URI: 
       # taz.de -- Preis der Nationalgalerie Sandra Mujinga: Invasion der Architektur
       
       > Sandra Mujinga, Trägerin des Preises der Nationalgalerie, eröffnete ihre
       > Installation „IBMSWR“ in Berlin. Ihre Kunst befragt die Architektur der
       > Gesellschaft.
       
   IMG Bild: Sandra Mujinga, I Build My Skin with Rocks 2022, Ausstellungsansicht
       
       Als [1][Sandra Mujinga] die Vorführung zur Eröffnung ihrer Berliner
       Ausstellung am vergangenen Donnerstag eigentlich schon beendet hatte, da
       äußerte sie noch einen sonderbaren Gedanken: „Sollte es einmal eine
       Invasion von Außerirdischen geben, so findet sie in der Architektur statt.“
       
       Das sagt sie, gekleidet in einen schwarzen Seidenrock, unter dessen
       barockem Faltenwurf die hochgeschnürten Springerstiefel hervorlugen. Als
       Kind kongolesischer Eltern 1989 in Goma geboren, in Norwegen aufgewachsen,
       scheint sie zu verschwinden in den dunklen Stoffen ihrer Kleidung.
       
       Hinter ihr die gigantische Installation. Ein großer schwarzer Block, neun
       Meter hoch, über zehn Meter lang. Er steht da wie der Monolith in Stanley
       Kubricks Epochenwerk „2001: Odyssee im Weltraum“. Geschlossen von einem
       meterhohen LED-Screen, kommt darauf ab und zu eine dunkle Gestalt aus der
       Tiefe hervor. Dicke, faltige Haut, schwere Augenlider, tänzelnde Füße. Ein
       Mensch? Ein Elefant? Noch bevor man es erfassen kann, verschwindet die
       Gestalt auf dem Bildschirm.
       
       ## Schwarz auf schwarz
       
       Das Schwarze mit der Kamera bei Dunkelheit einzufangen sei in der
       technischen Geschichte des Films eine Herausforderung gewesen, sagt
       Mujinga, denn es ist auf dem abgelichteten Bild kaum sichtbar. So schwingt
       in dieser Sci-Fi-Installation auch das Motiv der Überwachung, der
       bildlichen Erfassung von Menschen mit, vielleicht von eben jenen „Fremden“,
       vermeintlich „Illegalen“, wie wir sie von den Grenzen Europas, vom Tunnel
       bei Calais kennen.
       
       Sandra Mujinga ist Trägerin des „Preises der Nationalgalerie“. Jetzt zeigt
       sie im [2][Hamburger Bahnhof] ihre Installation „IBMSWR: I Build My Skin
       With Rocks“. Als Mujinga sie eröffnete, wurde in Großbritannien Veronica
       Ryan mit dem Turner Prize ausgezeichnet.
       
       Veronica Ryan, Jahrgang 1956, hatte im letzten Jahr mit einer Skulptur aus
       überdimensionierten Karibikfrüchten auf den Skandal um die sogenannte
       „Windrush-Generation“ öffentlich reagiert. Tausende Einwander:innen aus
       dem karibischen Commonwealth waren zwischen 1948 und 1971 als Arbeitskräfte
       von Großbritannien angeworben worden. Doch die einwanderungsfeindliche
       Politik des Landes verhinderte über Dekaden ihren legalen Status.
       
       Die soeben gekürten Heldinnen der Kunst, Sandra Mujinga und Veronica Ryan,
       sie befragen auch eine Architektur unserer Gesellschaft, nämlich die einer
       juristischen und technischen Feindseligkeit.
       
       14 Dec 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kuenstlerin-Sandra-Mujinga-geehrt/!5803957
   DIR [2] /Archiv-Suche/!5892175&s=hamburger+bahnhof&SuchRahmen=Print/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sophie Jung
       
       ## TAGS
       
   DIR Ausstellung
   DIR Berlin Ausstellung
   DIR Künstlerin
   DIR Kunstpreise
   DIR Hamburger Bahnhof
   DIR Installation
   DIR Installation
   DIR Kunst
   DIR Bildende Kunst
   DIR Norwegen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Künstlerin Sandra Mujinga in Leipzig: Zwischen Alien und Ding
       
       Sandra Mujingas kreatürliche Installationen im Museum der bildenden Künste
       Leipzig erzählen von einem Zusammenleben über Spezies und Zeit hinweg.
       
   DIR Künstlerin Sandra Mujinga geehrt: Geister der Vergangenheit
       
       Der Preis der Nationalgalerie geht an die norwegisch-kongolesische
       Künstlerin Sandra Mujinga. Sie beschäftigt sich mit kolonialer
       Vergangenheit.
       
   DIR Ausstellung „Fat to Ashes“: Die heilige Agatha und das Schwein
       
       Um Körper und deren Darstellung geht es der Künstlerin Pauline Curnier
       Jardin. Ihre Schau im Hamburger Bahnhof in Berlin ist aufregend.
       
   DIR Kunstszene in Norwegen: Trophäe, Trolle und Brühe
       
       In Norwegen wird man zwar bereits am Flughafen in Oslo von einem Edvard
       Munch begrüßt. Aber es ist nicht alles Munch in Norwegen.