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       # taz.de -- Oberbürgermeisterwahl in Baden-Württemberg: Grüne wird nicht Heidelberg-OB
       
       > Schon wieder eine Grünen-Schlappe in BaWü. In Heidelberg verliert die
       > frühere Wissenschaftsministerin Theresia Bauer die Wahl zur
       > Oberbürgermeisterin.
       
   IMG Bild: Es hat nicht geklappt: Theresia Bauer (links) mit der Grünen Franziska Brantner am Wahlabend
       
       Karlsruhe taz | Die Stimmung ist getrübt bei der Ministerpräsidenten-Partei
       in Baden-Württemberg. Am Sonntag war Oberbürgermeisterwahl in Heidelberg
       und mal wieder muss sich eine Grüne Kandidatin bei einer OB-Wahl geschlagen
       geben. [1][Theresia Bauer], bis zum Sommer noch Wissenschaftsministerin im
       Kabinett Kretschmann, war bei der Bewerbung um den OB-Sessel in ihrer
       Heimatstadt volles Risiko gegangen und hatte dafür ihren Ministerposten
       aufgegeben.
       
       „Ich wäre gerne Oberbürgermeisterin in Heidelberg geworden“, erklärte Bauer
       nach ihrer Niederlage. „Aber Heidelberg hat sich für Kontinuität und gegen
       den Wechsel entschieden.“
       
       Nach dem zweiten Wahlgang bleibt nun der parteilose Eckart Würzner
       Oberbürgermeister von Heidelberg. Nach dem vorläufigen amtlichen
       Endergebnis erzielte der 61-Jährige mit 54,3 Prozent im zweiten Wahlgang
       sogar die absolute Mehrheit. Theresia Bauer (Grüne) erreichte im zweiten
       Wahlgang nur 42,4 Prozent.
       
       Dabei sollte Heidelberg zum Signature-Wahlkampf für die kommunale Offensive
       der baden-württembergischen Grünen werden. Die Regierungspartei im
       Südwesten, die sich zwar über steigende Mitgliederzahlen freut, schwächelt
       auch 11 Jahre nach der Regierungsübernahme durch Winfried Kretschmann
       weiter in der Kommunalpolitik. Sie stellen im Moment nur in acht der über
       1.100 Rathäuser im ganzen Land den Chef.
       
       ## Zuletzt verloren die Grünen auch in Freiburg und Stuttgart
       
       Zuletzt haben die Grünen außerdem wichtige OB-Posten in Freiburg und der
       Landeshauptstadt Stuttgart verloren. Bei der Oberbürgermeisterwahl in
       Tübingen gewann Ende Oktober zwar ein Grüner, für die Partei war es dennoch
       eine Niederlage. [2][Boris Palmer] hatte nach einem
       Parteiauschlussverfahren sein Amt als unabhängiger Kandidat verteidigt,
       während die von der Partei nominierte Kandidatin deutlich unterlag.
       
       In Heidelberg sollte alles ganz anders werden. Die Stadt schien wie gemacht
       für einen Grünen-Erfolg. Ob bei Gemeinderats-, Landtags- oder
       Bundestagswahlen: In der Studentenstadt hatten die Grünen in den
       vergangenen Jahren immer nur gewonnen. Theresia Bauer, die schon lange in
       Heidelberg lebt und hier ihr Landtagsmandat zweimal direkt gewonnen hat,
       galt als prominent und bestens verwurzelt in der Stadt. Wer, wenn nicht
       sie, sollte den OB-Sessel auch gegen einen Amtsinhaber gewinnen können?
       
       Bauer setzte im Wahlkampf auf den ökologisch-sozialen Wandel, mit
       Radschnellwegen, flächendeckendem Carsharing und mehr Wohnungen. Doch der
       Amtsinhaber Eckhart Würzner, der unter anderem von FDP und CDU unterstützt
       wurde, legte mit einer massiven Förderung von Sport und Kultur sowie
       steigenden Gewerbesteuereinnahmen eine recht erfolgreiche Bilanz seiner
       bisherigen Regierungszeit vor. Auch bediente er als promovierter Geologe
       und Umweltberater das Thema Klimaschutz einigermaßen glaubwürdig.
       
       Bauer dagegen wird in der Studentenstadt gerade auf ihrem ureigensten
       Gebiet der Wissenschaft auch mit unpopulären Entscheidungen wie der
       Studiengebühr für ausländische Studierende in Verbindung gebracht.
       
       ## Auch grünes Bündnis half nicht
       
       Ob das als Erklärung für die Niederlage ausreicht, ist offen. Jedenfalls
       zeichnete sich Bauers Niederlage schon im ersten Wahlgang ab. Damals lag
       sie mehr als 17 Prozentpunkte hinter Würzner, der fast 46 Prozent
       erreichte. Nach dem endgültigen Aus freuen sich die Grünen in Heidelberg
       immerhin darüber, dass man mit dem gemeinsamen Wahlkampf im grünen Spektrum
       uralte Gräben überwinden konnte. „Ich freue mich, dass wir ein Bündnis mit
       Grün-Alternativer Liste, Bunten Linken und Heidelberg in Bewegung schmieden
       konnten“, sagte Franziska Brantner am Wahlabend. Das werde Auswirkungen auf
       die Politik im Gemeinderat haben.
       
       Theresia Bauer wird nun als Landtagsabgeordnete und Gemeinderätin weiter
       für die Grünen Politik machen. Für die ehrgeizige Politikerin ist das
       zweifellos eine Karrieredelle. So war die 57-Jährige als Ministerin sogar
       zeitweise als Nachfolgerin von Winfried Kretschmann gehandelt worden. Einen
       Weg zurück in die Regierung gibt es für Bauer vorerst nicht. Ihr
       Ministeramt in Stuttgart hat ihre frühere Staatssekretärin Petra Olschowski
       übernommen. Als Staatssekretär ins Wissenschaftsministerium war im Sommer
       Kretschmanns Regierungssprecher Arne Braun gewechselt.
       
       28 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Benno Stieber
       
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   DIR Thomas Strobl
       
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