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       # taz.de -- Abschluss des G20-Gipfels in Bali: Krisentreffen beim Bali-Gipfel
       
       > Der Raketeneinschlag in Polen führt beim G20-Gipfel zu getrennten
       > Beratungen. G7, Nato sowie die EU-Spitzen sichern Polen Unterstützung bei
       > den Ermittlungen zu.
       
   IMG Bild: Justin Trudeau, Joe Biden und Rishi Sunak während eines nächtlichen Krisentreffens der G7 in Bali
       
       Nusa Dua dpa/ |ap/rtr | Die Staats- und Regierungschefs der führenden
       Industriestaaten (G7) und die EU-Spitzen sind am Mittwochmorgen am Rande
       des G20-Gipfels in Bali zu einer Krisensitzung zusammengekommen, um über
       den [1][Raketeneinschlag in Polen] zu beraten. US-Präsident Joe Biden
       bezeichnete es nach dem Treffen in seinem Hotel als „unwahrscheinlich“,
       dass die Rakete von Russland aus abgefeuert worden sei. Er verwies dabei
       auf deren Flugbahn. Bei dem Einschlag in Polen nahe der ukrainischen Grenze
       waren am Dienstag zwei Menschen getötet worden.
       
       Biden sagte, er habe die Verbündeten über seine Gespräche mit dem
       polnischen Präsidenten Andrzej Duda und Nato-Generalsekretär Jens
       Stoltenberg im Nachgang des Raketeneinschlags informiert. Es habe „völlige
       Einigkeit“ am Tisch geherrscht, die polnischen Ermittlungen zur Attacke zu
       unterstützen.
       
       Die G7- und Nato-Staaten sowie die EU-Spitzen sicherten dem Nato-Mitglied
       Polen in einer gemeinsamen Erklärung ihre „volle Unterstützung und Hilfe
       bei den laufenden Ermittlungen“ zu. Biden und andere Regierungschefs waren
       wegen des Zwischenfalls in der Nacht zum Mittwoch von Mitarbeitern geweckt
       worden.
       
       Später verurteilten Biden und der britische Premierminister Rishi Sunak
       Russlands Raketenangriffe auf Zivilisten in der Ukraine, wie es sie am
       Dienstag wieder verstärkt gegeben hatte, als „barbarisch“. Während andere
       Staats- und Regierungschefs beim G20-Gipfel auf Bali versuchten,
       „Fortschritte beim Weltfrieden zu erzielen“, greife der russische Präsident
       Wladimir Putin in der Ukraine zivile Ziele an, darunter auch Kinder und
       Frauen, sagte Biden.
       
       ## Deutliche Kritik an Russland
       
       Die am Mittwoch einstimmig gebilligte 16-seitige Abschlusserklärung des
       G20-Gipfels, bei der über die G7-Industriestaaten hinaus auch die führenden
       Schwellenländer beteiligt sind, enthielt die am Vortag bekannt gewordene
       deutliche Kritik an Russland. Auf die hatten sich die Unterhändler bereits
       in einem [2][Entwurf] geeinigt: „Die meisten Mitglieder haben den Krieg in
       der Ukraine auf das Schärfste verurteilt und haben betont, dass er
       unermessliches menschliches Leid verursacht und bestehende Schwachstellen
       in der Weltwirtschaft verschärft“, heißt es darin.
       
       In dem Text wird darauf verwiesen, dass der Krieg das weltweite Wachstum
       einschränke, die Inflation antreibe, die Versorgungsketten unterbreche, die
       Energie- und Ernährungsunsicherheit verstärke und die Risiken für die
       Finanzstabilität erhöhe.
       
       Eine Einigung mit Russland und China war möglich geworden, weil die
       Erklärung auch den Hinweis enthält, dass es „andere Ansichten und
       unterschiedliche Einschätzungen der Situation und der Sanktionen“ in der
       Ukraine gibt. „Wir erkennen an, dass die G20 nicht das Forum für die Lösung
       von Sicherheitsfragen ist, aber wir erkennen an, dass Sicherheitsfragen
       erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben können“, heißt es
       zudem.
       
       Ohne direkte Nennung des Ukraine-Kriegs wird der „Einsatz oder die
       Androhung des Einsatzes von Atomwaffen“ für unzulässig erklärt. Die
       friedliche Beilegung von Konflikten, Bemühungen zur Bewältigung von Krisen
       sowie Diplomatie und Dialog seien unerlässlich. Bundeskanzler Olaf Scholz
       hatte bereits am Dienstag gesagt, dass es ein Erfolg sein würde, wenn die
       G20 einen solchen Beschluss verabschieden könnten.
       
       ## G20-Beschlüsse nicht verbindlich
       
       Die G20-Staaten zeigen sich zudem beunruhigt wegen des hohen Schuldenstands
       vieler Entwicklungs- und Schwellenländer und bekennen sich zum freien
       Welthandel und zur Zusammenarbeit, damit Lieferketten nicht unterbrochen
       werden und es zu keinen Handelsunterbrechungen kommt.
       
       Russlands Außenminister Sergej Lawrow, der Präsident Wladimir Putin am
       Dienstag auf dem Gipfel vertreten hatte und dann vorzeitig abgereist war,
       verwies auf Zusicherungen der USA und der EU, dass sie russische
       Getreidelieferungen nicht behindern würden.
       
       Die G20 bekennen sich zudem erneut zu einer Mindestbesteuerung für
       Unternehmen sowie Maßnahmen gegen Steuervermeidung und -hinterziehung. Sie
       sagen auch zu, dass Produktionskapazitäten für Medikamente überall in der
       Welt aufgebaut werden sollten.
       
       Mit Blick auf den Kampf gegen den Klimawandel bekennen sich die G20 zu dem
       1,5 Grad-Ziel und den 100 Milliarden Dollar jährlich, die die
       Industriestaaten ärmeren Ländern für deren Weg zur Klimaneutralität zahlen
       wollen. Erklärungen der G20-Gipfel sind keine verbindlichen Beschlüsse.
       
       16 Nov 2022
       
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