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       # taz.de -- Rückzug von der Ifa: Adieu, ihr Alten
       
       > Die ARD zieht sich von der IFA zurück und will dafür ihre Präsenz auf der
       > re:publica stärken. Das Ziel: sich mit jungem Publikum austauschen.
       
   IMG Bild: Messestand der ARD auf der IFA 2022
       
       Als die ARD 2017 [1][der IFA] den Laufpass gab und sich der re:publica
       zuwandte, war das ein erster konsequenter Schritt in Richtung digitale
       Zukunft. Halt, Stopp! Die ARD hat die IFA 2017 gar nicht als so genannte
       „Leitmesse“ gestrichen und durch die re:publica ersetzt. Zwar hatten vor
       fünf Jahren einige in der ARD die Zeichen der Zeit erkannt (Offenlegung:
       Ich war damals Sprecher des vom MDR geführten ARD-Vorsitzes), aber mit der
       Umsetzung hat es ein bisschen gedauert. Genauer gesagt, bis diese Woche.
       
       Mit fünfjähriger Verspätung haben die Intendant*innen jetzt
       nachvollzogen, was damals schon höchst sinnvoll war. „Die ARD war über
       viele Jahre gerne zu Gast bei der IFA und hat sich dort dem Publikum
       präsentiert“, sagt der amtierende [2][ARD-Clubobmann Tom Buhrow] vom WDR.
       Bloß dass sie da in den vergangenen Jahren ziemlich alleine war. D
       
       Die Privatsender und auch das ZDF haben dem Gewusel rund um sprechende
       Kühlschränke und „Digital Health“ schon vor über einem Jahrzehnt die kalte
       Schulter gezeigt. Denn die IFA hat schon lange nichts mehr mit Rundfunk zu
       tun. Das hat „die inspirierendste Messe für Consumer Electronics und Home
       Appliances“ (IFA-Eigenwerbung) längst selbst erkannt und 2005 die
       „Internationaler Funkausstellung“ aus dem Titel gestrichen. Seitdem
       firmiert sie nur noch als „IFA“.
       
       Bloß der RBB mietete tapfer für die ARD weiter Jahr für Jahr ’ne halbe
       Messehalle. Zuletzt die mit der Nummer 2.2, was nach taz-Recherchen allein
       für die Miete eine knappe halbe Million Euro kostete. Dass hier auch ein
       gewisser Wolf-Dieter Wolf eine Rolle gespielt haben könnte, ist laut RBB
       dagegen ausgeschlossen. Der war bekanntermaßen ja bis zum Sommer
       Aufsichtsratschef der RBB-Media (zuständig für kommerzielle Aktivitäten),
       Vorsitzender des RBB-Verwaltungsrats (zuständig für Finanzen) und
       Aufsichtsratschef der Messe Berlin (zuständig unter anderem für die IFA).
       Aber laut RBB in den ganzen ARD-IFA-Spaß „nicht involviert“.
       
       ## Vorbild BBC
       
       Lassen wir das mal so stehen. Denn „nun ist die Zeit für neue
       Dialogformate, um unmittelbarer und kontinuierlich mit allen Menschen im
       Gespräch zu bleiben“, so Tom Buhrow zum Wechsel zu re:publica. Quasi mit
       dem gleichen Wortlaut („Wir haben hier unmittelbaren Kontakt mit einem
       überwiegend jüngeren Publikum“) hatte sich die ARD zwar auch damals ihr
       IFA-Engagement schön gequatscht.
       
       Aber auf der re:publica können alle noch was lernen. Zum Beispiel, wenn
       dort nächstes Jahr [3][die BBC] erzählt, wie sie bis 2030 alle linearen TV-
       und Radioprogramme stilllegen und komplett ins Internet gehen will. „Bei
       der IFA gibt es auch was zu lernen“, sagt die Mitbewohnerin. „Und
       vielleicht findet sich dort das richtige Home-Entertainment-Center für die
       WG. Dieses Projekt läuft auch schon 13 Jahre!“
       
       16 Dec 2022
       
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   DIR Steffen Grimberg
       
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