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       # taz.de -- Vor der Innenministerkonferenz: Scharfe Töne gegen Klimaprotest
       
       > Die Innenminister:innen machen die „Letzte Generation“ zum Thema
       > ihrer Konferenz – und prüfen, ob sie ihre Polizeigesetze verschärfen.
       
   IMG Bild: Hart gegen den Klimaprotest: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann in einem Polizeifahrzeug
       
       Berlin taz | Die Klimaaktivist:innen der Letzten Generation machen
       [1][eine Woche Protestpause], die politische Debatte über die Gruppe aber
       läuft weiter – umso mehr nach der [2][Flughafenbesetzung in Berlin]. Nun
       wird der Protest auch Thema auf der am Mittwoch beginnenden
       Innenministerkonferenz (IMK) in München.
       
       Straftaten wie die Straßenblockaden seien „nicht hinnehmbar“, erklärte
       Bayerns Innenminister und IMK-Gastgeber Joachim Herrmann (CSU) am Montag.
       „Das ist kein legitimes Mittel des Protests.“ Darüber sei man sich „über
       Parteigrenzen hinweg“ einig. Herrmann kündigte an, man werde „mit allen
       rechtlichen Möglichkeiten solche Taten strafrechtlich verfolgen, aber auch
       präventive Maßnahmen ergreifen“, um andere Bürger:innen vor den
       Protesten zu „schützen“. Was das heißt, machte Bayern zuletzt bereits vor:
       Es steckte knapp 20 Blockierer:innen fast einen Monat lang in
       Präventivgewahrsam. [3][Erst am Samstag kamen sie wieder frei].
       
       Auch Herbert Reul (CDU), Innenminister von NRW, sagte der taz, friedlicher
       Klimaprotest an sich sei „völlig legitim und verständlich“. „Gleichzeitig
       sehen wir neue Gruppen, die offenbar anderes im Sinn haben und Straftaten
       begehen, um größtmögliche Aufmerksamkeit zu erzeugen“, so Reul. „Davon darf
       sich der Staat nicht unter Druck setzen lassen, sondern muss genauso
       konsequent dagegen vorgehen wie sonst auch.“
       
       Ebenfalls Druck macht Berlin, [4][Hochburg der Proteste]. Innensenatorin
       Iris Spranger (SPD) will auf der IMK einen eigenen Antrag einbringen, in
       dem ein „geeintes, länderübergreifendes Vorgehen“ gegen die Blockade- und
       Klebeaktionen eingefordert wird. „Die Letzte Generation nimmt die
       Gefährdung Dritter bewusst und gewollt in Kauf“, erklärte Spranger.
       
       „Ich kann nur eindringlich davor warnen, diesen Weg der Eskalation
       weiterzugehen.“ Auch Berlin werde „sämtliche rechtsstaatliche Mittel
       ausschöpfen“, um gegen Straftaten vorzugehen. Spranger fordert zuletzt
       auch, festgenommene Aktivist:innen länger als die bisher erlaubten 48
       Stunden in Gewahrsam nehmen zu können.
       
       ## Innenminister droht mit Präventivhaft
       
       Auch Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) drohte den
       Klimaaktivist:innen jüngst Präventivhaft an, der in seinem Bundesland
       bis zu sechs Tage lang möglich ist. Sachsen wiederum reagierte zuletzt mit
       Hausdurchsuchungen auf eine Klebeaktion an der Sixtinischen Madonna im
       Sommer in der Staatlichen Kunstsammlung Dresden.
       
       Aufgesucht wurden mehrere Häuser in Leipzig, Greifswald und Berlin, gut 60
       Beamte waren im Einsatz – obwohl dei beiden Aktivist:innen offen
       aufgetreten waren. Angetroffen bei den Razzien wurde niemand: Einer der
       Blockierer saß in bayrischer Präventivhaft.
       
       Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte die Proteste und vor
       allem die Flughafenblockade [5][scharf kritisiert]. Letztere sei „eine
       erneute Eskalation und absolut inakzeptabel“.
       
       Verfassungsschutzchef [6][Thomas Haldenwang] lehnt eine Beobachtung der
       Letzten Generation durch sein Amt bisher ab. Die Flughafenaktion sei zwar
       eine „neue Eskalationsstufe“, teilte seine Sprecherin am Montag mit. Und
       die Gruppe begehe auch Straftaten, diese seien aber nicht per se
       verfassungsfeindlich.
       
       ## Staatsanwaltschaft: keine kriminelle Vereinigung
       
       Und zumindest in Berlin bleibt auch die Justiz zurückhaltend. Dort hatte
       die Generalstaatsanwaltschaft zuletzt geprüft, ob die Letzte Generation
       eine kriminelle Vereinigung ist. Dem sei nicht so, sagte ein Sprecher der
       taz. Insgesamt wurden bisher aber inzwischen 856 Verfahren wegen Aktionen
       der Gruppe in Berlin geführt – 298 führten zu Strafbefehlen und 24 zu
       Geldstrafen.
       
       Zu der Flughafenaktion ermittelt inzwischen das LKA Brandenburg. Gegen die
       sechs Blockierer wird etwa wegen gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr,
       Störung öffentlicher Betriebe oder Sachbeschädigung ermittelt. Auch
       Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) erklärte, er prüfe
       angesichts der Proteste eine Verschärfung des Polizeigesetzes.
       
       28 Nov 2022
       
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