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       # taz.de -- Verurteilter Bürgermeister von Istanbul: Nicht mehr zu stoppen
       
       > Der türkische Präsident Erdoğan kann Istanbuls Bürgermeister Imamoğlu an
       > einer Kandidatur bei den Wahlen hindern. Dessen Aufstieg ist dennoch
       > gewiss.
       
   IMG Bild: „Ich werde nicht verschwinden!“: Oberbürgermeister Ekrem Imamoğlu am 14. Dezember in Istanbul
       
       „Ich bin noch jung, ich werde nicht verschwinden“, sagte der [1][Istanbuler
       Oberbürgermeister Ekrem Imamoğlu] am Mittwochabend nach seiner Verurteilung
       vor einer begeisterten Menschenmenge. Genau das scheint der Albtraum des
       Dauerregenten und Autokraten Recep Tayyip Erdoğan zu sein. Wenn einer ihn
       bei den kommenden [2][Präsidentschaftswahlen im Frühjahr] besiegen kann,
       dann Imamoğlu.
       
       Selbst wenn das Unrechtsurteil gegen ihn letztlich seine Kandidatur
       verhindern sollte, werden für Imamoğlu weitere Gelegenheiten folgen.
       Politisch ist der linksbürgerliche Republikaner das Gegenteil vom
       religiösen Traditionalisten Erdoğan. Doch als Redner, der die Massen
       begeistern kann, erinnert er an den Erdoğan vor 20 Jahren.
       
       Während Erdoğan die Türkei in den letzten Jahren in das Lager der
       autoritären Regime geführt hat, steht Imamoğlu wie das gesamte
       Oppositionsbündnis für die Rückkehr zur Demokratie. Er will die
       [3][Abschaffung des Präsidialsystems,] das Erdoğan mit allen Mitteln
       durchgesetzt hat, um seine Macht abzusichern, und das Parlament wieder zu
       einem Ort politischer Entscheidungen machen.
       
       So wie Erdoğan als ehemaliger Oberbürgermeister von Istanbul in den 90er
       Jahren seine schier unglaubliche politische Karriere begann, sieht es jetzt
       so aus, dass auch die politische Wende für die Türkei wieder von Istanbul
       ausgehen könnte.
       
       Das Urteil gegen Imamoğlu ist alles andere als ein Schlusspunkt, mit dem
       Erdoğan seinen wichtigsten Rivalen ausschaltet. Es wird im Gegenteil den
       Beginn einer neuen Ära markieren, selbst wenn Imamoğlu im kommenden
       Frühjahr nicht kandidieren darf.
       
       Für alle BürgerInnen, die die Autokratie ablehnen, ist klar: Die nächsten
       Wahlen sind die entscheidende Wegmarke für die Zukunft des Landes, und sie
       werden sich für jeden Kandidaten einsetzen, den die Opposition nominieren
       wird. Am liebsten für Imamoğlu selbst, zur Not aber auch für jeden anderen
       Oppositionellen, der gegen Erdoğan nominiert wird.
       
       15 Dec 2022
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Gottschlich
       
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