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       # taz.de -- Ikone Katars: Die sichtbarste Frau im Emirat
       
       > Um den Vorwurf der Rückständigkeit Katars zu bekämpfen, ist die dritte
       > Frau des früheren Emirs sehr aktiv.
       
   IMG Bild: Scheikha Muza bint Nasser al-Missned 2010 im Doha
       
       Bildungschancen zu verlieren, bedeutet, die Zukunft zu verlieren“, sagt
       [1][Scheikha Muza bint Nasser al-Missned]. Es ist einer ihrer
       Lieblingssätze. Neulich hat sie ihn wieder dem US-Sender CNBC gesagt. Sie
       wurde von den Amis prächtig in Szene gesetzt. Muzas kupfersulfatblaues
       Kostüm leuchtete förmlich. Unter dem blauen Tuch, das sie sich um den Kopf
       drapiert hatte, lugte der Haaransatz hervor – ganz normal bei Ihrer Hoheit,
       die Konventionen freier interpretiert und frischen Wind unter die Abbayas
       bläst, die schwarzen Gewänder der katarischen Frauen.
       
       Die Scheikha, dritte Frau des früheren Emirs von Katar, Hamad Al-Thani,
       gilt als Stilikone im Wüstenfleck Katar. Ihre Kleider sind bunt, zumeist
       Pariser Haute Couture, gewagt in den Augen der Traditionalisten, die ihre
       Auftritte skeptisch beäugen. In diesen misogynen Kreisen wird sie gern als
       machthungrige Manipulatorin schwacher Männer dargestellt, heißt es.
       
       [2][Muza] ficht das nicht an. Als Bildungsbotschafterin von Katar und der
       UNO tourt sie um die Welt, hält Reden, nimmt hier und da Ehrendoktorwürden
       entgegen. Und dann ist da noch ihr Instagram-Account, auf dem sie 930.000
       Follower beglücken muss. Man sieht die 63-Jährige, die glatt zehn Jahre
       jünger wirkt, in einem WM-Stadion, an der Seite von Studenten und ihres
       Mannes, dem nachgesagt wird, an Diabetes zu leiden und auch deswegen die
       Regierungsgeschäfte freiwillig an Sohn Tamim abgetreten zu haben. Beide
       haben fünf Söhne und zwei Töchter. Sheika Muza entstammt einem Clan, der
       sich zunächst mit den al-Thanis im Clinch befand. Ihr Vater, Nasser bin
       Abdullah al-Missned, wurde in den 60er Jahren inhaftiert wegen unliebsamer
       politischer Umtriebe. Er floh ins Exil nach Kuwait. Erst die Heirat seiner
       Tochter Muza mit einem al-Thani führte zur Rückkehr nach Katar.
       
       Dort ist sie die sichtbarste Frau des Landes. Sie gilt als Mitbegründerin
       der 1995 ins Leben gerufenen Qatar Foundation for Education, als Promotorin
       der katarischen Bildungsoffensive. Auf einem Campus in Education City
       bieten acht Unis Kurse an, darunter Ableger der Georgetown Uni, der
       Carnegie Mellon, von Northwestern oder Texas A & M. Fast 11.000 Studenten
       tummeln sich da, und wer als Katarer nicht in Doha bleiben will, geht nach
       Europa oder in die USA. So hat Katar den höchsten Bildungsstand in der
       arabischen Welt erreicht. Es bleibt Sheikha Muza freilich noch viel zu tun:
       Als Chefin der Arab Democracy Foundation scheint sie noch nichts erreicht
       zu haben.
       
       6 Dec 2022
       
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