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       # taz.de -- Trump kandidiert wieder fürs Weiße Haus: Politik in der ersten Person
       
       > Trumps erneute Kandidatur ist eine Flucht nach vorn. Die daraus folgenden
       > Machtkämpfe in seiner Partei sind für die Demokraten ein Geschenk.
       
   IMG Bild: Ex-Präsident Donald Trump während eines Auftritts vor Anhängern im Oktober
       
       Dass Donald Trump zum dritten Mal für das Weiße Haus kandidiert, ist kein
       Scoop. Der 76-Jährige redet zwar viel von seiner „Bewegung“ und von einem
       kollektiven „Wir“. Aber letztlich macht er Politik in der ersten Person. Er
       versteht sich als den einen, unverzichtbaren Mann, der allein die USA
       retten kann. Dieser messianische Führungsanspruch wird verstärkt dadurch,
       dass er, da er inzwischen derart viele Ermittlungsverfahren am Hals hat –
       wegen Korruption, wegen Steuerbetrug und wegen Druck auf Wahlhelfer –
       versucht, die Öffentlichkeit einer neuen Kampagne wie ein Schutzschild zu
       nutzen.
       
       Trumps Kandidatur ist eine Flucht nach vorn. Sie ist zugleich ein
       geschickter Schachzug gegenüber Konkurrenten aus seiner eigenen Partei. Er
       hat es wieder einmal geschafft, die Medienaufmerksamkeit auf sich zu
       konzentrieren. Und er bringt alle anderen republikanischen
       Präsidentschaftsanwärter in die Defensive. In der Zeit, bis diese ihre
       eigenen Kandidaturen öffentlich machen, kann er konkurrenzlos durch das
       Land touren und trommeln.
       
       Historisch hat Trump seine Rolle in der Republikanischen Partei längst
       erfüllt. Er hat der Partei eine extrem konservative und langfristige
       Mehrheit am Obersten Gericht sowie zahlreiche junge, konservative Richter
       in allen Instanzen verschafft. Er hat die unternehmerfreundlichste
       Steuerreform seit Langem durchgeführt. Er hat das Umweltrecht ausgehöhlt,
       die fossilen Brennstoffe aufgewertet, die Klimapolitik um Jahre
       zurückgeworfen und dafür gesorgt, dass Abtreibungen in zahlreichen
       Bundesstaaten de facto verboten sind. Zusätzlich hat er eine autoritäre
       Form von Politik salonfähig gemacht. Und eine Generation von Republikanern
       in den Kongress und andere gewählte Institutionen gebracht, die seine
       Politik fortsetzen wollen.
       
       Unter Trump ist die ganze Republikanische Partei weit nach rechts
       gedriftet. Erst die Midterms haben die Parteispitze aufgerüttelt und in die
       Suche nach ihrem Platz und ihrer Zukunft getrieben. Nachdem sie Trump
       jahrelang gefolgt ist – selbst in die düstersten Ecken seines Tuns,
       inklusive Lügen, die das Vertrauen in die Demokratie aushöhlen, und
       [1][Aufrufe zum Putsch] – will die Parteispitze ihn und seine
       [2][zahlreichen Nachahmer] in der Partei jetzt so klein wie möglich halten.
       
       Die [3][Macht- und Generationenkämpfe in der Republikanischen Partei]
       bedeuten nicht unbedingt ein Handicap für Trump. Er hat auch seinen ersten
       Wahlkampf anfangs gegen den Widerstand der alten Chefs und Strukturen in
       der Partei geführt. Aber für die Demokraten sind die Machtkämpfe bei der
       Konkurrenz ein Geschenk. Sie haben bei den Midterms zwar vermutlich das
       Repräsentantenhaus verloren. Aber sie konnten den Senat knapp und zudem
       viele Gouverneurssitze halten und dazugewinnen. Jetzt hoffen sie darauf,
       dass die Republikaner, die unter Trump so einig geschlossen waren wie eine
       Armee, sich nach Trump [4][auf dem Trümmerhaufen,] den er hinterlässt,
       verlieren.
       
       16 Nov 2022
       
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