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       # taz.de -- Bundestagsabgeordnete verlässt die AfD: Joana Cotar tritt aus und nach
       
       > Die Abgeordnete Cotar ist aus Partei und Fraktion ausgetreten. Sie
       > spricht von „Dauermobbing“ und „korrupten Netzwerken“ in der AfD.
       
   IMG Bild: Äußerte vorm letzten Parteitag heftige Kritik an AfD-Chef Chrupalla und ist nun ausgetreten: Cotar
       
       Berlin taz | Beobachter*innen hatten ihren Rücktritt bereits erwartet.
       Denn Anfragen hatte die Bundestagsabgeordnete letzte Woche nicht mehr
       beantwortet und kürzlich bereits das „AfD“ von ihrer Website und aus ihren
       Social-Media-Accounts gestrichen. Nun ist Joana Cotar endgültig
       ausgetreten: Die hessische Abgeordnete teilte am Montagmorgen mit, dass sie
       aus Partei und Bundestagsfraktion der extrem rechten AfD ausgetreten ist.
       
       Die frühere Mitstreiterin des ebenfalls Anfang des Jahres ausgetretenen
       Ex-Parteivorsitzenden Jörg Meuthen war eine der größten Kritikerinnen der
       Parteispitze um Tino Chrupalla. Cotar war mit Meuthens Unterstützung vor
       der letzten Bundestagswahl als Spitzenkandidatin gegen den vom völkischen
       Flügel unterstützten Chrupalla angetreten und dabei gescheitert. Ebenso
       hatte sie vorm Parteitag in Riesa im Juni [1][heftige öffentliche Kritik an
       Chrupalla geäußert] und war mit weiteren Unterstützer*innen mit einer
       [2][Palastrevolution krachend gescheitert.]
       
       Seither ist wenig zu hören von den vermeintlich gemäßigten Kräften der AfD.
       Der Austritt von Cotar ist wohl einer der letzten Sargnägel für das Lager
       der Selbstverharmloser. Cotar sagte zu ihrem Austritt, dass ihr der Schritt
       nach über zehn Jahren in der Partei nicht leicht gefallen sei –
       „schließlich habe ich die Partei in Hessen mit aufgebaut“, so Cotar.
       
       Doch es seien zu viele rote Linien überschritten worden: „Sei es durch
       Anbiederung an Regime wie Russland, China oder den Iran, durch den
       Opportunismus und das Dauermobbing im Kampf um Posten und Mandate oder
       durch den Aufbau korrupter Netzwerke in der Partei.“ Mit Verweis auf ihre
       rumänische Herkunft hatte sie immer wieder mit der [3][putinfreundlichen
       Russlandpolitik ihrer Partei] öffentlich gefremdelt – zuletzt hatten
       einzelne AfD-Abgeordnete sich ganz [4][offen an das iranische Regime
       angebiedert].
       
       ## AfD sei selbst „Altpartei“
       
       Cotar zieht mit dem Schritt Konsequenzen aus permanenten internen Angriffen
       und tritt ihrerseits noch einmal nach: „Statt um Inhalte geht es
       hauptsächlich um bezahlte Mandate und Ämter“, sagte Cotar. Die
       „Alternative“ sei mittlerweile selbst zu einer „Altpartei“ geworden – mit
       dem Begriff bezeichnet die AfD hämisch die demokratische Konkurrenz. „Im
       Kampf gegen innerparteiliche Gegner ist Dauermobbing an der Tagesordnung –
       angefeuert von der Spitze der Partei und ihren Netzwerken“, so Cotar.
       Anstand spiele in den korrupten Netzwerken innerhalb der Partei keine Rolle
       mehr.
       
       Anders als ihr ehemaliger Protegé Jörg Meuthen tritt Cotar allerdings ohne
       Verweis auf Rechtsextremismus aus der Partei aus: Nicht der „extreme
       Rechtsaußen-Rand“ sei das Problem, sondern „die Opportunisten, die für
       Mandate ihre Überzeugungen aufgeben, sich kaufen lassen und morgen das
       Gegenteil dessen vertreten, für das sie heute noch stehen“, sagte Cotar,
       die selbst mit Hetze in sozialen Netzwerken auffiel. Ihr Mandat wollte die
       Bundestagsabgeordnete trotz Austritt behalten.
       
       Cotar ist nicht die erste Abgeordnete, die in dieser Legislatur hinwirft:
       Nachdem Anfang 2022 bereits Uwe Witt mit Verweisen auf rechtsextreme
       „Grenzüberschreitungen“ aus der Fraktion ausgetreten war, war der
       [5][Rechtsextremist Matthias Helferich] letztes Jahr gar nicht erst in die
       Fraktion eingetreten. Zuletzt war Anfang September mit dem
       sachsen-anhaltischen Abgeordneten [6][Robert Farle] ein Hinterbänkler
       ausgetreten. Der bayerische Abgeordnete Johannes Huber verließ die Fraktion
       ebenfalls Anfang des Jahres – er war Administrator einer Chatgruppe, in der
       unter anderem hochrangige bayerische AfD-Mitglieder ihre Umsturz- und
       [7][Bürgerkriegsfantasien auslebten].
       
       21 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
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   DIR [4] https://www.welt.de/politik/deutschland/article242183401/Iran-Wie-AfD-Leute-fuer-mehr-Handel-mit-dem-brutalen-Regime-werben.html
   DIR [5] /AfD-Bezuege-zum-Nationalsozialismus/!5790562
   DIR [6] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/afd-bundestagsfraktion-austritt-farle-101.html
   DIR [7] /Rechtsextreme-Chatgruppen/!5819500
       
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