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       # taz.de -- Essen bei der WM in Katar: Labneh, Hummus und Kibbeh
       
       > Die wilden Essensmixe in Doha findet unser Kolumnist abschreckend. Lieber
       > geht er zu einem Libanesen, der in Katar ein besseres Leben fand.
       
   IMG Bild: Fusionsküche? Dann doch lieber Hummus!
       
       Die kulinarische Kombinationsfreude kennt keine Grenzen. Im Stadtteil
       Al-Sadd, wo ich ein Apartment im fünften Stock eines Siebengeschossers
       bewohne, sind Restaurants angesiedelt, die jedem Freund der
       [1][Fusionsküche] das Herz höher schlagen lassen.
       
       Chtoura bietet türkisch-philippinisch-libanesische Speisen an, Choice
       philippinisch-indisch-chinesische. Und Fresh Green wirbt mit
       iranisch-arabisch-indischen Gerichten. Um ehrlich zu sein, dieser Weltmix,
       der auf dem Feld der Völkerverständigung ja ganz wunderbar sein mag,
       schreckt mich etwas ab. Ich mied die Läden bisher, aber die
       Weltmeisterschaft ist ja noch lang.
       
       Wir landen dann doch meistens bei einem Libanesen, der nur libanesisch
       kocht, also sehr eindimensional für hiesige katarische Verhältnisse. Dafür
       schmeckt es gut, und der Besitzer hat uns ein wenig ins Herz geschlossen.
       Wir ordern das Übliche: Labneh mit Knoblauch; Hummus mit Tahina; Tabouleh
       oder Kibbeh.
       
       Wir dippen das Fladenbrot ins köstliche Mus und plaudern dabei mit dem
       Chef, der [2][das bürgerkriegsgeplagte Beirut] verlassen hat, weil er sich
       in Doha ein neues Leben aufbauen will. Seine Frau ist schwanger, der
       Libanon keine Alternative mehr für ihn. Katar bietet offensichtlich Chancen
       für hart arbeitende Zuwanderer wie Abdul.
       
       Wo anderswo das Land zwischen Gotteskriegern verschiedenster Couleur
       zerrieben wird, erscheint das prosperierende, so wundersam aufstrebende
       Katar als Gelobtes Land, immerhin sicher und geordnet. Abduls Laden ist gut
       besucht. Verschiedene Journalisten, nicht nur wir, treiben seinen Umsatz in
       die Höhe. Neulich, Abdul wollte eigentlich schon gegen 1.30 Uhr nachts
       zumachen, kam noch eine Gruppe aus Ecuador. Abdul blieb professionell und
       bewirtete auch die Gäste aus Südamerika. Dienstleistung wird
       großgeschrieben, der Kunde ist König. Im Gegensatz zur Medienausspeisung im
       Fifa-Land.
       
       Noch nie war der Medienfraß so teuer wie bei diesem Event, und bezahlen
       kann man wie üblich nur mit einer Visa-Card vom Fifa-Sponsor. Das Buffet
       ist zwar reichlich, und wenn man den Kollegen Glauben schenkt, soll es auch
       ganz ordentlich schmecken. Aber 8 Euro für ein Sandwich sind dann doch
       etwas happig. Als taz-Reporter in Entsagung geübt, habe ich mich noch nicht
       an diese Tröge gewagt – und mich stattdessen vom lieben Mitbewohner mit
       „German Bread“ beliefern lassen. Das klang vielversprechend, entpuppte sich
       aber als süßer Hefegatsch. Oh, diese Katarer!
       
       30 Nov 2022
       
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