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       # taz.de -- Die Kunst der Woche: All Over Two
       
       > Keltie Ferris schafft Tiefe im gemalten Raum und druckt den eigenen
       > Körper ins Bild. Neben Düsseldorf, sind neue Arbeiten aktuell in Berlin
       > zu sehen.
       
   IMG Bild: Arbeitet farbenreich, aber auch mal ganz spontan in Graphit: Keltie Ferris bei Klemm's
       
       An gleich zwei Orten in Deutschland sind derzeit neue Arbeiten des New
       Yorker Künstlers Keltie Ferris zu sehen. In Düsseldorf in der [1][Galerie
       Kadel Willborn] und in seiner Berliner [2][Galerie Klemm's] läuft eine
       Doppelausstellung mit aktuellen All-Overs und neuen Body-Prints, alle
       enstanden in diesem Jahr. Die Titel beider Ausstellungen sind nur subtil
       von einander zu unterscheiden und Ferris' Spaß am Schriftbild, das er in
       den Titeln seiner Werke oft per Klammern, Satzzeichen oder Groß- und
       Kleinschreibung erzeugt, ist hier bildhaft gesteigert: „\\\TWO\\\
       ///FOLD///“ lautet der Titel in Düsseldorf, „//TWO/\FOLD\\\“ in Berlin.
       
       Da entsteht in der Variante für Klemm's dann ein kleines Dach in der Mitte.
       Und was sich hier graphisch schwarz auf weiß auf dem Ausstellungsbeiblatt
       abhebt, findet auf Ferris' abstrakten Gemälden in Öl und Acryl traditionell
       im Bildinnern statt. Immer ist da ein Hintergrund aus weiteren
       Farbschichten, die hinter der obersten Schicht changieren und einen
       Tiefenraum entstehen lassen.
       
       Transparenz und Dichte heben sich auf diese Weise voneinander ab, im
       Sichtfeld interagieren quadratische Konturen mit zerstäubten Schemen aus
       Air-Brush-Verfahren. Besonders für Berlin ist außerdem die raumgreifende
       Graphit-Arbeit, die Ferris spontan auf die große Trägerwand in der Mitte
       des Ausstellungsraumes aufgetragen hat. Die Armbewegung und Strichführung
       ist im Dialog mit „U xxx Me“, einem für Ferris eher ungewöhnlichen Gemälde,
       auf dem sich dünne Linien aus Pastellkreide aneinander schmiegen,
       überlappen und voneinander abstoßen. Sogar der Rahmen, wie Ferris ihn
       übrigens oft selbst für seine Bilder baut, ist mit den dynamischen
       Bewegungen überzogen.
       
       An beiden Orten wächst auch die „Body Print“-Serie weiter, die Keltie
       Ferris 2015 begonnen hat. Jeansfalten schmiegen sich in die Leinwand, Haut
       drückt und druckt sich in das Pigmentpuder mit dem der Maler für sein
       besonderes Körperkopierverfahren arbeitet. Hier in Berlin verbindet „Soon
       Mr. Moon“ mittels ein paar farbtrunkenen Umrandungen, die dem Abdruck
       hinzugefügt sind, beide Richtungen aus Ferris' Werk.
       
       Geteilte Farben und Laufrichtungen zeigen, dass das künstlerische und
       soziale Selbst, das Ferris je nach Moment und Stimmung mit in seine
       Arbeiten trägt, vielfach ist und bei Weitem nicht nur einem Entstehungsjahr
       zugeordnet werden kann. Auch wenn hier überall 2022 drauf steht, diese sich
       doppelt und dreifach multiplizierende Aneinanderreihung der Zahl Zwei in
       unserer aktuell gültigen Zeitrechung.
       
       5 Dec 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.kadel-willborn.de/
   DIR [2] https://www.klemms-berlin.com/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Noemi Molitor
       
       ## TAGS
       
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