URI: 
       # taz.de -- Wahlwiederholung in Berlin: Mehr Stimmzettel, mehr Helfer
       
       > 42.000 Wahlhelfende sollen ein erneutes Chaos am 12. Februar verhindern –
       > deutlich mehr als 2021. Nur: Werden sich genügend Leute melden?
       
   IMG Bild: Auf zum Wahllokal: Das gilt erst für die Helfenden, dann für die Wähler*innen
       
       Berlin taz | Als Lehren aus dem Wahlchaos am 26. September 2021 in Berlin
       baut der neue Landeswahlleiter Stephan Bröchler die Infrastruktur aus.
       Statt wie damals 34.000 Wahlhelfende bei vier Abstimmungen sollen am 12.
       Februar 2023 rund 42.000 Menschen für einen reibungslosen Ablauf sorgen –
       bei höchsten drei Abstimmungen. Dies gab Bröchler am Freitag in einer
       Mitteilung bekannt. Offiziell ist nun auch der Wahltag selbst: Das Datum
       wurde laut Wahlleiter am Freitag im Amtsblatt veröffentlicht.
       
       Am Mittwoch hatte das Berliner Verfassungsgericht die Wahlen zum
       Abgeordnetenhaus und zu den zwölf Bezirksparlamenten von 2021 [1][für
       ungültig erklärt]; daher ist eine komplette Wiederholung notwendig. Sie
       muss innerhalb von 90 Tagen nach dem Urteil stattfinden.
       
       Da sich das Urteil bereits seit längeren abgezeichnet hatte, haben sich
       Parteien wie auch Bröchler bereits auf den entsprechenden Termin
       vorbereitet. Und während die Parteien nach der Regierungserklärung von
       Franziska Giffey (SPD) [2][am Donnerstag im Abgeordnetenhaus] [3][ganz
       offiziell] [4][in den Wahlkampf starteten], hat der Wahlleiter bereits
       Stimmzettel bei der Druckerei bestellt – und zwar deutlich mehr, als
       benötigt würden, so Bröchler laut der Mitteilung.
       
       Größte Herausforderung dürfte für ihn nun sein, genügend Menschen als
       Wahlhelfer*innen zu gewinnen. Der Senat hat dafür das so genannte
       Erfrischungsgeld auf bis zu 240 Euro pro Person mehr als verdreifacht.
       Dennoch müssen wahrscheinlich wieder zahlreiche Mitarbeiter*innen des
       Öffentlichen Dienstes eine Sonntagsschicht einlegen.
       
       Denn Ziel ist es, mit 42.000 Menschen rund 8.000 Helfer*innen mehr am
       Start zu haben als 2021. Der Wahltag sei ein „Fest für die Demokratie und
       dazu möchten wir herzlich einladen“, warb Bröchler.
       
       Damit sich keine Schlangen vor den Wahllokalen bilden, werde auch die Zahl
       der Wahlkabinen erhöht. Mindestens drei pro Wahllokal sollen es künftig
       sein. 2021 waren es insgesamt im Schnitt 2,3 Kabinen.
       
       Weiterhin offen ist, ob am 12. Februar 2023 auch der Klimavolksentscheid
       abgestimmt wird. Bis Ende November haben die Bezirke Zeit, die
       Unterschriften auf Gültigkeit zu prüfen: Angesichts von rund 255.000
       eingereichten Unterschriften dürfte das Quorum von 170.000 aber wohl
       geschafft sein. Auch scheint Innensenatorin Iris Spranger (SPD) ihre
       Position, Wahlen und Abstimmung auf zwei Termine zu legen, zumindest zu
       überdenken. Am Donnerstag erklärte sie im Parlament, den Termin entscheide
       nicht sie alleine. Zuvor hatten Grüne, Linke, FDP und zahlreiche
       Expert*innen [5][unter anderem in der taz gefordert, auch den
       Volksentscheid am 12. Februar abzuhalten].
       
       Unklar ist derweil, ob es Klagen einzelner Abgeordneter gegen die
       Wahlwiederholung vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe geben wird.
       Allerdings mehren sich die Stimmen, dass diese wenig aussichtsreich seien.
       Aus seiner Sicht ist das Urteil des Verfassungsgerichts „das letzte Wort“,
       sagte der Berliner Staats- und Verwaltungsrechtler Christian Pestalozza der
       dpa. Er rechne nicht damit, dass sich das Bundesverfassungsgericht mit dem
       Fall befassen wird. Die bisherige Zurückhaltung der Karlsruher Richter bei
       Verfassungsbeschwerden gegen Landeswahlrecht spreche dagegen, so der
       Professor von der Freien Universität Berlin.
       
