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       # taz.de -- Pedro Castillo abgesetzt: Peru braucht einen Reset
       
       > Castillos Scheitern heißt für Peru eine Fortsetzung der Dauerkrise.
       > Castillo hat seine Sache schlecht gemacht, doch es könnte noch schlimmer
       > kommen.
       
   IMG Bild: Ist sie der Neuanfang in Peru? Die neue Präsidentin Dina Boluarte bei ihrer Vereidigung am 7. Dezember
       
       In Südamerika ist es nicht unüblich, dass politische Newcomer in hohe
       Staatsämter gewählt werden. Einige lernen schnell, wie man trotz mangelnder
       Erfahrung politisch überlebt. Pedro Castillo gehörte nicht dazu. Der
       Dorfschullehrer aus Tacabamba verkörperte für viele die Hoffnung, dass
       [1][ein politisch unverdorbener Mann] aus dem einfachen Volk den korrupten
       und elitären Politikklüngel aufsprengen würde. Die Hoffnung wurde
       enttäuscht. Castillo war ein schlechter Präsident.
       
       Statt dringend notwendige Reformen durchzusetzen, regierte er mit
       traditioneller Klientelpolitik und geriet in Korruptionsverdacht. Der
       Kongress, der ihm spinnefeind war, ist vorerst als Sieger aus dem
       Machtkampf hervorgegangen. Dabei sind die meisten Abgeordneten um keinen
       Deut besser.
       
       [2][Castillos Absetzung] ist Symptom der politischen Dauerkrise, die Peru
       seit Jahren fest im Griff hat. 2017 kam ans Licht, dass der brasilianische
       Baukonzern [3][Odebrecht] alle seit 2000 demokratisch gewählten Präsidenten
       bestochen hatte. Dann ging es Schlag auf Schlag: Jeder gewählte Präsident
       geriet in Korruptionsverdacht, einige wurden abgesetzt, landeten im
       Gefängnis.
       
       Demokratie ohne Korruption ist für viele Peruaner seitdem nicht mehr
       vorstellbar. Die schwache und unfähige Regierung Castillos hat diese
       Dichotomie noch verstärkt. Es wird schwer für die neue Präsidentin Dina
       Boluarte, die politische Polarisierung zu überwinden. Denn sie ist
       politisch ein unbeschriebenes Blatt und abhängig von einem hochgradig
       unbeliebten Kongress. Neuwahlen von Legislative und Exekutive könnten eine
       gewisse Stabilität herbeiführen. Nur ist fraglich, ob der Kongress diesen
       zustimmen wird.
       
       Peru bräuchte einen politischen Neustart mit Reformen des Wahlrechts und
       der Parteienfinanzierung, mit neuen Gesichtern. Die sind aber nicht in
       Sicht. Wahrscheinlicher ist, dass sich die politische Krise noch zuspitzt.
       Im schlimmsten Falle könnten extreme Politiker wie der Linksfaschist
       [4][Antauro Humala] davon profitieren. Castillo hat seine Sache als
       Präsident schlecht gemacht. Das heißt nicht, dass es nicht noch schlimmer
       kommen kann.
       
       8 Dec 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Peru-bekommt-linken-Praesidenten/!5779466
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   DIR [3] /Odebrecht-Skandal-in-Suedamerika/!5416747
   DIR [4] https://www.tt.com/artikel/30829377/anfuehrer-von-militaeraufstand-in-peru-nach-17-jahren-enthaftet
       
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