# taz.de -- Doku über vorbildliche Amateure: Die gute Seite des Fußballs
> Bei Blau-Weiß Grana in Sachsen-Anhalt spielen viele Geflüchtete. Die Doku
> „They call us Ausländerteam“ zeigt, wie schön dieser Sport sein kann.
IMG Bild: Björn Koch (l.) und Johannes Heger (M.) von Blau-Weiß Grana erhalten den Julius-Hirsch-Preis
Selbst hinter düstersten Geschichten kann sehr viel Schönheit stecken. Kaum
einer wüsste wohl bis heute etwas über die Fußballer vom Kreisligisten
Blau-Weiß Grana, der in Sachsen-Anhalt in Zeitz zu Hause ist und von seinen
Gegnern gern auch mal Blau-Weiß Ghana genannt wird. Die vielen Ausländer in
diesem Team werden mitsamt dem Verein als nichtzugehörig gebrandmarkt.
Kein Wunder also, dass im Herbst 2019 sich die Stimmung gegen einen Spieler
von Blau-Weiß Grana so aufheizte, dass einige Vereine die Partien gegen das
Team boykottieren wollten. Dem Schwarzen Momodou Jawara aus Gambia wurde
vorgeworfen, absichtlich seine Gegenspieler zu verletzen. Ein Artikel der
Tageszeitung vor Ort hatte eine Stimmung der Hetze begünstigt, die dann
[1][wiederum überregional Beachtung fand.]
Das war Anlass für die Filmemacherin Vera Weber, sich diesen Verein für den
MDR etwas genauer anzuschauen. [2][Ihre vierteilige Dokuserie „They call us
Ausländerteam“], die in der ARD-Mediathek abrufbar ist, zeigt, wie neben
dieser hässlichen Kraft des Fußballs, die gesellschaftlichen Rassismus
reproduziert, es auch ungemein schöne, gegenteilig wirkende Kräfte gibt.
## Keine debattenfreudigen Aktivisten
Häufig fällt der Begriff der Familie, die dieser Klub für viele geflüchtete
Menschen geworden ist. Das mag etwas kitschig und pathetisch klingen, wer
sich aber durch die Doku in die harten Lebensgeschichten der Flüchtlinge
mitnehmen lässt und die schlichte und direkte, häufig auch sehr anrührende
Offenheit der Vereinsmitglieder von Grana und ihres Umfelds sieht, der
möchte am liebsten gleich selbst die Fußballschuhe schnüren und
dazugehören.
Es ist eine tolle Gemeinschaft, die hier zusammengewachsen ist, und deren
gut dokumentiertem Zauber konnte wohl auch der Deutsche Fußball-Bund nicht
widerstehen. Der Verein wurde im November mit dem [3][Julius-Hirsch-Preis]
ausgezeichnet, der seit 2005 für Engagement gegen Diskriminierung und
Antisemitismus verliehen wird.
Was die zwanzigminütigen Folgen so besonders macht: Es werden Bilder von
Ostdeutschland vermittelt, die man so eher selten zu sehen bekommt. Es sind
nicht debattierfreudige politische Aktivisten, die hier verbreiteten
Ressentiments die Stirn bieten, sondern es sind Menschen, die einfach
Menschen und den Fußball mögen.
28 Nov 2022
## LINKS
DIR [1] /Fussball-Boykott-in-Sachsen-Anhalt/!5639468
DIR [2] https://www.ardmediathek.de/sendung/they-call-us-auslaenderteam/staffel-1/Y3JpZDovL21kci5kZS9zZW5kZXJlaWhlbi9hNjhiZmZlOC05NGEyLTRmNGQtOWE0MS02ZTBiNTA2NDU0OGE/1
DIR [3] /DFB-Auszeichnung-fuer-FC-St-Pauli/!5343913
## AUTOREN
DIR Johannes Kopp
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