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       # taz.de -- Thunberg, Musk und der Gaspreis: Heuchelei und Leckerli
       
       > Thunberg lästert über kleine Pimmel, Musk fordert Qualität, und meine
       > Hündin ist zwar klüger, aber auch nicht unbestechlicher als mancher
       > Mensch.
       
   IMG Bild: Klimaaktivistin Greta Thunberg bei einer Kundgebung in Stockholm
       
       Wir müssen über Doppelzüngigkeit und Heuchelei reden“, sagt Frau Dr. Bohne,
       meine Assistentin, eine hochintelligente Mischung aus Rauhaardackel und
       Deutschem Jagdterrier. „Diese Eigenschaften scheinen mir doch auch in der
       letzten Woche des sich dem Ende zuneigenden Jahres die ausgeprägtesten bei
       euch Menschen zu sein.“
       
       „Wie kommen Sie darauf?“, frage ich. „Nun, nehmen wir Greta Thunberg. Sie
       hat einem Mann namens Andrew Tate, einem ehemaligen Kickbox-Champion und
       Möchtegern-Playboy, böse Worte geschrieben.“ „Ich weiß. Na und?“, antworte
       ich. „Er hat ihr via Twitter angekündigt, eine Liste seiner 33 Autos zu
       schicken. Und darauf hat Thunberg geantwortet, er möge das doch an
       smalldickenergy@getalife.com senden. Ich glaube, ich muss das nicht
       übersetzen, oder?“
       
       Bohne schüttelt den Kopf. Sie seufzt. „Also, ich habe keinen Zweifel an der
       Kleinpimmeligkeit dieses Typen“, sagt sie. „Überhaupt teile ich die
       Erkenntnis, dass Menschen, insbesondere Männer, häufig kleine, mickrige
       Körperlichkeiten – Hirn, Schwanz, Hände – mit großen, protzigen Dingen –
       Autos, Jachten, Knarren – kompensieren. Und ich finde es auch in Ordnung,
       das diesen Leuten verbal um die Ohren zu hauen.“ Sie überlegt. „Aber dass
       dies jetzt ausgerechnet Leute feiern, die sonst absolut empört sind über
       ‚body shaming‘ und ständig über ‚body positivity‘ reden, das ist doch
       ziemlich doppelzüngig, finden Sie nicht?“ Sie guckt mich fragend an.
       
       Ich nicke. „Sehe ich auch so. Übrigens: Die Personifikation von
       Doppelzüngigkeit sind Doppelagenten. Haben Sie, werte Frau Dr. Bohne, schon
       mitbekommen, dass ein [1][Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes]
       möglicherweise geheime Informationen an Russland weitergegeben hat?“
       
       ## Tadelnd fliegen die Hängeohren
       
       „Hab ich“, sagt Bohne. „Wahrscheinlich lukrative Doppelzüngigkeit. Was hat
       er dafür bekommen? Leckerlis? Wurde er erpresst? Oder ist er einfach ein
       Putin-Fanatiker?“ Tadelnd schüttelt sie ihr Köpfchen, ihre Hängeohren
       fliegen dabei hin und her. „Ihr Menschen seid schon eine seltsame Spezies!
       Wobei ich nicht verschweigen will, dass wir Hunde auch durchaus anfällig
       für Bestechung sind.“
       
       Bohne und ich sind überzeugt, dass das Doppelzünglein der Woche, ach was,
       des Jahres!, Wladimir Putin ist. Bricht mitten in Europa einen Krieg vom
       Zaun, sagt aber, dass man das nicht Krieg nennen dürfe. „Diese Woche hat er
       mehrere Kriegsschiffe eingeweiht“, berichtet meine Hündin. „Wie nennt er
       die Kähne? Ausflugsdampfer?“ Sie kichert bellend. „Depperter Volltrottel!“,
       murmelt sie, woran man merkt, dass sie durch und durch Wienerin ist.
       
       Apropos Russland: [2][Die Gaspreise] sind diese Woche gefallen. Milde
       Temperaturen, niedriger Verbrauch. „Aber für uns wird’s trotzdem nicht
       billiger“, sage ich verärgert. „Ja, weil die Versorger langfristige
       Verträge abschließen“, antwortet Bohne. „Die Verbraucher werden es, wenn
       überhaupt, in ein paar Monaten spüren.“ Jetzt bin ich es, der den Kopf
       schüttelt. „Wenn was teurer wird, wird das sofort weitergegeben. Aber wenn
       etwas billiger wird, dauert es. Das ist so heuchlerisch!“
       
       „Genauso heuchlerisch wie die Mail von [3][Elon Musk] an die
       Tesla-Mitarbeiter“, findet Bohne: „Sie sollten sich doch bitte richtig ins
       Zeug legen und Qualität produzieren, denn Qualität setze sich durch.“ „Hat
       er nicht Unrecht“, sage ich. „Ja“, stimmt mir Bohne zu, „aber er tut das
       doch nur, damit der Kurs der Tesla-Aktie, der schneller abgestürzt ist als
       ich meinen Napf leer fresse, wieder steigt! Den Absturz hätte er verhindern
       können, indem er nicht so viel Blödsinn redet und twittert!“
       
       „Da haben Sie nicht Unrecht“, lobe ich meine Assistentin. „Aber die Mail
       scheint zu wirken, der Aktienkurs ist wieder gestiegen.“
       
       „Apropos steigende Kurse: Können Sie bitte meinen Napf füllen? Wird Zeit
       für ein festliches Mahl zum Ende des Jahres! Immerhin hat Dr. Drosten die
       Pandemie diese Woche für beendet erklärt, und wir könnten jetzt auch über
       Autoritätsgläubigkeit von Deutschen und Hunden reden, aber das machen wir
       dann im nächsten Jahr.“
       
       30 Dec 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Hasnain Kazim
       
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