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       # taz.de -- Harvey Weinstein erneut verurteilt: Schuldig in weiteren Punkten
       
       > Der im Gefängnis sitzende Harvey Weinstein wird für weitere Taten
       > verurteilt – auch für Vergewaltigung. Jetzt drohen ihm zusätzliche Jahre
       > Haft.
       
   IMG Bild: Steht erneut wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung vor Gericht: Harvey Weinstein
       
       LOS ANGELES dpa | Harvey [1][Weinstein sitzt] seit 2020 eine langjährige
       Haft wegen Sexualstraftaten ab – jetzt kommen weitere Jahre dazu: Zwölf
       Geschworene in Kalifornien haben den ehemaligen Hollywood-Mogul in drei
       Anklagepunkten, darunter Vergewaltigung, schuldig gesprochen. Nach mehr als
       40-stündigen Beratungen über zehn Tage hinweg gab die Jury am Montag
       (Ortszeit) im Gericht in Los Angeles das Urteil bekannt.
       
       Doch es war keine totale Niederlage für den 70-jährigen Weinstein. In einem
       Fall wurde er freigesprochen, in drei weiteren Anklagepunkten konnten sich
       die acht Männer und vier Frauen nicht auf ein einstimmiges Urteil einigen.
       Für diese drei Vorwürfe, darunter Vergewaltigung und erzwungener
       Oralverkehr, stellte die Richterin ein sogenanntes Fehlverfahren
       („Mistrial“) fest.
       
       Im Falle eines Schuldspruchs in allen Anklagepunkten drohten Weinstein über
       60 Jahre Haft. Laut Mitteilung der Staatsanwaltschaft sind nun immerhin
       noch bis zu 24 Jahre Haft möglich. Das Strafmaß soll zu einem späteren
       Zeitpunkt verkündet werden.
       
       Das seit Oktober laufende Verfahren drehte sich um sieben Anklagepunkte,
       darunter [2][Vergewaltigung und andere sexuelle Übergriffe]. Die Vorwürfe
       stammten von vier Frauen in einem Zeitraum von 2004 bis 2013. Die meisten
       [3][Übergriffe] sollen in Hotels in Beverly Hills stattgefunden haben.
       
       ## „Degenerierter Vergewaltiger“
       
       Nach Darstellung von Weinsteins Verteidigern waren sexuelle Handlungen
       einvernehmlich oder einige der vorgebrachten Vorwürfe von den Frauen frei
       erfunden. Weinsteins Anwälten zufolge hätten die Klägerinnen mit dem
       einflussreichen Filmproduzenten Sex gehabt, um in Hollywood weiterzukommen.
       Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten als „degenerierten
       Vergewaltiger“ dargestellt, der seine Macht dazu benutzt habe, Frauen
       nachzustellen und wie ein Raubtier zu handeln.
       
       Die drei Schuldsprüche betrafen ein als Jane Doe 1 umschriebenes Model, das
       im Zeugenstand erklärt hatte, sie sei im Februar 2013 für ein Filmfestival
       aus Rom nach Hollywood gereist. Weinstein sei unter dem Vorwand, reden zu
       wollen, in ihr Hotelzimmer gekommen. Er habe sie dort zum Oralverkehr
       gezwungen und vergewaltigt, sagte sie unter Tränen aus.
       
       „Harvey ist natürlich von dem Urteil enttäuscht“, sagte Weinstein-Sprecher
       Juda Engelmayer in einer Mitteilung. Sie glaubten aber, dass der Fall von
       Jane Doe 1 in einem Berufungsverfahren anzufechten sei. Weinstein sei
       entschlossen, weiter juristisch vorzugehen.
       
       Weinsteins Anwaltsteam hat kürzlich Berufung gegen dieses Urteil eingelegt.
       Eine Entscheidung darüber könnte 2023 fallen. Doch mit dem neuerlichen
       Schuldspruch dürfte der einst mächtige Hollywood-Mogul, der mit seiner
       Firma Erfolgsfilme wie „Der englische Patient“, „Pulp Fiction“, „Good Will
       Hunting“ oder „Gangs of New York“ produzierte, seine Hoffnungen auf eine
       baldige Freilassung aufgeben.
       
       Weltweit sahen Betroffene eigene Erlebnisse in denen der mutmaßlichen
       Weinstein-Opfer wieder. Unter dem Schlagwort „Me too“ („Ich auch“) fanden
       sie öffentlich Gehör – mit Folgen für weitere einflussreiche Leute, die
       angeprangert, gefeuert oder angeklagt wurden. Seit 2017 haben mehr als 80
       Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
       
       20 Dec 2022
       
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