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       # taz.de -- RBB-Literatursendung „Studio Orange“: Zu sehr gewollt
       
       > Die neue Literatursendung mit Sophie Passmann beim RBB will anders sein
       > als ihre Vorgänger: Entspannter und lustiger. Das gelingt nur bedingt.
       
   IMG Bild: Sophie Passmann (l.) mit Dimitrij Schaad und Helene Hegemann
       
       Obwohl die Hochzeiten des „Literarischen Quartetts“ längst vorbei sind,
       gibt es immer wieder Versuche, eine Konkurrenz zur TV-Literatursendung zu
       etablieren. Letztmals hatte es der BR 2019 mit Thomas Gottschalk probiert –
       [1][doch schon nach vier Sendungen kam das Aus für „Gottschalk liest?“].
       Jetzt versucht der RBB sein Glück mit der Autorin und Schauspielerin Sophie
       Passmann.
       
       In „Studio Orange“ will Passmann mit ihren Gästen über Klassiker,
       Kinderbücher und Popliteratur sprechen. Sie wollen es anders machen als
       andere Literatursendungen. Sie wollen keine Fremdwörter wie
       Intertextualität nutzen, sie wollen lustig sein und entspannt. Und so, wie
       das hier klingt, ist es dann leider auch: ziemlich gewollt.
       
       In der ersten Folge sind die Immer-noch-Skandalautorin [2][Helene Hegemann]
       und der Schauspieler und Drehbuchautor Dimitrij Schaad (bekannt durch seine
       Hauptrolle in der [3][Netflix-Serie „Kleo“]) zu Gast.
       
       Obwohl die Gäste sympathisch sind, ist der Start einigermaßen holprig.
       Passmann macht Witze, über die niemand im Publikum lacht. Der Vorschlag,
       den Plot des ersten Buches („2666“ von Roberto Bolaño) mit Lego-Figuren
       nachzustellen, geht voll in die Hose. Hinzu kommen technische Probleme: Die
       Soundqualität ist mäßig, ständig hallt es. Und im Schnitt geht es so rabiat
       zu, dass Hegemanns Antwort einfach abgeschnitten wird, als sie von ihrer
       Zeit bei „Star Search“ erzählen will.
       
       Dass die Sendung trotz allem Potenzial hat, zeigt sich dann aber doch noch
       in der Diskussion über das Buch „Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“
       von Junot Díaz. Während Schaad das Buch als kurzweiliges 300-seitiges
       Familienepos verteidigt, geraten Hegemann und Passmann in eine Diskussion
       über die Darstellung von Elend- und Gewaltszenarien – die auch dann
       interessant ist, wenn man noch nie von Oscar Wao gehört hat.
       
       8 Dec 2022
       
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