# taz.de -- Podcast über Disneyfilme: Probier’s mal mit Kritik
> Der Podcast „Sei hier Gast“ spricht über Disneys Prinzessinnen,
> Bösewichte und Realverfilmungen. Dabei bleibt die Kritik an der
> Oberfläche.
IMG Bild: Mogli und Balu der Bär aus dem Dschungelbuch von 1967
Es scheint, als seien die Moderatorinnen Franzi und Shari dem Zauber von
Disney komplett verfallen. In unregelmäßigen Abständen sprechen die Frauen
in „Sei hier Gast“ über verschiedene Figuren und Szenen in Disneyfilmen.
Eine Folge kann dabei gut mal drei Stunden lang sein – was auch daran
liegt, dass die beiden eine Weile brauchen bis sie überhaupt ins Thema
einsteigen. In der Restzeit beweist der Podcast, dass es noch Menschen
gibt, die endlos über Disney schwafeln können, ohne sich wirklich kritisch
damit auseinanderzusetzen.
Franzi ist Redakteurin bei RTL, Shari Bloggerin und Tättowiererin. Beide
sind Disneyfans, Franzi arbeitete sogar mal im Disneyland Paris, dem
„glücklichsten Ort der Welt“. Für Kinder seien die Animationsfilme „ganz
genauso wichtig wie Laufen lernen“ und ein „absoluter Bestandteil einer
jeden Kindheit“. Dabei übersieht sie, dass die teils sehr rassistischen
Filme für [1][nichtweiße Kinder] alles andere als zauberhafte Märchen sind.
Immer wieder versuchen die beiden, die erfolgreichen Filme kritisch zu
hinterfragen – doch sie bleiben dabei lediglich an der Oberfläche. So wird
der Film „Peter Pan“ und dessen Protagonist für sein Selbstbewusstsein als
„unerträglich egoistisch“ kritisiert, aber die stereotype Darstellung der
indigenen Bevölkerung mit roter Haut, Federn im Haar und wenig gebildet
klingender Sprache thematisieren sie nicht.
## Und das Dschungelbuch oder Aristocats?
Bei „Dumbo“ wird immerhin die Krähen-Szene aufgegriffen, in der das
Stereotyp des singenden und tanzenden Schwarzen „Jim Crow“ auftaucht. Dass
aber zu Beginn desselben Films Schwarze Menschen als gesichtslose, singende
[2][Sklaven] gezeigt werden, wird nicht erwähnt.
Weitere Kritik wie weiße Schönheitsideale, Beteiligung an Kriegspropaganda
oder Arbeitsbedingungen in den Vergnügungsparks bleibt aus. Stattdessen
klingen die Folgen, als würde man Cinderella und Schneewittchen beim
Kaffeeklatsch zuhören.
6 Jan 2023
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## AUTOREN
DIR Shoko Bethke
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