzlichsten
       Ländern“ erhöhen, sagte Morgan.
       
       Die USA sind historisch der größte Verschmutzer der Atmosphäre. Sie haben
       einen der höchsten CO2-Ausstöße pro Kopf, sind größter Ölproduzent und auch
       größter Ölverbraucher. Zugleich treffen vom Klimawandel bedingte Schäden
       vor allem Entwicklungsländer in ärmeren Teilen der Welt. Die Debatte über
       Ausgleichszahlungen reicher Industriestaaten für Verluste und Schäden im
       Zusammenhang mit dem Klimawandel kommt seit Jahren kaum voran.
       
       Zum Stand der Verhandlungen in Scharm al-Scheich sagte Morgan, die bislang
       vorliegenden Verhandlungstexte enthielten zwar noch „so viele Klammern wie
       Wörter“, dennoch sei sie „hoffnungsvoll“. „Und ich kann Ihnen versprechen,
       dass wir bis zur allerletzten Sekunde arbeiten werden“, um Fortschritte zu
       erzielen, versicherte die Außen-Staatssekretärin.
       
       ## Neuer Rekord bei CO2-Emissionen 2022
       
       Am Montag und Dienstag hatten bereits rund hundert Staats- und
       Regierungschefs an der Weltklimakonferenz teilgenommen, darunter
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Biden reist nun nach den
       Kongress-Zwischenwahlen in seinem Land an und will am späten Nachmittag
       eine Rede im Konferenzplenum halten.
       
       Vorher steht ein Treffen mit Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi auf
       seinem Programm. Von Scharm el-Scheich reist der US-Präsident am Abend zum
       Gipfeltreffen des südostasiatischen Staatenbündnisses Asean in Kambodscha
       weiter und danach zum G20-Gipfel auf die indonesische Insel Bali, wo er
       Chinas Staatschef Xi Jinping trifft.
       
       Indes erreichen die CO2-Emissionen nach einem Rückgang während der
       Coronakrise 2022 wahrscheinlich einen neuen Rekord, berechneten
       Wissenschaftler des [4][Global Carbon Project] in ihrer am Freitag
       vorgelegten Untersuchung. Der Ausstoß des Haupt-Treibhausgases Kohlendioxid
       werde voraussichtlich um ein Prozent im Vergleich zu 2021 zunehmen und 36,6
       Milliarden Tonnen betragen.
       
       Dies sei „ein bisschen mehr als das Niveau von 2019“ vor der
       Coronapandemie, hieß es in dem Bericht, der anlässlich der
       UN-Klimakonferenz in Scharm al-Scheich veröffentlicht wurde. Der Anstieg
       sei im Wesentlichen auf die Nutzung von Erdöl zurückzuführen, die 2022 nach
       derzeitigen Daten um 2,2 Prozent zugenommen habe. Die Nutzung
       klimaschädlicher Kohle nahm demnach um ein Prozent zu.
       
       Um die Erderhitzung mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit auf 1,5
       Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, dürfen
       insgesamt nur noch 380 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Ausgehend
       von den Emissionswerten des Jahres 2022 werde diese Menge nun schon in neun
       Jahren erreicht, rechnete das Global Carbon Project unter Berücksichtigung
       des Kohlendioxidausstoßes durch die Zerstörung von Wäldern vor. Um das Ziel
       noch zu erreichen, müsse der weltweite Treibhausgasausstoß bis 2030 um 45
       Prozent sinken.
       
       11 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Olaf-Scholz-auf-UN-Klimagipfel/!5893353
   DIR [2] /Klimaforscher-zur-COP27/!5893038
   DIR [3] /Klimaforscher-zur-COP27/!5893038
   DIR [4] https://www.globalcarbonproject.org/
       
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