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       # taz.de -- Forderung zu Sojaimporten: Nicht nur Wald kann entwaldet werden
       
       > Umweltorganisationen verlangen: Die geplante EU-Verordnung müsse auch
       > Sojaimporte von gerodeten Flächen etwa in Brasiliens Region Cerrado
       > verbieten.
       
   IMG Bild: Eine gerodete Waldfläche im Gran Chaco
       
       Berlin taz | UmweltschützerInnen fordern die Europäische Union auf, mit der
       geplanten [1][Verordnung gegen Entwaldung] mehr Sojaimporte zu verbieten
       als bisher geplant. „Die EU muss den Handel auch mit Produkten untersagen,
       die auf gerodeten Flächen in Regionen wie dem brasilianischen Cerrado
       erzeugt worden sind“, verlangte Naturschutzexpertin Tina Lutz von der
       Deutschen Umwelthilfe (DUH). Ähnlich äußerte sich zum Beispiel Greenpeace.
       
       Der [2][Entwurf der EU-Kommission] sieht vor, lediglich Wälder nach
       Definition der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO)
       einzubeziehen. Der Cerrado etwa wäre dann laut DUH nicht geschützt, weil
       diese Savanne mit ihren einzelnen oder in lockeren Gruppen stehenden Bäumen
       und Sträuchern zu 73 Prozent in die FAO-Kategorie „sonstige bewaldete
       Flächen“ („other wooded land“) gehört.
       
       „Ein Großteil der durch die EU verursachten Entwaldung würde damit komplett
       unter den Tisch fallen“, sagt Lutz. Schließlich würden zwei Drittel der
       durch Sojaimporte und mehr als ein Drittel der durch Rindfleischimporte in
       die EU verursachten Rodungen im Cerrado passieren. Auch die Regionen Gran
       Chaco (vor allem Argentinien) oder Teile des Pantanals (Brasilien), in
       denen ebenfalls Soja angebaut wird, müssten von der Verordnung erfasst
       werden, so Lutz: „Dafür muss sich das bei dem Thema federführende
       Bundesagrarministerium in Brüssel einsetzen“.
       
       [3][Auch das EU-Parlament fordert, die „sonstigen bewaldeten Flächen“
       einzubeziehen]. Große Teile des [4][Rats der Mitgliedstaaten] dagegen
       lehnen dies ab. Am 5. Dezember wollen sich die EU-Institutionen bei ihrem
       vermutlich letzten „Trilog“ zu dem Thema einigen.
       
       ## Fallbeispiele von Agrarunternehmen in Brasilien
       
       Allein im Zeitraum 1990 bis 2020 wurden laut EU-Kommission weltweit 420
       Millionen Hektar Wald – eine Fläche größer als die EU – abgeholzt. Das
       liege vor allem an der Land- und Forstwirtschaft. Rund 11 Prozent des
       Treibhausgases weltweit stammten 2007 bis 2016 der Kommission zufolge aus
       der Forstwirtschaft und anderen Landnutzungen „und waren überwiegend auf
       Entwaldung zurückzuführen“.
       
       Deshalb hat die Brüsseler Kommission eine Verordnung vorgeschlagen, die die
       von der EU verursachte Entwaldung reduzieren soll. Demnach sollen
       Unternehmen, die mit sechs besonders von Entwaldung betroffenen
       Rohstoffarten wie Soja handeln, den Behörden die geografischen Koordinaten
       des Erzeugerbetriebs oder der Plantage mitteilen. Mit diesen Daten soll
       sich kontrollieren lassen, ob die Produkte von Waldflächen stammen, die
       nach dem 31. Dezember 2020 entwaldet oder geschädigt wurden – was dann
       verboten wäre. Im Fokus steht besonders Soja.
       
       In einem neuen Report beschreibt die DUH Fallbeispiele von Agrarunternehmen
       in Brasilien, die auf gerodeten Flächen Soja anbauen. Das Futter wird dann
       auch nach Europa und Deutschland exportiert. Zum Teil sei der Wald illegal
       abgeholzt worden, das Land traditionellen Gemeinschaften geraubt worden.
       „Bis zu 20 Prozent des Sojas, das aus Brasilien in die EU kommt, könnte aus
       illegalen Quellen stammen“, sagt Lutz.
       
       Der Verband der Mischfutterindustrie in der EU, Fefac, ließ eine Bitte der
       taz um Stellungnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
       
       29 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /EU-beraet-ueber-Gesetz-gegen-Entwaldung/!5854740
   DIR [2] https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-9-2022-0311_EN.html
   DIR [3] https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-9-2022-0311_DE.html
   DIR [4] https://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-10284-2022-INIT/de/pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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