# taz.de -- Kritik an LNG-Verträgen: Aus Katar nach Brunsbüttel
> Die neuen LNG-Lieferverträge mit Katar sind klimapolitisch fahrlässig und
> verstärken die fossile Abhängigket, kritisieren Umweltverbände.
IMG Bild: Hier kommt das Gas! Ein LNG-Tanker aus Katar, demnächst auch in Brunsbüttel
Berlin taz | Umweltverbände kritisieren die am Dienstag bekannt gewordenen
[1][Lieferverträge für große Mengen Flüssiggas], die Katar ab 2026 nach
Deutschland liefern soll. Die vereinbarten Lieferungen bis 2041 stehen im
Widerspruch zu den deutschen Klimazielen, sagen die Verbände.
Um den Ausfall russischer Gaslieferungen zu kompensieren, setzt die
Bundesregierung auf Flüssiggas, das sogenannte LNG. Das Gas wird für den
Transport verflüssigt und dann wieder in den Ursprungszustand versetzt.
Dabei gehen bis zu 25 Prozent der Energie verloren. Um den raschen Aufbau
der erforderlichen Infrastruktur zu gewährleisten, hat die Bundesregierung
eigens das LNG-Beschleunigungsgesetz durch den Bundestag gebracht.
Insgesamt sollen fünf LNG-Terminals entstehen, unter anderem in
[2][Wilhelmshaven] und [3][Brunsbüttel].
Am Dienstag gab der katarische Energieminister Saad Scherida al-Kaabi
bekannt, dass der staatliche Energiekonzern Qatar Energy mit dem
US-Unternehmen ConocoPhillips einen Vertrag über die Lieferung von
Flüssiggas nach Deutschland abgeschlossen hat. Ab 2026 sollen jährlich bis
zu 2 Millionen Tonnen LNG nach Brunsbüttel geliefert werden. „Allein dieser
Vertrag ersetzt ca. 6 Prozent der russischen Gaslieferungen im Jahr 2021“,
teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mit.
Der Liefervertrag sei klimapolitisch fahrlässig, sagte Oliver Powalla vom
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der taz. Das
LNG-Beschleunigungsgesetz sei mit dem Hinweis gerechtfertigt worden, dass
„durch kombinierte Lieferverträge von Wasserstoff und Flüssiggas“ der
Klimaschutz berücksichtigt würde.
## Abhängigkeit von fossilen Energien
„In der Realität wird jetzt aber, wie wir befürchtet haben, ausschließlich
LNG aus Katar gekauft“, kritisiert Powalla. Brunsbüttel sei ein
entscheidender Standort für die künftige Versorgung mit grünem Wasserstoff.
„Flüssiggas-Lieferverträge bis 2041 beißen sich mit dem notwendigen
Wasserstoffhochlauf spätestens ab 2030“, betonte er. Abhängigkeit von
fossilen Energien werde hier „sehenden Auges in Kauf genommen“.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht das genauso. „Man zerschießt sich die
Klimaziele“, sagt Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner der taz. Bis 2045
will Deutschland klimaneutral sein. Dazu passe der bis 2041 laufende
Vertrag nicht: Mit der Dekarbonisierung könne nicht erst 2041 angefangen
werden.
Auch die Linkspartei kritisiert die Vereinbarung. „Der Gas-Deal mit Katar
ist ein weiterer Sargnagel für die deutschen Klimaziele“, so der
stellvertretende Vorsitzende Lorenz Gösta Beutin. Die Lieferungen hätten
keine Wirkung auf den derzeitigen Energiemangel, sagte auch er. Sie führten
aber zu einer langfristigen Abhängigkeit von „einem Land, [4][das
Menschenrechte mit Füßen tritt] und am blutigen Krieg gegen den Jemen
beteiligt ist“.
Die Laufzeit über 15 Jahre sei vereinbar mit den deutschen Klimazielen,
behauptete dagegen Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung
des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft. „Jedes zusätzliche
Angebot erhöht die Versorgungssicherheit“, sagte Andreae.
Das Bundeswirtschaftsministerium nahm zur Kritik der Umweltverbände und der
Linkspartei nicht Stellung mit dem Hinweis, dass [5][der Staat nur den
Rahmen für die LNG-Nutzung schaffe]. Für Verträge seien die beteiligten
Unternehmen zuständig.
29 Nov 2022
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## AUTOREN
DIR Anja Krüger
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