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       # taz.de -- Forderungen nach Böllerverbot: Die Politik muss handeln
       
       > Silvester ohne Knaller ist so wohltuend, wie sich 2021 zeigte – trotzdem
       > wurde dieses Jahr wieder deutlich mehr geböllert. Es braucht ein Verbot.
       
   IMG Bild: Vom Böllern bleibt nix außer dreckiger Luft
       
       Es mag ein subjektiver Eindruck sein, aber selten in den letzten zehn
       Jahren wurde ein Jahreswechsel [1][in Berlin so zugeböllert wie dieser].
       Feuerwerk war oft schon am ersten Verkaufstag vergriffen; an Silvester
       begann das großflächige Knallen bereits am frühen Abend. Dazu kam es erneut
       zu heftigen Angriffen auf Feuerwehr und Polizei. Das zeigt: Die Evolution
       in zivilisatorischer Hinsicht verläuft nicht geradlinig – und das Ende der
       privaten Böllerei kommt nicht von allein.
       
       Wer noch Beweise brauchte, dass ein Jahreswechsel ohne Feuerwerk auch schön
       und dazu viel angenehmer ist für die meisten Bewohner*innen dieser
       Stadt (die Tiere sind hier explizit eingeschlossen), [2][bekam diese 2020
       und 2021]. Das bundesweite Verkaufsverbot von Raketen und Co. aufgrund der
       Pandemie hatte geradezu wohltuende Auswirkungen und zeigte zudem: Wenn der
       Druck groß genug ist, dann handelt die Politik, selbst wenn die Maßnahme
       unpopulär ist.
       
       Der Druck war eigentlich auch in diesem Jahr hoch: Die Krankenhäuser sind
       nach wie vor voll, die Rettungsdienste oft überlastet. Und doch hat sich
       der Bund nicht zu einem Verkaufsverbot – dem einzig wirkungsvollen Mittel
       zur Einschränkung der Böllerei – durchringen können. Schlimmer noch: Man
       hat nicht mal laut darüber nachgedacht, wohl weil im Falle dieses Falles
       die Verhindererpartei der Ampel, die FDP, es abgelehnt hätte.
       
       ## Argumente reichen nicht – leider
       
       Vielleicht hegten die Böllergegner in anderen Parteien die leise Hoffnung,
       dass die meisten Menschen erkannt hätten, dass ein Silvester ohne Krach
       genauso fulminant sein kann. Doch selbst wenn das so wäre: Die übliche
       Anzahl unverbesserlicher Knalltüten sorgte für den seit Jahren bekannten
       Radau. Dass sich jene Klientel jemals überzeugen lässt durch Argumente –
       etwa Warnungen wie „Böllern gefährdet die Gesundheit“ wie auf
       Zigarettenpackungen – ist unwahrscheinlich.
       
       Im Jahr eins nach dem Böllerverbot sehen sich nun Umweltverbände, [3][Grüne
       und die Polizeigewerkschaft GdP in ihrer Forderung] nach dieser
       restriktiven Maßnahme bestätigt. Und sie haben recht: Die Böllerbarbarei zu
       beenden funktioniert offensichtlich nicht ohne Verbot. Nach diesem
       Jahreswechsel ist es höchste Zeit, dass die Politik dies endlich
       eingesteht. Nur ein paar Verbotszonen zusätzlich einzurichten, wie es die
       Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey jetzt fordert, ist reine
       Symbolpolitik und wird wenig ändern.
       
       1 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
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