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       # taz.de -- Bedeutung von Twitter: Für viele unersetzlich
       
       > Nach den neuesten Musk-Eskapaden wollen viele aussteigen. Doch für die
       > Menschen in Iran, in Afghanistan oder in der Ukraine ist Twitter
       > unverzichtbar.
       
   IMG Bild: Für Musk gilt nur seine eigene Definition von Meinungsfreiheit
       
       Nur wenige Tage war Ruhe, dann drehte Elon Musk erneut mächtig auf. Dieses
       Mal [1][blockierte er Journalist:innen, die es gewagt hatten, über seinen
       Standort in Echtzeit zu berichten]. Dabei handelt es sich um Daten, die
       ohnehin öffentlich zugänglich sind. Die Empörungswelle blieb – zu Recht –
       nicht aus. Schnell wurde auf Twitter der Rückzug von Twitter gefordert. Und
       – auch das zu Recht – die fragwürdige Einstellung des Twitter-Chefs zur
       Meinungsfreiheit scharf kritisiert.
       
       Bei manchen kam die Kritik allerdings reichlich bizarr daher.
       Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) etwa zollte Musk Respekt dafür,
       dass er die [2][gesperrten Journalistenkanäle wieder freigab]. „Es gehört
       mehr Größe dazu, eigene Fehler zu korrigieren, als immer alles richtig zu
       machen“, twitterte Buschmann. Das Einzige, was er missbilligte: Laut Musk
       hatte er seine Entscheidung an einer Abstimmung unter den Nutzer:innen
       festgemacht.
       
       Aber genau das ist der Knackpunkt. Journalist:innen, die Missstände via
       Twitter veröffentlichen, Demonstrant:innen und Kritiker:innen von
       menschenverachtenden Regimen – sie alle sind also auf das Wohlwollen von
       Musk und den Nutzer:innen angewiesen. Sind sie zu kritisch, wird
       geblockt. Das hat mit Meinungsfreiheit wenig zu tun.
       
       Fakt ist aber auch, dass viele, die Twitter als Informationsplattform
       nutzen, keine andere Wahl haben, als zu bleiben. Alternativen wie Mastodon
       haben zu wenig Reichweite. Nicht nur aktuell, sondern auch auf längere
       Sicht hin. Den Aktivist:innen in Iran, den Ortskräften in Afghanistan
       oder kurdischen Protestierenden läuft die Zeit davon, ihre Kontakte auf
       anderen Plattformen aufzubauen. Hinzu kommt, dass ihre Adressat:innen –
       darunter auch Ministerien, Nichtregierungsorganisationen, andere
       Aktivist:innen – weltweit nicht zwingend auf derselben Plattform
       unterwegs sein würden.
       
       Es ist ein Dilemma. Bleiben, aushalten oder Twitter-Profil löschen und neu
       anfangen? Für viele ist Twitter zu lebenswichtig, um sich diese Frage zu
       stellen. [3][Es ist deshalb die Aufgabe von Buschmann, der EU-Kommission
       und der US-Behörden, Musk in seine Schranken zu weisen].
       
       19 Dec 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Twitter-sperrt-Journalistinnen/!5903025
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       ## AUTOREN
       
   DIR Tanja Tricarico
       
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