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       # taz.de -- Drohende Abschiebung eines Vietnamesen: Für Sachsen eine gute Nachricht
       
       > Die drohende Abschiebung des Vietnamesen Pham Phi Son aus Chemnitz wird
       > nun doch noch einmal geprüft. Das müsste eine Selbstverständlichkeit
       > sein.
       
   IMG Bild: Pham Phi Son mit Familie
       
       Berlin taz | Die Härtefallkommission Sachsen hat den Fall [1][des
       Chemnitzer Vietnamesen Pham Phi Son] und seiner Familie zur erneuten
       Prüfung zugelassen. Das ist wenige Tage vor Weihnachten eine gute Nachricht
       für den von Abschiebung bedrohten ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter. Son lebt
       seit 1987 in Chemnitz und ist strafrechtlich nie in Erscheinung getreten.
       
       Allerdings wäre es überall anders als in Sachsen keine Nachricht, sondern
       eine pure Selbstverständlichkeit gewesen, dass sich eine
       Härtefallkommission mit einem Härtefall befasst. In [2][einer
       Onlinepetition] hatten sich fast 85.000 Menschen für ein Bleiberecht der
       Familie ausgesprochen.
       
       Dass Pham Phi Son überhaupt von Abschiebung bedroht ist, liegt daran, dass
       er 2016 zu lange Urlaub in Vietnam machte. Er blieb neun Monate, weil
       während des Urlaubs eine alte Kriegsverletzung wieder aufgeflammt war und
       vor Ort behandelt werden musste. Erlaubt sind Ausländern aber nur sechs
       Monate Urlaub außerhalb des Schengenraumes.
       
       ## Arbeit gäbe es eigentlich genug
       
       Als die Ausländerbehörde Chemnitz die lange Abwesenheit des Familienvaters
       ein Jahr später feststellte, entzog sie ihm das Aufenthaltsrecht. Und
       seiner gerade aus Vietnam nachgezogenen Frau sowie der neugeborenen Tochter
       gleich mit. Die Ausländerbehörde sorgte auch dafür, dass die Familie die
       Wohnung und der Mann die Arbeit verlor.
       
       2019 lehnte die Sächsische Härtefallkommission den eigentlich klassischen
       Härtefall ab. Negativ ausgelegt wurde Pham Phi Son, dass er zu schlecht
       Deutsch spreche. In diesem Sommer hatte der Vorsitzende der Sächsischen
       Härtefallkommission, der CDU-Politiker Geert Mackenroth, nach Gutsherrenart
       entschieden, den Fall nicht zur erneuten Prüfung zuzulassen.
       Formalrechtlich durfte er das im Alleingang entscheiden.
       
       [3][Son und seine Frau] haben inzwischen Deutschkurse besucht. Den
       Ausschlag, den Antrag diesmal anzunehmen, gab aber, dass sie jetzt beide
       arbeiten. Arbeitsangebote von Sächsischen Gastronomiebetrieben hatten sie
       seit langem, doch erst jetzt hat ihnen die Chemnitzer Ausländerbehörde die
       dazu benötigte Arbeitserlaubnis erteilt.
       
       ## Die Entscheidung lag im Ermessen der Behörden
       
       Dabei suchen Sachsens Gastronomen so händeringend Arbeitskräfte, dass diese
       sogar aus dem Ausland angeworben werde. Auch aus Vietnam. Son hat sein
       halbes Leben in der Gastronomie gearbeitet, bringt also die nötige
       Erfahrung mit. Seine Frau hingegen hat eine akademische Ausbildung und ist
       für diese Arbeit eigentlich überqualifiziert.
       
       Der sächsische SPD-Abgeordnete Frank Richter, der sich für die Familie
       einsetzt, spricht gegenüber der taz von „einer guten Nachricht vor dem
       Hintergrund der Probleme, die wir in Sachsen immer wieder mit behördlichen
       Fehlentscheidungen zu Bleiberechtsfragen haben“.
       
       Er hätte sich aber gewünscht, so Richter, dass eine Befassung der
       Härtefallkommission gar nicht nötig gewesen wäre, „sondern die
       Ausländerbehörde Chemnitz der Familie von sich aus ein Aufenthaltsrecht
       zugesprochen hätte“. Das hatte die Familie mehrfach vergebens mit
       anwaltlicher Hilfe beantragt, zuletzt im Herbst. Einen Rechtsanspruch haben
       sie nicht, die Entscheidung lag im Ermessen der Behörde.
       
       23 Dec 2022
       
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