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       # taz.de -- Pazifischer Feuerring: Mehr Tote bei Beben in Indonesien
       
       > Behörden melden inzwischen mehr als 260 Tote und mehr als tausend
       > Verletzte durch das Erdbeben. Auch in den Salomonen bebt die Erde.
       
   IMG Bild: Sie haben überlebt: Bewohner der Stadt Cianjur im West-Java am 22. November
       
       Cianjur afp/dpa | Nach dem [1][Erdbeben auf der indonesischen Insel Java]
       ist die Zahl der Todesopfer noch einmal drastisch gestiegen. Mindestens 268
       Menschen seien bei dem Beben vom Montag ums Leben gekommen, sagte
       Suharyanto, der Leiter der indonesischen Katastrophenschutzbehörde BNPB, am
       Dienstag.
       
       Am Montag hatten die Behörden zunächst 162 Tote gemeldet. Mindestens 151
       Menschen werden laut BNPB noch vermisst, mehr als tausend weitere wurden
       bei dem Unglück verletzt.
       
       Das Erdbeben der Stärke 5,6 hatte am Montag insbesondere in der Stadt
       Cianjur für Zerstörungen gesorgt. Das Epizentrum lag nach Angaben der
       US-Erdbebenwarte (USGS) in der Nähe der Stadt in der Provinz West-Java.
       Zahlreiche Menschen kamen durch einstürzende Gebäude, aber auch durch
       Erdrutsche ums Leben.
       
       Rettungskräfte suchten am Dienstag in den betroffenen Gebieten weiter
       fieberhaft nach Überlebenden. Die Arbeiten wurden durch die zahlreichen
       Trümmer, welche die Straßen blockierten, sowie durch Stromausfälle in
       Teilen der überwiegend ländlichen, gebirgigen Region erschwert.
       
       ## Rettung mit Kettensägen und Baggern
       
       Die Teams beseitigten mit Kettensägen und Baggern die Trümmer und
       umgestürzten Bäume, um zu den Opfern vorzudringen, sagte der 34-jährige
       Dimas Reviansyah von den Rettungskräften. „Ich habe seit gestern nicht mehr
       geschlafen. Aber ich muss weitermachen, weil einige Opfer noch nicht
       gefunden wurden.“
       
       Unter den Opfern waren nach Angaben der indonesischen Rettungsbehörde
       Basarnas auch viele Kinder. „Sie waren in der Schule, um 13 Uhr hatten sie
       noch Unterricht“, sagte Behördenleiter Henri Alfiandi.
       
       Viele Überlebende verbrachten die Nacht im Freien, umgeben von Schutt,
       Glasscherben und Betonbrocken. Verletzte wurden in behelfsmäßigen
       Krankenstationen im Freien behandelt. Verschlimmert wurde die Lage durch 62
       kleinere Nachbeben der Stärken 1,8 bis 4 in der 175.000-Einwohner-Stadt
       Cianjur.
       
       Der 37-jährigen Nunung war es gelungen, sich und ihren zwölf Jahre alten
       Sohn selbst aus den Trümmern ihres Hauses zu befreien. „Ich musste uns ins
       Freie graben. Es ist nichts mehr übrig, es gibt nichts, was ich retten
       könnte“, berichtete sie in einer Notunterkunft im Dorf Ciherang nahe
       Cianjur.
       
       ## Nach Erdrutsch Wand aus brauner Erde
       
       Drohnenaufnahmen der Nachrichtenagentur AFP zeigten das Ausmaß der
       Zerstörung. So zog sich infolge eines durch das Beben ausgelösten
       Erdrutsches eine regelrechte Wand brauner Erde durch das Gebiet.
       
       Rahmi Leonita suchte inmitten des Chaos nach ihrem Vater, der während des
       Bebens mit seinem Motorrad unterwegs war. „Sein Telefon ist tot. Ich stehe
       unter Schock. Ich mache mir große Sorgen, aber ich habe noch Hoffnung“,
       sagte die 38-Jährige, während ihr Tränen über das Gesicht liefen.
       
       Am Dienstag wurden die ersten Todesopfer von ihren sichtlich erschütterten
       Angehörigen beigesetzt. Die Hinterbliebenen des 48-jährigen Husein brachen
       bei seiner Beerdigung in einem Dorf nahe Cianjur in Tränen aus. Husein war
       beim Hausbau von dem Erdbeben überrascht und getötet worden. „Ich habe erst
       vor zehn Tagen einen Bruder verloren. Jetzt habe ich einen weiteren Bruder
       verloren“, sagte seine Schwester Siti Rohmah schluchzend.
       
       Präsident Joko Widodo begab sich am Dienstag an den Unglücksort und
       versprach den Betroffenen Entschädigung. Staats- und Regierungschefs aus
       aller Welt sprachen den Opfern ihr Beileid aus, unter anderen der russische
       Präsident Wladimir Putin.
       
       ## Bisher keine Berichte über Todesopfer in den Salomonen
       
       Wegen Indonesiens Lage auf dem Pazifischen Feuerring ereignen sich in dem
       südostasiatischen Land häufig Erdbeben und Vulkanausbrüche.
       
       Die Erde am Feuerring gab auch am Dienstag keine Ruhe. So erschütterte ein
       schweres Erdbeben die [2][Salomonen] in der Südsee. Das Beben der Stärke
       7,0 ereignete sich am Mittag Ortszeit in der Nähe der Ortschaft Malango in
       der Provinz Guadalcanal in einer Tiefe von etwa 15 Kilometern. Eine
       Tsunami-Warnung sorgte für Angst und Panik – jedoch wurde diese nach
       wenigen Stunden aufgehoben.
       
       Berichte über Tote oder Verletzte sowie größere Zerstörungen auf den
       Salomonen wurden zunächst nicht bekannt, lokalen Medien zufolge soll es
       allerdings Schäden an Gebäuden geben. Viele Menschen versuchten, von den
       Küsten weg in höher gelegene Gebiete zu gelangen.
       
       Malango liegt weniger als 40 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Honiara.
       Die Behörden rieten der Bevölkerung, auch nach der Entwarnung weiter
       vorsichtig zu sein, da Nachbeben zu erwarten seien. Die Salomonen mit rund
       700 000 Einwohnern liegen östlich von Neuguinea.
       
       22 Nov 2022
       
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