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       # taz.de -- Serie „Ein Sturm zu Weihnachten“: Heilig Flughafen
       
       > „Ein Sturm zu Weihnachten“ ist das diesjährige Vanillekipferl unter den
       > Feiertagsserien. Allerhand skurrile Charaktere stranden in Oslo am
       > Flughafen.
       
   IMG Bild: Am Flughafen lässt sich einiges erleben
       
       Die große Migration in den Tagen vor Weihnachten sorgt jedes Jahr für
       Hektik und Tragik. Das Filmgenre, das diese [1][Zeit vor Heiligabend]
       behandelt, ist mittlerweile ein Klassiker: Viel Schnee, der alles lahmlegt,
       viele gebrochene Herzen, die am Ende wieder geflickt werden, viel „It’s
       christmas tomorrow“ – Jingle Bells.
       
       Das Vanillekipferl unter den Weihnachtsgeschichten liefert in diesem Jahr
       Netflix – mit der Miniserie „Ein Sturm zu Weihnachten“. Die spielt am
       Flughafen von Oslo, wo ein Schneesturm den kompletten Flugverkehr
       lahmgelegt hat. Entsprechend sind allerhand Leute hier gestrandet. Im Laufe
       der 6 Folgen lernen wir sie alle näher kennen: die schwedische Popsängerin,
       deren Plakate riesengroß im Flughafen hängen, den alten Herren, der weder
       weiß, wo er ist, noch, wo er herkommt, geschweige denn, wo er hin will, den
       Mann im Hawaiihemd, der nach Malaga zu seiner erfundenen Ehefrau will, die
       Flughafenseelsorgerin, den todkranken Barkeeper, die
       Kofferbeförder*innen, den vergessenen Hund und die gestresste
       Kleinfamilie, den Promischauspieler auf Nikotinentzug.
       
       Es gibt jede Menge Sätze über Flughäfen: „Flughäfen sind aufregende Orte
       voller Leben“, sagt beispielsweise eine Frau zu einem Piloten, der aber
       überhaupt keine Lust hat, über seinen Arbeitsplatz zu sprechen. „Man kommt
       immer viel zu früh oder viel zu spät an den Flughafen“, konstatiert
       hingegen der schwedische Popstar und philosophiert im Fortgang über das
       Hauptmotiv eines jeden Weihnachtsklassikers: Freunde und Einsamkeit.
       
       ## „Nicht der echte Weihnachtsmann“
       
       Zu einem guten Klassiker dieses Genres gehört auch eine Portion Slapstick.
       Dafür sorgt hier der Flughafen-Weihnachtsmann. Der Reihe nach kommen Kinder
       zu ihm und nennen ihre Weihnachtswünsche: „IPhone“, „IMac“, „IPod“,
       „Chanel-Tasche“ hört er in einer Tour.
       
       Einem Kind erklärt der Weihnachtsmann schließlich, dass sein Wunsch so
       teuer wie ein ganzer Monatslohn sei, woraufhin das Kind antwortet: „Du bist
       [2][nicht der echte Weihnachtsmann].“ Einen Satz, den man zwar auch schon
       öfter gehört hat, aber noch nie in diesem kapitalismuskritischen Kontext.
       Dafür allein schon lohnt sich das Anschauen.
       
       24 Dec 2022
       
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