       Am Donnerstag hatte bereits Christian Waldhoff, Professor für Öffentliches
       Recht an der Humboldt-Universität, [6][in einem taz-Interview] die
       Erfolgsaussichten solcher Klagen als „gering“ eingeschätzt.
       
       18 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Wahlwiederholung-am-12-Februar-2023/!5892299
   DIR [2] /Giffey-lobt-Gruenen-Fraktion-kritisiert/!5892496
   DIR [3] /Giffey-lobt-Gruenen-Fraktion-kritisiert/!5892496
   DIR [4] /Giffey-lobt-Gruenen-Fraktion-kritisiert/!5892496
   DIR [5] /Wieder-Wahl-und-Klima-Volksentscheid/!5892497
   DIR [6] /Rechtswissenschaftler-zum-Wahlurteil/!5892508
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Wahlen in Berlin
   DIR Verfassungsgericht
   DIR Demokratie
   DIR Landeswahlleiterin
   DIR Schwerpunkt Wahlen in Berlin
   DIR Schwerpunkt Wahlen in Berlin
   DIR Berliner Bezirke
   DIR Innenausschuss
   DIR Schwerpunkt Wahlen in Berlin
   DIR Schwerpunkt Wahlen in Berlin
   DIR Volksbegehren
   DIR Schwerpunkt Wahlen in Berlin
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Wahlchaos in Berlin: Klage gegen Wiederholung der Wahl
       
       Die Wahl von 2021 soll Mitte Februar komplett wiederholt werden. Dagegen
       wehren sich rund 40 Kläger*innen vor dem Bundesverfassungsgericht.
       
   DIR Streit um Termin des Klima-Entscheids: Wahl und Entscheid am gleichen Tag?
       
       Klima-Aktivist*innen drängen auf einen Termin; laut Wahlleiter sei das kaum
       zu organisieren. Auch in der taz läuft die Debatte. Ein Pro und Contra.
       
   DIR Keine Wahl von AfD-Stadtratsposten: Kandidat fällt immer wieder durch
       
       In drei Bezirken fallen die AfD-Stadtratskandidaten in den Wahlen
       wiederholt durch. Nun will die AfD klagen. Andere Parteien sehen das
       gelassen.
       
   DIR Wahlwiederholung in Berlin: Sind Wahlen eine „Herkulesaufgabe“?
       
       Der Innenausschuss streitet, wie groß der Aufwand einer Wahl in Berlin ist.
       Dahinter steht auch die Frage, ob parallel ein Volksentscheid stattfindet.
       
   DIR Wahlwiederholung in der Hauptstadt: Berliner Wahlkrampf
       
       Das Verfassungsgericht hat gesprochen: Die Berliner Wahlen von 2021 müssen
       wiederholt werden. Dem rot-grün-roten Senat kommt das eher ungelegen.
       
   DIR Wahl zum Abgeordnetenhaus ungültig: Appell, nicht nur an Berlin
       
       Das Urteil mag einen spezifischen Berliner Bezug haben. Den Hinweis der
       Richter nur an die Adresse der Pannen-Hauptstadt zu lesen, greift zu kurz.
       
   DIR Wahlwiederholung ohne Volksentscheid: Sabotage am Volksentscheid
       
       Innensenatorin Spranger (SPD) will den Klima-Volksentscheid wohl nicht am
       Wahltag 12. Februar abhalten. Initiative sieht Schaden für die Demokratie.
       
   DIR Entscheidung des Verfassungsgerichts: Berlin ist zweite Wahl
       
       Das Gericht erklärt die Wahlen zum Abgeordnetenhaus von 2021 für ungültig.
       Innerhalb von drei Monaten müssen die Berliner*innen erneut an die
       Urnen.
       
   DIR Volksbegehren Berlin Klimaneutral 2030: Gutes Klima für Volksentscheid
       
       Im Endspurt haben Aktivist*innen 260.000 Unterschriften für mehr
       Klimaschutz gesammelt. Abgestimmt wird wohl am 12. Februar.